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Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.

Titel: Der seekranke Walfisch. Oder: Ein Israeli auf Reisen.
Autoren: Ephraim Kishon
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Geld.
    Außerdem ist er fest überzeugt, daß gerade der erste Eindruck, gleich nach Verlassen des Flugzeugs, des Schiffs oder der Eisenbahn, das einzig richtige Bild eines fremden Landes und eines fremden Volkes vermittelt. Wer den Fehler begeht, sich längere Zeit in einem Land aufzuhalten, beginnt allmählich zu verstehen, was man ihm erzählt, wird durch allerlei Sehenswürdigkeiten abgelenkt, entdeckt vorzügliche Restaurants, lernt nette Leute kennen und verliert, kurzum, jene Fähigkeit zur vorurteilslosen Betrachtung, die er bei seiner Ankunft in so durchdringendem Maße besaß.
    Keine solche Gefahr hat uns auf unsrer Reise bedroht, denn wir machten es uns zum Prinzip, nirgends länger als ein paar Tage zu bleiben. Daher die strotzende Kraft und Unmittelbarkeit dieses Buchs, seine enzyklopädische Befassung mit scheinbaren Nebensächlichkeiten, seine einwandfreie von Fakten und Ziffern garantiert unabhängige Zuverlässigkeit. Literarisch gehört dieses Buch in die von den Angelsachsen mit Recht geschätzte Kategorie der sogenannten »science fiction«.
    Vielen Dank für Ihre freundliche Aufmerksamkeit. Wir sind mittlerweile in Rom angekommen.
    Die leider allzu kurze Begegnung mit unsrer großen Liebe Italien hatte ihren Ursprung noch in Israel, als unser Reisebüro uns mitteilte, daß wir für alle Länder der Welt die nötigen Visa bekommen hätten, zur Erlangung des italienischen jedoch persönlich auf dem Konsulat erscheinen müßten. Warum? Weil der Antragsteller - mit anderen Worten ich - als bekannter Schriftsteller und Journalist Anspruch auf bevorzugte Sonderbehandlung hätte.
    Auch gut.
    Ich ging also aufs italienische Konsulat und reihte mich in die dichte Schlange der im Vorraum Wartenden ein.
    Kaum eine Stunde später stand ich vor einem nervösen, sichtlich überlasteten Beamten, der nur italienisch sprach und mit einer himmelwärts gerichteten Handbewegung das Wort »giornalisti« hervorstieß. Damit wollte er mir zu verstehen geben, daß ich einen höher gelegenen Amtsraum aufsuchen mußte, weil ich Anspruch auf bevorzugte Sonderbehandlung hätte.
    Auch gut.
    Ich erklomm das oberste Stockwerk und machte dort jene zweite Sekretärin ausfindig, die man mir in den tiefer gelegenen Stockwerken als die für meinen Fall zuständige angegeben hatte. Sie teilte mir in italienischer Sprache mit, daß die italienische Regierung für bekannte Künstler und Wissenschaftler, die Italien besuchen wollen, einen besonderen Ausweis bereithielte, der dem Inhaber eine siebzigprozentige Fahrpreisermäßigung auf den italienischen Staatsbahnen zusichere und von ihm persönlich in Empfang genommen werden müsse, weshalb unser Reisebüro... aber das wußten wir ja schon. Meine Ehefrau - die beste Ehefrau von allen, die mich immer und überall begleitet - konnte ihre Freude über diese Gunst des Schicksals nicht verbergen und beschloß an Ort und Stelle, für die solcherart eingesparte Geldsumme auf dem Florentiner Strohmarkt drei weitere Handtaschen zu kaufen. Ich meinerseits blätterte den Gegenwert von sechshundert Lire vor die Beamtin hin und wurde gebeten, mich am nächsten Tag zur Erledigung der restlichen Formalitäten nochmals einzufinden.
    Auch gut.
    Als wir pünktlich am nächsten Tag wieder bei der Sekretärin erschienen, erwies sich, daß sie uns den wundertätigen Ausweis leider nicht einhändigen konnte, weil das zu den unabdingbaren Vorrechten des italienischen Außenministeriums gehörte. Sie hatte jedoch schon drei dringende Telegramme nach Rom gerichtet, wo das Dokument im »Officio Stampa« für uns vorbereitet sei.
    »Signorina«, widersprach ich auf italienisch, »ich habe nicht die Absicht nach Rom zu fahren.«
    »Sie müssen«, widersprach nun ihrerseits die Sekretärin. »Rom im Herbst ist einfach großartig.«
    Ich machte ihr den Kompromißvorschlag, daß ich dann eben meinen Anspruch auf Fahrpreisermäßigung diesmal nicht geltend machen würde, aber sie blieb unerbittlich: »Die italienische Regierung legt größten Wert darauf, daß Sie ganz Italien sehen!«
    Auch gut.
    Wir landeten in Neapel, sahen es und starben. Dann fuhren wir mit dem Zug nach Rom, vorläufig noch zu vollem Preis. Um drei Uhr früh kamen wir an und baten einen verschlafenen Taxichauffeur, uns zu einem billigen Hotel zu fahren. Da er nur italienisch verstand, führte er uns zum Grand Hotel Maje- stic, das wir allen Millionären unter unseren Freunden aufs wärmste empfehlen können; es ist eine anheimelnde kleine
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