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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger
Autoren: Unbekannter Autor
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erklärt.
    >Und wie sieht es denn mit diesem Nigger-Prediger aus, der überall in den Kirchen herumzieht<,wollten die Typen wissen. >Von dem weiß ich auch nicht viel, mit diesen Sachen hatte ich nie was zu tun.< Der Typ dachte einen Augenblick nach. Dann schob er mir seine Karte über den Tisch. >Wenn Ihnen noch irgendwas einfällt oder falls Sie was von ihm hören, dann rufen Sie uns gleich an. Wenn wir ihn dann finden, kriegen Sie die zehntausend. Verlieren Sie die Karte nicht, sie ist gutes Geld wert.<
    >Die verlier ich bestimmt nicht<, habe ich ihm versichert. Hier ist sie übrigens.«
    Preacher musterte die Visitenkarte, die Tarz ihm gegeben hatte. Special Security Services Inc., Houston, Texas.
    Die Telefonnummer begann mit der Ziffer 8, was bedeutete, daß alle Anrufe kostenlos waren.
    »Das ist dieselbe Bande, die mich entführt hat«, sagte Joe.
    Preacher nickte schweigend und steckte die Karte in seine Tasche. »Vielen Dank«, sagte er.
    Tarz lächelte. »Wofür denn? Ich habe doch gar nichts getan.«
    »Für deine Liebe und Sorge«, sagte Preacher. Er wandte sich Joe und Beverly zu. »Was macht denn die Übergabe der Kirche an unsere Tochtergemeinden?«
    Joe lächelte. »Neunzig Prozent der Gemeinden haben das Geld eingezahlt und ihren Anteil erhalten. Der Rest kommt vermutlich in den nächsten vier Wochen. In den zehn Aktenordnern da drüben sind alle Verträge.«
    »Fein«, sagte Preacher. »Und wie sieht es mit der Stiftung für die Kinder aus?«
    »Das ist auch erledigt«, sagte Beverly und schob ihm einen großen braunen Umschlag zu. »Das ist die notariell beglaubigte, von der Bank bestätigte Stiftungsurkunde. Du brauchst nur noch deiner Ex-Frau die Abschrift zu schicken.«
    Preacher gab ihr den Umschlag zurück. »Schick du sie ihr, Beverly. Per Einschreiben, einen Tag vor dem Kreuzzug.«
    »Okay«, sagte sie.
    »Ist die Klage der Tochtergemeinden gegen Randies Stiftungsrat vorbereitet?« fragte Preacher.
    »Ja«, sagte Joe. »Als wir den Pfarrern die Anteile ausgehändigt haben, ließen wir uns gleich auch die entsprechende Vollmacht erteilen. Unsere Rechtsanwälte haben uns empfohlen, die Klage bei einem Bundesgericht in Kalifornien einzureichen, denn die Kirche der amerikanischen Christen ist eine Gesellschaft nach kalifornischem Recht, und in Texas hat Randle viel zuviel Einfluß. Er könnte die Sache zumindest verschleppen. Jetzt suchen wir gerade in San Diego den besten Richter für unseren Fall.«
    Preacher nickte.
    »Die Rechtsanwälte haben uns empfohlen, die Klage am Freitag vor dem Kreuzzug einzureichen und zugleich eine Einstweilige Verfügung zu beantragen, denn Labor Day ist ja ein Feiertag. Auf diese Weise werden der Kirche sofort alle Konten gesperrt, so daß Randle nicht an die Kollektengelder rankann.«
    Preacher holte tief Atem. »Dann werdet ihr für mich vor Gericht gehen müssen, denn ich werde an dem Tag nicht in San Diego sein.«
    Joe starrte ihn ungläubig an. »Wo willst du denn hin?«
    »Ich gehe nach Churchland. Da gehöre ich hin«, sagte Preacher. »Ich werde schließlich immer noch in allen Ankündigungen genannt. Ich soll die Schlußpredigt halten.«
    »Bist du verrückt?« fragte Joe. »Denkst du, nach allem, was Tarz dir gerade erzählt hat, die ließen dich lebend da rein?«
    »Sie können mich nicht daran hindern«, sagte Preacher gelassen.
    »Also, wenn du das wirklich tust, dann komme ich mit«, sagte Joe. »Und am besten nehmen wir gleich noch ein paar handfeste Brüder mit. Ich kann sie ja bitten, ein paar hübsche Überraschungen vorzubereiten. Am besten fangen wir gleich damit an.«
    »Niemand geht mit«, sagte Preacher. »Ich werde nicht zulassen, daß wegen mir irgend jemand verletzt wird. Keiner von denen, die für mich, und keiner von denen, die gegen mich sind. Ich bin gegen das Töten.«
    »Und du bist fest überzeugt, deine Feinde denken dasselbe, ja?« Joe war regelrecht wütend.
    »Wenn nicht, dann tun sie mir leid«, sagte Preacher.
    »Das nutzt dir auch nichts mehr, wenn du tot bist.«
    Preacher nickte. In seiner Stimme lag eine Endgültigkeit, die sie noch niemals gehört hatten und die keine Widerrede mehr zuließ. »Das wußte auch Jesus, als er nach Jerusalem ging, und doch bedurfte es eines Pontius Pilatus, der den Befehl zu seiner Hinrichtung gab.« Er sah sich am Tisch um. »Macht euch keine Sorgen um mich, meine Kinder. Ich werde überleben, so wie unser Herr überlebt hat.«
    Einundzwanzigstes Kapitel
    Das Schrillen des Telefons riß
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