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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall
Autoren: Horst Hoffmann
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»Der dumme Beuteldrache muß sich von allen anhören, daß er eben nur ein dummer Beuteldrache ist! Der dumme Beuteldrache verschwindet jetzt, aber dann ruft ihn nicht, wenn ihr wieder seine Hilfe braucht!«
    Damit schritt er erhobenen Hauptes von dannen, auf den Wurzelstock unterhalb der Pueblostadt zu, der einmal einen mächtigen Baum des Lebens getragen hatte. Gerrek warf dem dreimal mannshohen Trieb einen flüchtigen Blick zu. Der Lebensbaum mußte einmal seine gewaltige Krone über Carlumen gebreitet haben, bis die Dunkelmächte ihn fällten. Später war dieser schmächtige Sproß aus ihm gewachsen und dann wieder verdorrt.
    Erst dann, so hieß es, wenn einer der Äste wieder eine Knospe zeigte, würden auch bessere Zeiten für die Lichtwelt anbrechen.
    Gerrek setzte sich mit dem Rücken zum Trieb auf den zehn Schritte durchmessenden Stumpf.
    Dann schluckte er.
    Ganz langsam drehte er den Kopf.
*
    Als die Magiekundigen Mythor die Brücke betreten sahen, zeigte kaum einer von ihnen noch große Begeisterung. Der Flug, den so viele Besatzungsmitglieder für sinnlos hielten, zermürbte sie. Selbst Nadomir und Sadagar hatten sich der Forderung angeschlossen, einen neuen Kurs einzuschlagen, die Schlange Yhr zu zwangen, sie auf direktem Weg in die Düsterzone und schließlich nach Gorgan zu führen. Den Ausschlag, wo das neue Ziel liegen sollte, hatte dabei ausgerechnet Tobar gegeben, der Mythor wie einen Halbgott verehrte. Daran hatte sich nichts geändert. Doch die Krieger drängten darauf, sein Heimatland Tata anzusteuern. Dort sollte es ein Dämonentor geben, an dem sich die Heerscharen der Finsternis zum Einfall nach Gorgan sammelten.
    Entsprechend groß war die Erleichterung, als Mythor sich vor dem Steuertisch aufbaute und laut verkündete:
    »In Quyls Namen, verlassen wir diese Route. Wir fliegen nach Tata oder so weit die schweren Lüfte der Schattenzone uns an das Land der Tatasen herantragen. Yhr hat sich dazu bereit erklärt, Carlumen in diesen Bereich zu führen, nachdem ich ihr versprach, dafür den Knoten etwas zu lockern.«
    »Endlich!« rief Fronja aus. »Joby, lauf zu Tertish und sage es ihr und den Kriegern! Ich freue mich, Mythor, daß du wieder bei Kräften bist. Eben noch warst du…« Sie lachte. »Du wirkst wie neugeboren.«
    »Ich fühle mich auch so«, lächelte er.
    Allein Cryton teilte die allgemeine Erleichterung nicht. Er legte die Stirn in Falten und fragte:
    »Glaubst du nicht, daß es ein Wagnis ist, Yhr zuviel Spielraum zu lassen?«
    Mythor zog das Schwert aus der Scheide und deutete mit der Klinge auf das Steuerpendel, dann auf den Tisch mit dem Heptagramm. Die sechs DRAGOMAE-Kristalle lagen auf sechs der sieben Sternpunkte.
    »Yhr wird es nicht noch einmal wagen, uns in eine Falle zu locken. Mit jedem Stein gewinnen wir mehr Macht über sie! Du steuerst einen vorläufigen Kurs, Cryton. Den genauen kann ich dir nennen, wenn ich Caerylls Karte noch einmal studiert habe.«
    Damit steckte er Alton zurück und nahm zwei der Kristalle, machte Cryton einige Angaben und zog sich von der Brücke zurück.
    Der Tätowierte war von den Göttern gestraft worden, weil er den Menschen zu sehr geholfen und dabei versagt hatte, Mythor ein Leben an der Seite der Heroen und Halbgötter schmackhaft zu machen. Nun blickte er Mythor sehr nachdenklich hinterher. Seine Körperbemalungen waren ihm zwar belassen worden, doch fehlte ihnen nun jegliche magische Kraft.
    »Findet ihr nicht«, fragte er in die Runde, »daß er sich mehr als merkwürdig benimmt?«
    »Du meinst seinen Sinneswandel?« Fronja lachte. »Lange genug war er bedrückt und…«
    Cryton schüttelte heftig das Haupt.
    »Nicht nur das, Fronja. Ich weiß jetzt, was mich an ihm störte. Wir werden Gerrek wohl Abbitte zu leisten haben. Und es wird nicht bei diesem ersten Versuch bleiben, uns ins Verderben zu führen.«
    »Was redest du da?« fragte Sadagar verwundert.
    »Auf gewisse Weise ist er Mythor. Er hat sogar soviel von ihm, daß selbst ihr den Trug nicht durchschaut. Doch ihr saht seine Klinge.«
    Nadomir holte tief Luft.
    »Sie leuchtete nicht! Wir durchfliegen eine Zone ohne viel Licht. Meinst du das, Cryton? Sie hätte leuchten müssen!«
    »Wißt ihr überhaupt, was ihr da sagt?« flüsterte Fronja. »Dann… wo ist Mythor – der richtige Mythor!«
    »Und wo ist der andere jetzt mit den beiden DRAGOMAE-Bausteinen?«
    Fronja rannte aus dem Bug, gefolgt von den Gefährten. In ihren Händen blitzten die Waffen auf, als Carlumen sich
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