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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger
Autoren: Unbekannter Autor
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verholfen, die nicht verhindern, daß Schulen verkommen, die Lehrer auf der Straße stehen und nur noch die Kinder der Reichen studieren können. Wir haben mit dazu beigetragen, daß ihr im Krankheitsfalle nur schlecht versorgt seid und euch die Renten gekürzt werden. Wir haben euer Geld Männern gegeben, die euch und euren Mitbürgern die Menschenrechte verweigern wollen, die gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter, Rassen und Konfessionen kämpfen, die zum Haß gegen die Mitbürger anderer Hautfarben aufrufen. Wir haben die Spenden, die ihr uns aus Liebe geschickt habt, Politikern zugeschoben, die Milliarden von Dollars für Raketen und Rüstung vergeuden und uns erzählen, wir müßten den Gürtel enger schnallen, damit kein Haushaltsdefizit entstünde, während sie der Bedrohung durch den Kommunismus begegnen.
    All diese Dinge haben wir im Namen des Herrn geduldet, abgesegnet und mit eurem Geld unterstützt, um unsere eigene Macht und unsere Stellung in dieser Gesellschaft zu sichern. Sind wir deshalb nicht genauso schlimm wie die machtgierigen Bürokraten des Ostblocks, die im Namen des Kommunismus ihr Volk unterdrücken? Jene Männer, über die wir uns täglich empören?
    Hier in meiner Hand halte ich ein Stück Papier voll Informationen, das der Computer dieser Kirche ausgedruckt hat. Daraus geht hervor, daß wir eure Kollekten, das Geld, das ihr Gott geben wolltet, benutzt haben, um das Land zu kaufen, auf dem ihr jetzt steht. Wir haben fünfundzwanzig Millionen Dollar dafür bezahlt, obwohl dasselbe Grundstück und alle Gebäude darauf vor sechs Jahren nicht mehr als fünf Millionen gekostet haben. Weitere zehn Millionen sind politischen Zecken zugute gekommen, die euch schaden. Sie sind in sogenannte Erziehungsprogramme gesteckt worden, die dafür sorgen, daß die Privilegien gewisser, angeblich christlicher Herrschaften nicht von sozialen Forderungen bedroht werden, daß rassische und religiöse Minderheiten unterdrückt und freie Menschen in der Entfaltung ihrer Sexualität eingeschränkt werden.
    Aber unsere größte Sünde ist bei alledem gar nicht bemerkt worden, obwohl sie gewiß die häufigste ist. Jeden Tag halten Fernsehkirchen wie die unsere euch davon ab, in die Gotteshäu-ser eurer Gemeinde zu gehen. Statt dessen locken wir euch an den Fernseher und setzen euch ein elektronisches Bild vor und heißen euch beten! Aber Gott ’ hat befohlen: >Du sollst dir kein Bildnis machen und anbetenc.
    Wegen all dieser Vergehen, derer ich mich schuldig gemacht habe, habe ich in eurem Namen zugunsten der Tochtergemeinden, den rechtmäßigen Eigentümern dieser Kirche, vor drei Tagen bei einem Bundesgericht in San Diego beantragt, die Kirche und ihr gesamtes Vermögen einem Zwangsverwalter zu unterstellen. Dadurch soll genau herausgefunden werden, welche Summen veruntreut und unterschlagen worden sind und wer sich daran bereichert hat. Ich habe soeben erfahren, daß meinem Antrag stattgegeben und ein Zwangsverwalter eingesetzt worden ist. Damit ist allem weiteren Mißbrauch ein Riegel vorgeschoben, und die Tochtergemeinden werden in den Besitz all des Geldes gelangen, das ihr uns geschenkt habt. Ich selbst werde mich einem Verfahren stellen, bei dem über meine Schuld oder Mitschuld befunden werden kann.«
    Preacher unterbrach sich für einen Moment. Totenstille herrschte auf den Tribünen. Kein Laut war in der Menge zu hören. Der Schock saß zu tief. Preacher faltete auf dem Geländer die Hände.
    »Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen den Herrn bitten, uns zu vergeben!«
    Lincoln schaltete die Publikumsmikrofone ein, um das Gebet der Gläubigen mit in der Sendung zu haben. Doch statt dessen kam ein wütendes Kreischen über die Lautsprecher. Die Bühnenkamera fing Randle ein, der in rasender Wut auf seinen Leibwächter und den Chef der Privatpolizisten einbrüllte. »Es ist mir ganz gleich, was ihr denkt! Legt den Hundesohn endlich um!«
    Schüsse peitschten über die Köpfe der Menge. Entsetzt starrte Lincoln auf den Monitor. Die erste Kugel riß Preacher seitlich die Brust auf, während die zweite seine betenden Hände durchschlug, als sein Körper zur Seite flog. Haltsuchend griff er nach dem Scheinwerferkreuz, als ein drittes Geschoß seine Füße traf. Das Kreuz, das der Sterbende eisern umklammert hielt, löste sich aus der Befestigung, und Preacher stürzte über die Brüstung. Sein Körper überschlug sich in der Luft und landete ausgestreckt auf dem Kreuz.
    Instinktiv richtete Lincoln die
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