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Der Schlitzer

Der Schlitzer

Titel: Der Schlitzer
Autoren: Jason Dark
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Fesseln lassen, denn das Wasser wird Sie tragen. Sie brauchen also nicht zu befürchten, daß Sie ertrinken. Nur wir beide in der Dunkelheit, und ich hoffe, es wird zu einer Trennung auch bei Ihnen kommen.«
    Nach diesen Worten ließ er mich los. Ich schwankte, stand auf der Kippe, aber bevor ich fallen konnte, war er um mich herumgegangen und hielt mich wieder fest. Er stand jetzt vor mir, bückte sich und wuchtete mich über seine rechte Schulter.
    Wie ein Paket trug er mich fort. Unser Ziel war der offenstehende Einstieg des Tanks…
    ***
    Lucy Freeman stand in der Küche, hatte nur das Licht an der Dunstabzugshaube eingeschaltet, trank einen Schluck Mineralwasser und schaute durch das Fenster nach draußen.
    Was sie dort sah, gefiel ihr überhaupt nicht, denn sie hatte Besuch bekommen.
    Zwei Menschen interessierten sich für das Haus. Ein Mann und eine Frau. Beide waren noch zu weit entfernt, als daß sie hätten Einzelheiten erkennen können, aber das Interesse empfand Lucy schon als ungewöhnlich. Das war nie vorgekommen.
    Sie war froh darüber, den Keller verlassen zu haben. Erst hatte sie ja bleiben wollen, doch sie kannte ihren Bruder besser. Der würde mit Leichtigkeit einen Polizisten in seine Schranken weisen. Dieser Bulle würde letztendlich zu einem Spielzeug in der Hand eines James Freeman werden. Lucy wußte nicht, wie er ihn aus dem Weg schaffen wollte, aber sie vertraute James voll und ganz. Ihm fiel immer etwas ein. Das war es auch, was sie an ihm so bewunderte, und es hatte sich seit der Kindheit nicht verändert.
    Beide waren zusammengeblieben, denn sie konnten einander vertrauen. Es war ein anderes Vertrauen als das zwischen den Ehepartnern. Dieses hier ging tiefer, denn geschwisterliche Bande waren gleichzeitig auch Blutsbande, und die konnte niemand so leicht durchtrennen. Lucy schürzte die Lippen, als sie die beiden Besucher beobachtete, die sich wie Spaziergänger gaben. Sie sahen aus wie ein Ehepaar. Das konnte sie sofort erkennen, anhand vieler Bewegungen und Gesten, mit denen sie sich verständigten.
    Sie lächelte kalt.
    Spaziergänger konnten es nicht sein. Bei diesem Wetter verließ sowieso kaum jemand sein Haus oder seine Wohnung. Und wenn, dann verirrte er sich nicht in diese abgelegene Gegend.
    Das mußten schon andere sein, die mit einem bestimmten Ziel hergekommen waren.
    Sie schauten gegen das Licht der Außenleuchte und traten dann in den Schein hinein, der ebenfalls über ihre Gesichter huschte, und plötzlich erkannte Lucy sie.
    Gleichzeitig wurde sie unsicher, denn dieses Ehepaar wohnte tatsächlich in der Nachbarschaft. Zumindest die Frau hatte sie schon des öfteren beim Einkaufen gesehen, den Mann seltener, doch sie konnte sich an ihn erinnern, und ihre Anspannung schwand allmählich. Was die beiden da taten, sah tatsächlich nach einem harmlosen Spaziergang aus. Aber weshalb gerade heute, und warum hatte sie der Weg ausgerechnet zum Haus der Freemans geführt?
    Konnte sie das noch als normal ansehen?
    Lucy trat vom Fenster weg und hatte sich halb umgedreht, als sie der Klang ihrer Türglocke leicht erschreckte. Sie hatten doch tatsächlich geklingelt.
    Wut durchströmte sie, und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Lucy überlegte, ob sie öffnen oder einfach so tun sollte, als wäre sie nicht da. Beides war gefährlich. Sie lief noch einmal zum Fenster, schaute in einem spitzen Winkel nach draußen, um den unmittelbaren Bereich vor der Haustür erfassen zu können. Sehr viel erkannte sie nicht, aber ihr fiel die ungewöhnliche Haltung der Frau auf. Sie machte den Findruck einer Person, der es nicht gutging. Wieder schellte es.
    Lucy unterdrückte einen Fluch und hatte sich gleichzeitig entschlossen, zu öffnen. Sollte es der Frau tatsächlich schlechtgehen, würde ihr Mann womöglich noch irgendwelchen Ärger machen, und den konnte sie nicht gebrauchen.
    Deshalb öffnete sie.
    Beide standen plötzlich vor ihr. Die kalte Luft strömte in den Flur wie ein Fishauch. War es ein ungutes Vorzeichen? Lucy konnte nichts Verdächtiges feststellen, nur etwas Ungewöhnliches, denn der Mann stützte seine Frau ab, die aussah, als könnte sie sich kaum auf den Beinen halten. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht und das Gesicht war nicht zu sehen, denn es lag an der Schulter des Mannes.
    »Sie wünschen?«
    »Bitte, Mrs. Freeman, wir sind auf einem Spaziergang gewesen. Meiner Frau wurde plötzlich übel. Wir möchten Sie nur um einen Schluck Wasser bitten.«
    »Wasser?«
    »Ja, Mrs.
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