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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter
Autoren: John Brunner
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Großbritannien hatte der Staatssekretär im Amt für Rassenhygiene Prinzessin Shirley und Prinz Jim untertänigst gebeten, doch die Schirmherrschaft über seinen Laden anzutreten, weil bekannt war, daß dies traute Paar zur Frage der Einwanderung auf das unglückselige Inselreich eine unzweideutige Haltung einnahm. Berücksichtigte man die Abwanderungsrate, mit der die Armut alle außer die Gebiete in der Nähe zum Kontinent entvölkerte, konnte man sich kaum vorstellen, daß Australier oder Neuseeländer sich davon sonderlich beeindruckt fühlten. Und stimmte es, daß in der vergangenen Woche der Fernraketenüberfall auf Touristen-Hotels der Seychellen nicht von irredentistischen Mitgliedern der Seychellischen Freiheitspartei finanziert worden war, sondern durch eine Konkurrenz-Hotelkette?
    Scheiß der Hund drauf!
    Als nächstes bekam er ein Manegenabenteuer vorgesetzt -wie jeder dergleichen trotz der offiziellen Bezeichnung Empirisches Lohn/Strafe-Experiment< nannte. Er mußte auf jemanden von der Branchenspitze gestoßen sein - vielleicht sogar auf eine Darbietung des führenden Unternehmens, das in Quemadura (Kalifornien) seine Tätigkeit ausübte, weil es ihm dort möglich war, diese oder jene noch gültige örtliche Verordnung zu seinem Vorteil auszunutzen -, denn man verwendete lebende Tiere. Ein halbes Dutzend furchtsamer Kinder mit geweiteten Augen stand aufgereiht, um auf einem Laufsteg von nicht mehr als fünf Zentimeter Breite ein Becken zu überqueren, worin ruhelose Alligatoren sich wanden und ihre Mäuler aufsperrten. Ihre habgierigen Eltern versuchten, sie durch Anfeuerungsrufe zu ermutigen. Ein knallrotes Textfeld in der Ecke des Bildschirms besagte, daß ihnen jeder Schritt vorm ersten Ausrutscher $ 1000, - einbringen werde. Wieder schaltete er um, diesmal mit einem Schaudern.
    Der benachbarte Fernsehkanal hätte frei sein müssen. Er war es nicht. Ein chinesischer Piratensatellit hatte ihn für den Versuch in Beschlag genommen, Emigranten im amerikanischen Mittelwesten anzusprechen. Es sollte eine chinesische Rotte bei Cleveland geben, hatte er gehört, oder vielleicht war's Dayton gewesen. Da er die Sprache nicht beherrschte, suchte er weitere Programme; zu sehen bekam er Werbung. Ein Werbespot rührte die Reklametrommel für eine LebensstilBeratung, von der er wußte, daß sie Privataufpasser für jene Klienten beschäftigte, deren Verfassung sich aufgrund der teuren Empfehlungen, die man ihnen gab, verschlechterte statt besserte; eine andere Reklame betraf ein Euphorika, das angeblich keine Abhängigkeit hervorrief, aber das war nichtsdestotrotz der Fall. Das Unternehmen, welches das Mittel auf den Markt gebracht hatte, war von der Bundesdrogenbehörde verklagt worden, aber der landläufigen Mundpropaganda zufolge hatten die Hersteller bereits mit dem Richter gemauschelt, einem ebenso verständnisvollen wie raffgierigen Mann, und die Firma legte nun - nachdem ihr Profit erwirtschaftet war - die Bereitschaft zum Abzug ihres Produktes vom Markt an den Tag, ehe es wirklich zur Verhandlung vor Gericht kam, und damit überließ sie unverdrossen einige hunderttausend weitere Drogenabhängige der Fürsorge des überbelasteten, mit zu wenig Geldern versehenen Staatlichen Gesundheitsdienstes.
    Danach fand er noch einen Piratensender, australischer Herkunft, nach dem Akzent beurteilt. »Wissen Sie«, sagte ein Mädchen in einer Bekleidung aus sechs an entscheidenden Stellen verteilten Plastikseifenblasen, »würde man alle Leute mit Lebensstil-Krisen nebeneinanderlegen. also, liebe Freunde, wer bliebe dann noch übrig, um sich draufzulegen.?«
    Das nötigte ihm immerhin ein gedämpftes Lächeln ab, und weil man selten ein australisches Programm erwischte, hatte er sich bereits halb dazu entschlossen, es sich zumindest für ein Weilchen anzuschauen, da schreckte ihn ein lautes Summen auf.
    Irgendwer war in der Beichtkabine am Haupteingang. Und vermutlich in höchster Verzweiflung, wenn er um diese nächtliche Zeit kam.
    Nun, zu jeder Uhrzeit gestört werden zu können, war eine der Härten, mit deren Unvermeidbarkeit er sich abfand, als er seine Kirche gründete. Er erhob sich, seufzte und schaltete die Anlage aus.
    Vormerken: Könnte sich als gute Idee erweisen, mal wieder für eine Zeitlang in die TV-Szene einzusteigen. Wieder Fühlung mit den Medien aufzunehmen. Oder hat die Priesterwürde das begrenzte Quantum an Öffentlichkeit aufgebraucht, das sich ein 4GH-Inhaber innerhalb einer gewissen
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