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Steinbrück - Die Biografie

Steinbrück - Die Biografie

Titel: Steinbrück - Die Biografie
Autoren: Daniel Goffart
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VORWORT
    W arum ein Buch über Peer Steinbrück? Und nicht eines über Sigmar Gabriel oder über Frank-Walter Steinmeier? Der eine ist schließlich Vorsitzender der SPD, und der andere führt immerhin die sozialdemokratische Bundestagsfraktion. Dagegen ist Peer Steinbrück nur noch ein einfacher Abgeordneter ohne jedes weitere Amt.
    Trotzdem gilt der Hamburger zu Recht als einer der vielfältigsten und interessantesten Politiker in den Reihen der SPD. Obwohl er zur Politikprominenz zählt und regelmäßig im Fernsehen auftritt, ist über sein wechselvolles Leben nur wenig bekannt. Steinbrück wuchs im hanseatischen Bürgertum auf und wurde Sozialdemokrat, er war Bundeswehroffizier und geriet in die Fänge des Verfassungsschutzes. Seine berufliche Karriere begann er nach dem Studium der Volkswirtschaft ganz bescheiden als Aushilfsreferent in Bonn. Dort diente er drei Ministern als Büchsenspanner, Ratgeber und Kofferträger.
    Es folgten noch vier Jahre als Büroleiter bei Johannes Rau, bis der fleißige Beamte Steinbrück schließlich aus den Kulissen heraustrat. Er wollte auf der politischen Bühne eine eigene Rolle spielen, nach Möglichkeit die Hauptrolle. Der Staatsdiener Steinbrück wurde zum Staatssekretär und Minister, später zum Landesvater und stellvertretenden Parteichef. Es gibt kaum ein Feld, das er in seinem langen politischen Leben nicht beackert hätte: Umwelt und Energie, Städtebau und Infrastruktur, Wirtschaft und Verkehr, Bildung und Forschung sowie vor allen Dingen Haushalts- und Finanzpolitik. Der Erfolg als kantiger Krisenmanager der Großen Koalition bildete die Grundlage für sein gutes Image. Noch heute zehrt Steinbrück von dem Ruf, einer der wenigen Politiker zu sein, der wirklich etwas von der Sache versteht, für die er verantwortlich zeichnet.
    Neben seinen zahlreichen politischen Betätigungen hat Steinbrück immer die Kraft aufgebracht, sich durch stetes Lesen und Forschen eine beeindruckende historische und literarische Bildung anzueignen. Daneben ist er ein begeisterter Cineast und ein maritimer Allrounder, dessen Kenntnisse über Marinegeschichte und Handelsseefahrt bis hin zum Modellschiffbau reichen. Seine ganze Leidenschaft aber gilt von Kindesbeinen an dem Schachspiel. Noch heute ist er stolz darauf, selbst Großmeistern im Spiel der Könige Paroli geboten zu haben.
    Peer Steinbrück ist also ein vielschichtiger und faszinierender Mann. Doch im Gegensatz zu anderen Politikern kann man ihn nicht als gemütvollen Menschenfänger bezeichnen. Im Gegenteil: Sein Spott ist beißend, und seine Neigung zur Ironie wird ihm oft als Arroganz ausgelegt. Er ist intellektuell brillant, aber zugleich elitär und lässt das andere gelegentlich auch spüren. Steinbrücks Weg in die SPD führte über Willy Brandt und dessen Sehnsucht nach Freiheit und neuem Denken. Als Partei der sozialen Gerechtigkeit und als Anwältin der kleinen Leute ist ihm die SPD bis heute fremd geblieben.
    In seinem ausgezeichneten Buch Unterm Strich (Hoffmann und Campe, 2010) schreibt Steinbrück offen und pointiert über unbequeme Wahrheiten. Dabei schont er die Sozialdemokraten nicht. »Je länger wir die Realität verweigern, desto höher werden nicht nur die Anpassungskosten«, warnt er bereits im Vorwort. »Je länger wir uns unseren Selbsttäuschungen überlassen, desto größer wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf der Leiter der Wohlstandsregionen absteigen.«
    Das war 2010. Inzwischen ist jedoch aus dem unbestechlichen Analytiker und Autor ein kühl berechnender und taktierender Kanzlerkandidatenaspirant geworden. Wenn er wirklich den Kampf um das wichtigste Regierungsamt der Republik gewinnen will, dann geht das eben nicht ohne die SPD – zumindest nicht ohne ein Mindestmaß an Wohlwollen und Unterstützung. Also muss sich der Kandidat im Wartestand auf die Genossen zubewegen. Das Ergebnis dieser Annäherung lässt sich in einigen wenigen Stichworten darstellen: höhere Steuern für »Reiche«, zusätzliche Steuern auf Vermögen, Korrekturen bei der Rente mit 67 oder Überprüfung der Agenda 2010, die Steinbrück jahrelang vehement verteidigt hat. Das sind nur einige Passagen aus dem Programm der SPD, das Steinbrück Wort für Wort mit unterschreiben muss. Von Konsolidierung – seinem Lieblingsbegriff als Finanzminister – ist dort nur am Rande die Rede.
    Die spannende Frage lautet: Welcher Sozialdemokrat hätte wohl die besten Chancen gegen Angela Merkel? Von den drei Kandidaten der Troika wird
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