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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate
Autoren: Volker Schnell
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nächsten Wodka, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Aber nachdem er nun weiß, wer du bist, befürchtet der schlaue Pate, dass du einige von diesen wichtigen Leuten, die er in der Tasche hat, kennen könntest. Daraus könntest du dir vielleicht zusammenreimen, was das für ein Geschäft ist, das er vorhat. Und das könnte diesen neuen komischen Ehrgeiz von dir anstacheln, Verbrechen aufzuklären.«
    Prinz wiegte den Kopf. »Das könnte schon sein«, gab er zu.
    Igor lächelte. Es war, fand Prinz, eines der besten Verkäuferlächeln, das er je in illegalen Kreisen zu Gesicht bekommen hatte.
    »Die Sache könnte so aussehen: Manchmal, vielleicht drei- oder vier- oder höchstens fünfmal im Jahr mietet eine ganz legale Firma, die, sagen wir mal, vielleicht in der Schweiz sitzt, den Club Dornröschen für ein Wochenende. Wochenenden sind bei euch ja sowieso immer flau, wie du gesagt hast. Und zwar für einen Betrag, der in zwei, höchstens drei Jahren in etwa auf das Gleiche hinauslaufen würde, was der Anwalt für den kompletten Laden angeboten hat. Mit diesem hohen Preis zeigt der schlaue Pate dir seine Wertschätzung. Gemietet wird natürlich mit den ganzen Mädels, aber ohne sonstiges Personal. Irgendwann am Freitagnachmittag macht Pit eine Übergabe an einen zeitweiligen Geschäftsführer und verzieht sich, und der zeitweilige Geschäftsführer zieht in sein Chefbüro, wo die Monitore stehen, damit er kontrollieren kann, ob es an der Bar Ärger gibt. In den Zimmern habt ihr doch keine Kameras, oder?«
    »Meistens nicht. Nur wenn einer da ist, an dem wir interessiert sind.«
    »Und Mikros gibt es eh keine, hoffe ich doch.«
    Prinz lächelte. »Meistens nicht«, wiederholte er.
    »Ja, dieser Ollie. Also, diese Schweizer Firma wird wohl ein paar Experten aus Russland engagieren, die bei einer staatlichen Stelle mit legendärem Ruf gelernt haben, wie man sicherstellt, dass Ollie da nichts Verstecktes installiert hat.«
    »Das klingt alles extrem teuer. Muss ein überaus profitables Geschäft sein.«
    Wieder dieses Verkäuferlächeln. »Ich kann deine Neugier verstehen. Aber …«
    Prinz nickte nachdenklich. »Pit und ich bleiben also legal und haben nichts mit dem zu tun, was man hier ›Russenmafia‹ nennt.«
    »Das ist für alle Beteiligten das Schöne an der Sache.«
    »Ich denke, darüber könnte ich mit Pit mal reden.«
    Igor schüttelte heftig den Kopf.
    »Ist nicht drin, mein Freund. Der schlaue Pate braucht deine Zustimmung jetzt und hier.« Er langte nach einer Schublade unter dem Tisch und fischte ein paar Papiere heraus. »Er hat mir außerdem eine Art Erklärung zukommen lassen, die du unterschreiben musst. Deine Unterschrift ist eine Art Rückversicherung.« Igor grinste. »Wie damals drüben bei eurer Stasi.« Er beobachtete die blaue Ader an Prinz’ Hals, die heftig pochte. »Na los, unterschreib schon.«
    Er legte zwei Zettel mit einem Text auf Deutsch und Russisch auf den Tisch.
    Prinz warf keinen Blick auf die Papiere. Er starrte Igor einige Sekunden in die Augen; dann erhob er sich. »Ich muss erst mit meinem Partner reden. Wenn wir einwilligen, lasse ich es dich wissen, und dann denke ich darüber nach, ob ich etwas unterschreiben will, was mich kompromittieren würde.«
    Igor erhob sich ebenfalls. »Meiner Treu, Freund. Das wird der schlaue Pate aber gar nicht gern hören.«
    »Lass ihm ausrichten, dass ich seine Wertschätzung erwidere.«

3.
    »Wieso hast du nicht wenigstens schon mal Zustimmung signalisiert?«, fragte Ollie, als sie zusammen in den Bentley stiegen.
    Erich rollte langsam auf sie zu. Dirk stieg in den Jeep, Jörg ließ den Motor an.
    »Weil das eine nackte Provokation war. Vor allem die Sache mit der Unterschrift. Diesem Oberboss muss doch klar sein, wenn ich mich auf so was einlasse, haben wir plötzlich ein paar andere Gangs im Nacken.« Prinz ließ ebenfalls den Motor an.
    »Ich finde trotzdem, du hättest nicht so brüsk rausgehen dürfen. Andere Gangs könnten uns doch dann diese Russen vom Leibe ha…« Ollie sprach den Satz nicht zu Ende, sondern furchte die Stirn. »Aber dann gäbe es auch Krieg, und …« Er schüttelte den Kopf. »Anscheinend ist der schlaue Pate doch nicht so schlau.«
    Prinz fuhr nicht los, sondern starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Verdammt«, stieß er hervor und schaltete das Mikro am Kragen an. »Alles sofort zum Club Dornröschen.«
    Erich raste los, Prinz raste hinterher, der Jeep folgte. Eine Oma mit Einkaufstüten auf
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