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Der Schrecken aller Geister

Der Schrecken aller Geister

Titel: Der Schrecken aller Geister
Autoren: Wolfgang Ecke
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Rrrrrrrrr...
    „Da ist einer draußen, der klingelt. Was meinst du?“
    Rrrrrrrrr... Rrrrrrrrr... Rrrr... Rrrrrrr...
    „Das ist sogar ein Ungeduldiger. Einer, der mit Zeichensprache klingelt. Soll ich aufmachen oder nicht, he? Wenn du einmal bellst, lasse ich ihn draußen stehen, und wenn du zweimal bellst, gehe ich nachgucken, hehehe, ein prima Spiel, was, Pinsel?“
    Rrrrrrrrrrrrrrrrrr...
    „Wau-wau!“
    „Also meinetwegen“, stöhnte der kleine Detektiv.
    Er erhob sich, wischte sich mit dem Handrücken den Buttermilchschnurrbart aus dem Gesicht und humpelte zur Tür. Das Humpeln lag daran, weil er den linken Riesenschuh schon ausgezogen hatte.
    Es war ein großer, vornehmer Mann, der nun dem kleinen Detektiv gegenüberstand. Alles an ihm war vornehm: die Schuhe mit den weißen Gamaschen, das Stück Hose, das unter dem vornehmen Mantel hervorlugte, das Gesicht, der Hut in den Händen und das Lächeln in dem vornehmen Gesicht.
    „Sie sind aber ein heftiger Klingler!“ sagte Balduin Pfiff und versuchte ebenfalls, ein vornehmes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern.
    „Ich darf Sie vielmals für meine Ungeduld um Verzeihung bitten, aber ich glaubte, daß die Möglichkeit bestehen könnte, daß man mein erstes Klingeln überhört hätte!“
    Balduin Pfiff runzelte die Augenbrauen. Wollte der Vornehme ihn verpusten, oder meinte der es wirklich ernst mit diesem dreimeter-vierzig langen Satz. Nein, stellte Balduin nach einem blitzschnellen Erkundungsblick fest, der meinte es ernst. Noch einmal ging erden Satz langsam durch, ließ ihn sozusagen geräuschlos an seinem Ohr vorüberziehen.
    „Stimmt!“ sagte er, und es klang nach Anerkennung.

    „Bitte, mein Herr, was stimmt?“
    „Der Satz eben, mein Herr! Dieser vornehme Wortbandwurm! Darf ich mirdie Frageerlauben, ob der Überfall mir gilt?“
    „Höhöhöhöhö“, lachte der vornehme Herr leise (vornehme Herren lachen immer leise, nur vornehme Damen nicht!), „wenn Sie Herr Balduin Pfiff sind, dann darf ich diese Frage uneingeschränkt mit Ja beantworten!“
    „Hehehehehe“, lachte Pfiff laut und meckernd. „Ich bin’s!“
    Der Vornehme verbeugte sich. „Mein Name ist Goldgruber! Ich hätte Sie gern gesprochen. Ich komme sozusagen auf Empfehlung von Herrn Knix!“
    „Knix????“ Balduin sah zur Decke. „Knix????“
    „Vom Hotel Ambassador!“
    Balduin Pfiff schlug sich vor die Stirn. „Natürlich, die Sache mit dem indischen Fürsten. Bitte, treten Sie ein!“
    „Vielen Dank!“
    „Halt!!“ rief da der Meisterdetektiv und richtete seinen kleinen, dicken Zeigefinger auf den Besucher, der den schon erhobenen Fuß wieder auf die Fliesen zurückstellte. Nun zuckte Pfiffs Finger nach unten, und er fragte: „Macht es Ihnen was aus, daß ich nur einen Schuh anhabe?“
    Der Kopf des großen Vornehmen klappte herab, seine Augen fixierten Pfiffs unterschiedliche Füße, und aus seinem Mund klang es wie schon bekannt:
    „Höhöhöhö, das macht mir nicht das geringste aus.“
    „Dann treten Sie ein in das Reich des größten Detektivs...“Pfiff machte eine kleine Pause, „in dieser Wohnung!“
    „Höhöhöhö!“
    Balduin Pfiff führte den Besucher in seine gute Stube. „Legen Sie ab, nehmen Sie Platz, ich zieh’ mir nur schnell meinen zweiten Asphaltrenner an und bin sofort wieder da, hehehe!“
    „Danke!“
    Der kleine Detektiv wieselte in die Küche zurück, zog seinen Schuh an und wollte gerade Pinsel über den unerwarteten Besucher aufklären, als er feststellte, daß der Hund verschwunden war.
    „Der wird doch nicht etwa...“
    Als Balduin Pfiff das Zimmer wieder betrat, erhob sich Herr Goldgruber aus dem Sessel neben dem Sofa.
    „Heiliges Kanonenröhrchen“, der Detektiv staunte seinen Gast an, der in einem eleganten Smoking steckte. „Sie haben sich doch nicht etwa wegen mir so fein gemacht?“
    „Nicht direkt.“ Herr Goldgruber lächelte.
    „Bin ich aber froh! Soll ich Ihnen etwas verraten? Vor langer Zeit habe ich mir auch mal so einen Smoking schneidern lassen. Aber, ei der Daus, ich habe ihn nur ein einziges Mal angehabt!“
    „Und warum?“ wollte Herr Goldgruber wissen.
    „Weil ich darin aussah wie eine von Walt Disneys Figuren, hehehe!“
    „Aber das haben Sie sich doch höchstens eingeredet!“ widersprach der Vornehme.
    „Kein Böhnchen!“ Balduin Pfiff schüttelte den Kopf.
    „Und was haben Sie mit dem guten Stück gemacht?“
    „Ich hab’ den Frack Albert Summser, meinem Stromableser, geschenkt. Das ist so ein
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