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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate
Autoren: Volker Schnell
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draußen ist?«
    Prinz fasste den Rest des Wohnzimmers ins Auge. Karg, aber fast luxuriös, mit riesigem Flachbildfernseher, reich bestückter Bar, darunter einem kleinen neuen Kühlschrank, großen Ledersesseln um einen niedrigen Tisch. Von den Wänden blätterte die Tapete, aber ein paar Ikonen waren aufgehängt. Es war kalt, die Heizung funktionierte nicht, also behielt er die Jacke an.
    »Na ja, Igor, ihr Typen habt so diesen Ruf, dass ihr Probleme gern endgültig löst«, sagte er leise. »Und du bestehst darauf, mich hier zu empfangen, statt an einem öffentlichen Ort, wo viele andere Leute sind.«
    »Das war als Ehre gemeint, als Zeichen meiner allergrößten Wertschätzung. Manche Leute würden viel Geld dafür zahlen, um von diesem Versteck zu erfahren.«
    Prinz nickte. »Entschuldige mich einen Augenblick.«
    Er schaute durch die Durchreiche in die Küche, ging in den Flur, öffnete die drei anderen Türen und machte Licht: Bad mit Toilette und ein ähnlich luxuriös eingerichtetes Schlafzimmer sowie ein früheres Kinderzimmer, leer bis auf eine beachtliche Ansammlung von Handgranaten, Schusswaffen, Messern, Wurfsternen, Handschellen, Ketten und Baseballschlägern, es gab sogar eine Panzerfaust. Sonst war tatsächlich niemand in dieser Wohnung.
    Prinz sprach in das Mikro: »Okay, Leute. Entspannt euch.«
    »Setzen wir uns, und trinken wir den besten Wodka, den es gibt.« Igor ging zur Bar, holte eine Flasche aus dem Kühlschrank und zwei große Wassergläser, öffnete die Flasche und warf den Deckel in einen Papierkorb. Dann setzte er sich Prinz gegenüber, der in den Sessel an der Wand sank, und füllte die beiden Gläser bis zum Rand mit eisgekühltem Wodka.   »Na sdorowje.«
    Prinz betrachtete das Glas. Er wusste, dass er das jetzt, wie Igor, in einem Zug runterkippen musste. Also tat er es – und hustete.
    »Lieber Himmel.«
    Igor gab sein bellendes Lachen von sich. »Wie ich sagte, der beste Wodka, den es gibt.« Mit einem Schlag wurde er ernst. »Und jetzt solltest du das Mikro ausmachen. Was wir zu bereden haben, bleibt unter uns.«
    Prinz blickte zu den Monitoren. Ollie rauchte auf dem Balkon. Dirk stieg mit dem G3 vom Beifahrersitz des Jeeps, lief zum Eingang und öffnete die Tür. Das Mischpult gab ein Piepsen von sich, und ein rotes Licht blinkte auf. Auf dem sechsten Monitor wurde es etwas heller. Die Haustür stand sperrangelweit offen, und Dirk postierte sich mit dem Gewehr im Anschlag vor der Wohnungstür.
    Prinz schaltete das Mikro aus. Igor füllte die Gläser erneut bis zum Rand, nippte diesmal aber nur, als Zeichen, dass Prinz nicht mehr mittrinken musste. Die Flasche war schon zu zwei Dritteln leer. Es war nachmittags, gegen drei.
    Igor steckte sich eine Zigarette in den Mund. Prinz gab ihm zuvorkommend Feuer und registrierte befriedigt, dass Igor das Feuerzeug gar nicht beachtete. An dem Feuerzeug war ein weiteres Minimikro verborgen, die Batterie steckte drin. Prinz legte das Feuerzeug auf den Tisch.
    »Bist du denn ein Problem für uns, das wir vielleicht endgültig lösen müssen?«, eröffnete Igor die Verhandlung.
    »Nur wenn ihr darauf besteht, ein Problem für Pit Sabatka zu sein.«
    »Deshalb die Artillerie.« Igor nickte, als könnte er den Gedankengang nachvollziehen. »Überflüssig. Wir versuchen es immer erst auf die nette Tour.«
    »Habt ihr doch schon.« Prinz zählte an den Fingern auf. »Erst kam dieser Anwalt aus der Schweiz, mit einem ›unschlagbaren Angebot‹, wie er sagte. Pit lehnte höflich ab. Dann kam ein Typ, der kaum Deutsch konnte und sich etwas unklar ausdrückte, aber durchblicken ließ, er sei ein Profikiller aus Moskau.«
    »Er ist einer.«
    »Pit schmiss ihn raus, und wir erhöhten die Muskelpräsenz. Als Nächstes standen acht Riesen genau wie du vor der Tür, überall tätowiert genau wie du und genauso erschreckend geschmacklos angezogen wie du.« Igor kicherte. »Die machten mit zwei von unseren Muskeln kurzen Prozess, worauf die anderen sie lieber reinließen und Pit mich anrief. Da standen diese Typen also in ihren entsetzlichen Klamotten an der Bar und schrien nach Wodka und pöbelten unsere Mädels an, die alle nichts anhatten, und unsere Kunden, alle nur in weißem Frottee, rannten zu den Umkleidekabinen. Das alles an einem Mittwochnachmittag, wo immer der größte Betrieb herrscht, denn da haben unsere Kunden angeblich ihre wichtigsten Termine, während am Wochenende die Gattinnen zum Zuge kommen.« Prinz sah auf seine Uhr. »Heute vor
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