Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schrecken aller Geister

Der Schrecken aller Geister

Titel: Der Schrecken aller Geister
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Blasser mit Sommersprossen und Plattfüßen. Der hat“, an dieser Stelle tätschelte Balduin sein Bäuchlein und kicherte, „die gleiche Faßfigur wie ich. Nun sieht er aus wie eine Walt-Disney-Figur, hehehehe!“
    Und auch der vornehme Herr Goldgruber fiel mit einem vornehmen „Höhöhöhöhö“ in das Lachen ein.
    Plötzlich richteten sich Balduin Pfiffs Blicke überrascht neben den Sessel, in dem sein Besucher saß. „Na, was sehe ich denn da?“
    Herr Goldgruber fuhr herum. „Aber das ist ja ein Hund! Wo kommt der denn plötzlich her?“
    „Erstens“, sagte Balduin, „ist das nicht ein Hund, sondern es sind mehrere, und zweitens können Sie sich was darauf einbilden, daß er dort sitzt.“
    „Wau!“ machte Pinsel leise, und sein Stummelschwanz klopfte mit leisem Blöbb-blöbb-blöbb-blöbb auf den Teppich.
    „Bitte, das müssen Sie mir näher erklären“, bat Herr Goldgruber, der Pinsel zwischen den struppigen Ohren kraulte.
    Der kleine Detektiv ließ sich in die Sofaecke fallen. „Pinsel ist ein Wachhund, ein Schoßhund, ein Heulhund und ein“, Balduin Pfiff verzog seinen Mund zu einem Grinsen, das von einem Ohr zum anderen reichte, „verfressener Hund!“
    „Höhöhöhö...“
    „Und außerdem hat er eine Antenne für gute, nette und aufrichtige Leute.“ Sein dicker Zeigefinger schoß in Pinsels Richtung. „Daß er jetzt dort sitzt und sich kraulen läßt bedeutet, daß Sie zu dieser Sorte Mensch gehören.“
    „Oh, ich fühle mich sehr geschmeichelt. Wie kamen Sie denn auf den Namen Pinsel?“
    „Na, sehen Sie sich Pinsel doch einmal genau an...“
    „Wau-wau!“ machte der Vielfachhund, verließ die Seite des vornehmen Besuchers und erreichte mit drei Sätzen das Sofa, wo er sich an Balduin Pfiff schmiegte.
    „Und wie alt ist Ihr Pinsel?“
    „Nicht die Spur einer Ahnung. Er saß eines Tages vor meiner Tür und wartete auf mich. Das ist jetzt ein Vierteljahr her. Pinsel ist schlau wie ein Fuchs, gelehrig und dazu ein blendender Schauspieler. Aber Sie sind sicher nicht nur hierhergekommen, um sich über meinen Hund zu unterhalten. Also, spielen Sie mal Wasserfall!“
    „Wa-Wasserfall?“ Einen Augenblick lang sah der Vornehme weniger vornehm als ratlos drein.
    „Sie sollen sprudeln, meine ich“, entgegnete Balduin Pfiff. „Eine fixe Zunge machen!“ Und als sich Herr Goldgruber immer verständnisloser zeigte, schlug sich Balduin Pfiff ungeduldig auf die runden Knie und tönte: „Heiliges Kanonenröhrchen, Sie sollen sagen, was ich für Sie tun kann!“
    Herr Goldgruber atmete erleichtert auf. „Ich war wirklich irritiert“, sagte er. Dann schickte er einen raschen Blick zu seiner Uhr und nickte. „Sie haben recht, Herr Pfiff, ich muß mich beeilen, sonst beginnt die Feierlichkeit noch ohne mich.“
    „Wollen Sie heiraten?“ fragte Balduin Pfiff; dabei kam ihm sein Gegenüber eigentlich schon reichlich verheiratet vor.
    „Aber nein, aber nein, das bin ich schon seit dreißig Jahren. Ich gehöre dem Vorstand des Musikvereins ,Goldene Harfe’ an, und dieser feiert heute sein 75jähriges Bestehen.“
    „Aha, oho“, Balduin nickte. „Sie blasen sicher die Posaune.“
    Herr Goldgruber streckte beide Arme von sich. „Viel, viel kleiner, ich bin Flötist. Sind Sie musikalisch, Herr Pfiff?“ erkundigte er sich höflich.
    „Hehehehe, wie ein aufgespannter Regenschirm. Aber kommen wir zur Sache, sonst verpassen Sie wirklich noch Ihre Feierlichkeit. Bitte!“
    Herr Goldgruber richtete sich steif in seinem Sessel auf. Zu seinem vornehmen Zug kamen jetzt noch ein ernster und ein vielsagender. Und insgeheim dachte Balduin Pfiff, daß Herr Goldgruber ein Gesicht mit vielen Zügen habe.
    „Ich bin Direktor des hiesigen Jacob-Körner-Museums.“
    „Hm...Das ist der schicke Neubau am Adlerplatz, in dem zur Zeit die Eskimo-Ausstellung stattfindet!“ Balduin Pfiff wußte sofort Bescheid, und der flötespielende Direktor nickte heftig.
    „Ein großer Erfolg, die Eskimos! Aber wir brauchen auch große Erfolge, da sich das Museum selbst tragen muß!“ Und nun bekam Direktor Goldgruber noch einen weiteren Zug um die Augen, diesmal einen stolzen.
    „Die nächste Ausstellung wird sich ausschließlich mit Kultgegenständen aus Skandinavien befassen.“
    „Interessant!“ sagte Balduin Pfiff und überlegte, ob das wohl wirklich interessant war.
    „Das interessanteste und einmaligste Stück wird eine über tausend Jahre alte Bronze sein, die eine Gruppe Wikinger in einem Boot darstellt. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher