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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.
Autoren: Ephraim Kishon
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bei uns noch nie den geringsten Bedacht auf die Erfordernisse des Fremdenverkehrs genommen hat. Jahrhundertelang saßen Griechen und Römer in unserm Land - und was haben sie hinterlassen, um es zu einem lohnenden Reiseziel für das Ehepaar Ginsberg aus der Bronx zu machen? Nichts als ein paar schäbige Säulen in Caesare und einen Marmorkopf mit abgebrochener Nase in Sakalon. Gewiß, laut biblischem Protokoll pflegte Samson durch die Straßen dieser Stadt zu schlendern. Aber was hilft uns das, wenn das offizielle Fremdenverkehrsamt bis heute vergebens nach des Esels Kinnbak- ken sucht, mit denen er damals, als er noch Haare hatte, die Philister zu Brei schlug... Wirklich, wir wollten uns ein Beispiel an den Schmetterlingen von Rhodos nehmen. Sie führen uns so recht vor Augen, was wir alles nicht tun, um die touristischen Attraktionen auszuwerten, die dem Land der Bibel innewohnen.
     
    KOMMEN SIE INS SONNIGE ISRAEL!
     
    ist schon die einfallsreichste Propaganda, zu der sich unsere Werbeplakate aufschwingen. Dabei würde uns die Bibel so anziehende Texte ermöglichen wie:
     
    SIE DURCHQUEREN TROCKENEN FUSSES DAS ROTE MEER, WENN SIE IN ELAT WASSERSKI FAHREN!
     
    Oder diesen, mehr für den männlichen Typ:
     
    ANGLER - AUF NACH JAFFA!
    DIE WALFISCHE WARTEN!
    JEDER SEIN EIGENER JONAS!
     
    Oder warum steht die Sonne nicht wenigstens einmal wöchentlich über Gibeon still, wie sie es für Josua im Krieg gegen die Amoriter mit größter Bereitwilligkeit getan hat? Das wäre doch eine Sensation:
     
    LASSEN SIE SICH IN DER SONNE VON GIBEON BRÄUNEN!
    24 STUNDEN STILLSTEHENDER BETRIEB!
    NEU! EINMALIG! UNÜBERTROFFEN!
     
    Aber woher denn. Auch in diesen Dingen hat Israel auf keine Unterstützung zu rechnen. Die Sonne bleibt nicht für eine Minute über Gibeon stehen, die Walfische sind in ruhigere Gewässer übersiedelt und schlucken keine Propheten mehr (sondern überlassen sie der Meteorologie), und Nazareth, wo Jesus gelebt und gewirkt hat, lebt zwar noch, aber es wirkt nicht mehr. Es ist eine typisch arabische Stadt geworden, mit der sich weit eher für Mohammed Reklame machen ließe, aber da ist uns Mekka leider schon zuvor gekommen. Bethlehem hingegen - bitte bedenken Sie: Bethlehem! - liegt in Jordanien, also jenseits unsrer Grenze, wenn auch nur ein Paar Meter. Man kann den Stall, in dem der Nazarener geboren wurde, mühelos mit freiem Auge sehen. Die Grenze führt knapp an ihm vorbei. Das wurde von der Grenzziehungskonferenz so festgelegt.
    Und wo fand diese Konferenz statt? Natürlich auf der Insel Rhodos.
    Na ja. Was soll man schließlich von einer Insel erwarten, in deren »Tal der Millionen Schmetterlinge« kein einziger Schmetterling zu finden ist...
     
     

Von Statuen, Gelegenheitskäufen und Gondeln
     
     
    Ein viel zu langes Kapitel, in dem der Autor versucht, sich von den sogenannten »Tatsachen« unabhängig zu machen. - Anspruch auf Sonderbehandlung, oder wie man vollkommen mühelos in den Genuß einer siebzigprozentigen Ermäßigung auf den Italienischen Staatsbahnen gelangt. - Feldzug gegen die Spaghettiplage. - Ein Reiterstandbild für jeden Haushalt. - Haben Luigis Frau und seine Schwiegermutter recht, und wo zum Teufel ist das Hotel Excelsior? - Pappa kauft ein Zauberpulver und bekommt keinen Kuß. - Der Schiefe Turm von Pisa steht in Wahrheit kerzengerade. - Heiliger Krieg gegen die venezianischen Gondolieri. Niederlage im Trinkgelddschungel.
     
    Wir sind in unsrem Reisebericht an einem kritischen W Kreuzweg angelangt und müssen Sie, geneigter Leser, mit bestimmten revolutionären Grundsätzen bekanntmachen, die uns bei der Niederschrift dieses Buches geleitet haben.
    Warum sich das so verhält, wissen wir nicht: Aber es ist nun einmal in der gesamten Weltliteratur üblich, daß ein Autor bei der Abfassung eines Romans, einer Novelle, eines Theaterstücks und besonders eines Gedichts alles niederschreiben kann, was ihm gerade in den Sinn kommt. Nur bei Reiseberichten - und nur bei Reiseberichten - muß er sich an die Tatsachen halten. Der Autor des vorliegenden Reiseberichts berechnete, daß er, um dem eben formulierten Anspruch der Tatsachen gerecht zu werden, zehn bis fünfzehn der besten Jahre seines Lebens darauf verwenden müßte, sämtliche Quellen zu studieren, unter den jeweils geschilderten Völkerschaften zu leben, ihre Geschichte und ihre Statistiken zu durchforschen und dergleichen mehr. Aber das fällt ihm gar nicht ein. Dazu hat er weder die nötige Zeit noch das nötige
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