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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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nie verloren.
    Er blickte an sich herunter und betrachtete seine völlig verstaubte Kleidung. Sein Hemd stand beinahe vor Dreck. Seine Hose hatte Staubflecken, die er aus den Katakomben des Berges Sinai mi t gebracht hatte. Der Hemdärmel war blutve r schmiert und seine Hand war mit einem Notverband bandagiert. Eine Erinnerung, die nie stattgefunden hat, sollte er sich tatsächlich in der Vergange n heit befinden. Aber wie konnte das sein? Es hatte doch bereits stattgefunden. Was für ein Schl a massel. Was hatte sich Jona nur dabei gedacht, ihn so unvorbereitet hier hinein zu werfen? Das war wahrhaftig eine gelungene Überraschung. Er erinnerte sich an Jonas Worte.

    Zweifle niemals an meiner Macht!

    Schon klar, mein Freund. Sämtliche Zweifel sind soeben die Schüssel hinunterg e spült worden. Ein Geräusch drang aus dem Bad zu ihm. Geistesgegenwärtig schlüpfte er aus seinen Klamo t ten, lief ins Schlafzimmer und stopfte sie in den Wäschekorb. Er musste Zeit gewinnen. Die Klamotten konnte er ihr erklären, wenn sie sie gefunden hatte. Irgendetwas würde ihm schon einfa l len. Dann sprang er in eine Jogginghose und ein T-Shirt und ging ins Wohnzimmer. Hektisch blickte er sich um. Er hatte es g e schafft, sich in wenigen S e kunden umzukleiden und in den Wohnraum zurückzukehren. Offe n sichtlich war sie immer noch im Badezimmer. Was nun? Dann eri n nerte er sich an die Zeit zurück, die er mit Carmen verbracht hatte. Was hatte er übliche r weise getan, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Er dachte angestrengt nach. Schuhe aus und zuerst aufs Sofa, die Fernb e dienung greifen und den Fernseher einschalten, bis das Essen auf dem Tisch stand. Ja. So war es. War es tatsächlich so? Obwohl er sich sicher war, konnte er kaum glauben, dass er ein solch gleic h gült i ge r Idiot gewesen war.
    Wäre es nicht angebracht, zuerst einmal zu seiner geliebten Frau zu gehen und sie zur Begrüßung zu küssen? Warum hatte er das nie g e tan? Wie ein Pascha hatte er sich stets aufs Sofa gesetzt und gewa r tet, bis der Tisch gedeckt war. Unmöglich.
    Was bin ich für ein Schwachkopf gewesen?
    Ein weiteres Geräusch drang aus dem Badezimmer und riss ihn aus seinen Geda n ken. Dann öffnete sich die Tür und Carmen trat hervor. Sie kam direkt auf ihn zu und lächelte ihn an. Was für ein Anblick. Sie war nackt und hatte ihre Blöße mit einem Handtuch bedeckt, das sie sich um den Körper geschlungen hatte. Offe n sichtlich hatte sie gerade geduscht, möglicherweise nur für ihn. Verliebt lächelte er zurück. Ihre nackten Füße erzeugten kla t schende Geräusche auf den Fliesen bis sie den Teppichboden des Wohnzimmers betrat. Ihre schlanken Schultern sahen so zart aus, ihre Haut so rein und ihr G e sicht so jugendlich und wunderschön das sein Herz Tango tanzte. Seine Carmen war wieder da und s ie wusste nichts von dem Streit oder der Trennung. Es war se i ne zweite Chance, an die er nicht mehr geglaubt hatte, seine Chance, die s mal alles richtig zu machen und endlich wusste er auch, wann er war. Jona hatte es gewusst. Er hatte weitaus mehr Macht, als Lil sich je zu trä u men gewagt hätte. Jona hatte alles gewusst und er hatte Lil in jene Nacht zurückgeschickt, in der der entsche i dende Streit stattgefunden hatte, der d a mals dermaßen eskaliert war, dass er für Lil und Carmen zur Trennung geführt hatte. Lil wusste, dass er der einzige Mensch auf dieser Erde war, der j e mals eine zweite Chance di e sen Ausmaßes erhalten hatte und das war wohl Jonas Dankeschön für seine He l dentaten, für die er hier und in Jirunga sein Leben riskiert hatte, doch jetzt ging Lil nur ein einz i ger Gedanke durch den Kopf.

    Versau es bloß nicht noch einmal.

    Carmen stand nun vor ihm und setzte ihr gefühlvolles Lächeln auf, wie sie es immer aufgesetzt hatte, wenn er nach Hause g e kommen war. Es war immer ihre überzeugendste Waffe gewesen, wenn es darum ging, ihn zu irgendetwas zu erwe i chen und es war ihr Wesen, das ein solch ehrliches Lächeln zustande brachte, dem Lil niemals widerstehen konnte. Ein Lächeln, das kein a n derer Mensch auf oder in dieser Welt zustande bringen konnte Er hatte beinahe vergessen, wie sehr er sie geliebt hatte, doch vie l leicht hatte nur der Alkohol seine Sinne getrübt, hatte ihn verge s sen lassen, doch jetzt, da sie vor ihm stand, wusste er, welch majest ä tisches Glück ihm hold gewesen war, diese Frau kennen g e lernt zu haben. Sie war zweifelsohne das fehlende Glied seines L e bens, sie
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