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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter
Autoren: John Brunner
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falschen Ort aufgeschlagen hatte, aber er empfand noch immer einen leichten Schmerz, wenn er sich an seine Ankunft in Ohio erinnerte.
    Aber möglicherweise war es ihm wenigstens gelungen, ein paar Menschen von Drogen, vom Freitod oder Mord zurückzuhalten. Wenn es auch zu sonst nichts brauchbar war, erweckte eine Delphi-Urkunde beim Empfänger doch immerhin den unterbewußten Eindruck: Ich bin durchaus etwas wert, denn hier steht's ja schwarz auf weiß, daß sich Hunderte von Leuten mit meinen Sorgen beschäftigt haben!
    Und indem er den unabsichtlichen Rat des Kollektivs einholte, hatte er an der Staatlichen Delphi-Börse ein paar ergiebige Coups zustande bringen können.
    Das Tagewerk war getan. Aber als er das Wohnabteil des Wohnwagens betrat, stellte er fest, daß ihm nicht im geringsten danach zumute war, schon zu schlafen. Er überlegte, ob er jemanden zu einer Runde Mauern anrufen solle, bis ihm einfiel, daß auch der letzte aktive Spieler von allen in der Umgebung, mit denen er kurz nach seinem Zuzug Kontakt aufgenommen hatte, gerade verzogen war, und um 23 Uhr war es bereits zu spät, um mit einem Anruf beim Ohio-Landesverband der Mauern -Aktivisten zu versuchen, einen anderen Spieler vermittelt zu bekommen.
    Folglich blieb die Spielfläche gemeinsam mit dem Telestrator-Stift und dem Punktezähler zusammengerollt in der Röhre. Er erlegte sich eine Stunde unverfälschtes 3dF auf.
    Im Überschwang impulsiver Großherzigkeit hatte ihm einer der ersten Anhänger seiner Kirche ein greulich teures Geschenk gemacht, einen Monitor, den er mit seinem Geschmack programmieren konnte, so daß das Gerät automatisch ein dementsprechendes Programm wählte. Er ließ sich in einen Sessel sacken und schaltete den Monitor an. Prompt erhellte sich der Bildschirm, und er sah sich dazu aufgefordert, die Oppositionspartei auf Jamaika darüber zu beraten, was sie gegen den auf der Insel weitverbreiteten Hunger unternehmen könne, das es ihr gleichzeitig ermögliche, die Regierungspartei bei den nächsten Wahlen abzulösen. Gegenwärtig ballte sich das Schwergewicht der Meinungsbildung um den Vorschlag zusammen, man solle ein Transportluftschiff kaufen und die am schlimmsten betroffenen Gebiete aus der Luft mit Packungen von Syntho-Nahrung versorgen. Bisher hatte anscheinend noch niemand darauf hingewiesen, daß die Kosten für ein brauchbares Luftschiff eine siebenstellige Summe betragen würden und Jamaika wie gewöhnlich nichts anderes war als bankrott.
    Bloß heute abend nicht so etwas! Ich kann nicht noch mehr Schwachsinn verkraften!
    Doch als er diese Wahl verwarf, verdunkelte sich der Bildschirm. Sollte es in all den mannigfaltigen Programmen des 3dF nichts von irgendwelchem Interesse für Hochwürden Lazarus geben? Er schaltete den Monitor ab und auf Handbedienung um.
    Als erstes geriet er an eine Coley-Group, die Haut voller blauer Schminke und Federn im Haar; sie spielte keine Instrumente, sondern tänzelte zwischen unsichtbaren Säulen aus schwachen Mikrowellen umher und erzeugte dadurch Disturbanzen, die ein Computer in Klänge umsetzte. im hoffnungsvollsten Fall in Musik. Die Angehörigen dieser Gruppe waren lahm und linkisch, ihr Auftritt war in der Koordination ganz erbärmlich. Seine Amateurgruppe, die aus jüngst von der Mittelschule gekommenen Halbwüchsigen bestand, war viel besser darin, die Tonart zu halten und beim Grundakkord zu bleiben.
    Er wechselte das Programm und erhielt ein Klatschmagazin geboten, das unbeweisbare und von Voreingenommenheit gefärbte Gerüchte verbreitete - gegen die ein Betroffener infolge der computerisierten Edition keine rechtlichen Schritte einleiten konnte -, nur zum Zweck ausgebrütet, um die Menschen abzuwiegeln, indem man sie in ihrer Uberzeugung bestärkte, es sei überall in der Welt tatsächlich so schlimm wie sie ohnehin vermuteten. In El Paso, Texas, war der Name des Bürgermeisters gefallen, nachdem ein Mann verhaftet worden war, der einen illegalen Delphi-Pool betrieben hatte, bei dem man Wetten über die Zahlen von Toten, Brüchen der Gliedmaßen und Augenverlusten anläßlich von Hockey- und Fußballspielen abschließen konnte; nicht der Pool per se galt als sittenwidrig, sondern man bezeichnete ihn als illegal, weil er weniger als die gesetzlich vorgeschriebenen fünfzig Prozent der Einsätze aller Gewinner ausbezahlt hatte. Nun, der Name des Bürgermeisters war zweifellos in diesem Zusammenhang erwähnt worden, womöglich sogar mehrfach. Und drüben in
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