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Der Schlitzer

Der Schlitzer

Titel: Der Schlitzer
Autoren: Jason Dark
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sind einfach nicht reif, um mit meiner Erfindung und meiner Logik klarzukommen. Vielleicht in zwanzig oder fünfzig Jahren, doch jetzt nicht. Ich muß nun die Hindernisse aus dem Weg räumen, sonst kann ich den Plan begraben.«
    »Das können Sie sowieso, Freeman. Sie glauben doch nicht, daß ich ein Einzelgänger bin. Hinter mir steht eine Organisation mit dem Namen Scotland Yard, jeder Schritt, den wir nach vorn gehen, der ist abgesichert. Es wird schwer oder sogar unmöglich für Sie sein, einen Erfolg zu erreichen, das kann ich Ihnen versprechen. Sie haben nicht gewonnen, Mr. Freeman.«
    Er kaute nachdenklich auf der Unterlippe. Wieder hatte sich ein faunisches Lächeln um seine Lippen gelegt, und ich hatte den Eindruck, als hätte er mir nicht zugehört. Dann tastete er dorthin, wo die Wunden in seinem Gesicht nicht mehr bluteten und sagte: »Ja, ich glaube Ihnen sogar, daß Sie recht haben. Es braut-sich etwas zusammen. Sie haben versucht, das Netz zu ziehen. Ich habe es erlebt, als ich Shelly Wagner besuchte und sie töten wollte, diesmal bewußt töten wollte, denn sie hat mich verraten.«
    »Shelly lebt?«
    »Noch, Sinclair. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich sie aus dem Weg geschafft habe. Große Veränderungen verlangen auch ungewöhnliche Opfer, Sinclair. Das sollten Sie ebenfalls wissen. So leicht kann man mir nicht entkommen.«
    Ich drehte den Kopf so gut wie möglich. Es war nicht einfach, weil ich mich nicht drehen konnte. Mir fehlte einfach die Hilfe meiner Hände. Nach wie vor hatte ich es nicht geschafft, die engen Klebebänder zu weiten. Das schlug sich natürlich auf meinen Kreislauf nieder. Ich merkte, daß mein Blut nicht mehr normal floß und es sich an bestimmten Stellen staute. Soviel ich erkennen konnte, war der Keller leer. Lucy Freeman mußte ihn verlassen haben, ohne daß es von mir bemerkt worden war. Ihr Bruder und ich waren allein, und ich kam mir wie das Opfer vor, allein schon deshalb, weil ich sah, wie mich dieser Mensch anschaute. Er schaute mich nachdenklich an und hatte eine Hand zur Faust geballt, die er unter sein Kinn stemmte. Er lächelte noch immer, der Glanz in seinen Pupillen erinnerte mich an dunkles Wasser, das auf der Oberfläche einen leichten Glanz abgab.
    Sein Lächeln verschwand plötzlich, und mit einem Ruck erhob er sich. Nackt und wie eine Statue stand er vor mir, schaute auf mich herab und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach rechts auf den dort stehenden großen Tank. »Er bietet auch Platz für zwei Personen, Sinclair«, erklärte er und rieb seine Hände. »Ich habe mir lange überlegt, wie ich mit dir fertig werden soll und bin zu dem Entschluß gekommen, dich aus der Theorie hervorzureißen, um dir die Praxis zu zeigen. Wir beide werden den Tank gemeinsam besteigen.«
    Ich sagte nichts. Mein Blick war auf den Tank gerichtet. Erst jetzt fielen mir die zahlreichen Leitungen auf, mit denen der Tank verbunden war. Sie lagen wie dünne, glänzende Schlangen auf dem Boden, durch sie wurde ihm die nötige Energie zugeführt. »Nun?«
    Ich hob die Schultern. »Eigentlich bin ich mit meinem Bewußtsein gut zurechtgekommen.«
    »Das glaube ich Ihnen, aber hier geht es um etwas anderes. Ich will auch erkennen, wie Sie reagieren. Ob Sie es tatsächlich schaffen, ihre Seele zu teilen. In jedem Menschen stecken Gut und Böse. Mal sehen, ob ich es aus Ihnen herausfiltern kann. Stellen Sie sich vor, die andere Seite in ihnen kämpft gegen ihre Freunde, zum Beispiel gegen einen Chinesen, der mein zweites Ich mit einer sehr unangenehmen Waffe angriff, einer Peitsche. Dabei blieben die Wunden in meinem Gesicht zurück, denn die Waffe zerstörte die andere Gestalt nicht.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Warum?«
    »Es ist nicht alles normal, Freeman. Sie scheinen tatsächlich vom Bösen stark beeinflußt zu sein. Sie und dieser Geist. Und weil dies so gewesen ist, hat auch die Peitsche diese Wunden hinterlassen. Sie stellt sich gegen das Böse, gegen fremde Kräfte oder Magien. Es sind nur Verletzungen gewesen, normalerweise hätten die Riemen der Peitsche sie töten müssen. Da haben Sie Glück gehabt.«
    »Meinen Sie?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Dr. Freeman ging nicht weiter auf das Thema ein. Für ihn war die Theorie vorbei, er bückte sich und zerrte mich auf die Beine. Ich blieb vor ihm stehen, er hielt mich fest, die Hände hatte er in meine Achselhöhlen geschoben. »Wir werden den Tank gemeinsam betreten, dabei bleibt es. Ich werde Ihnen auch die
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