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Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7

Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7

Titel: Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7
Autoren: Ravensburger
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raus in den Hof und flickt bitte das Netz, das dort zum Trocknen hängt.“
    Mit einem Seufzer stand Tjorgi auf und ging voran. Der Hinterhof maß höchstens zwanzig Quadratmeter, war eng und zugestellt. Vom Weg trennte ihn nur ein niedriger geflochtener Zaun.
    Tjorgi hockte sich auf einen Holzklotz und zeigte den anderen, wie das Flicken funktionierte. Leon und Kim stellten sich dabei einigermaßen geschickt an. Julian wollte jedoch offenbar einen Weltrekord darin aufstellen, sich mit der Nadel, die aus Tierknochen geschnitzt war, in die Finger zu stechen. Nach kurzer Zeit legte er die Arbeit entnervt beiseite.
    „Hast du Raven heute Morgen schon gesehen?“, fragte er Tjorgi.
    „Ja“, antwortete dieser. „Er war wieder völlig abwesend – leider.“
    „Habt ihr hier öfter Ärger mit Trollen?“, fragte Julian daraufhin.
    „Nur hin und wieder, zum Glück! Trolle sind wirklich so ziemlich das Letzte, was es gibt“, sagte Tjorgi verächtlich. „Sie sind böse und verschlagen.“
    „Hast du schon mal einen gesehen?“, wagte Julian sich vorsichtig weiter vor.
    Tjorgi überlegte einen Moment, bevor er antwortete. „Glaub schon, bin mir aber nicht sicher – in einer Vollmondnacht. Ich konnte nicht schlafen und sah aus dem Haus. Draußen war es merkwürdig still. Es war diese Stille, die immer herrscht, wenn Trolle auftauchen. Alles Leben scheint erstarrt! Und dann stand da einer mitten auf dem Weg. Ein verdammt großer Kerl!“ Tjorgis Augen weiteten sich. „Er sah aus wie eine Mischung aus Bär und Wolf und hatte ein gewaltiges Gebiss mit langen Reißzähnen. Bestimmt wollte er mein Blut! Ihr wisst ja: Trolle beißen immer in den Nacken und trinken unser Blut!“
    Julian war skeptisch. Bestimmt hatte Tjorgi das alles nur geträumt. Aber er ließ sich seine Zweifel nicht anmerken. „Was geschah dann?“, fragte er im Flüsterton.
    „Ich schrie um Hilfe. Und als mein Vater kam, war der Troll verschwunden …“
    Julian schluckte. Eigentlich klang das alles wie ein Märchen, um kleinen Kindern Angst zu machen. Eigentlich. Aber Raven hatte gestern nur ein einzigs Wort gesagt – Troll … War er wirklich einem Troll begegnet? Seine Vernunft verbot es Julian, an Trolle zu glauben. Aber er war hier nicht in Siebenthann, er war im Haithabu des Jahres 965. Und vielleicht war doch etwas an diesen schaurigen Geschichten dran. Raven konnte der Beweis sein.
    Tjorgi verließ die düstere Welt der Trolle. „Vielleicht hat mir in jener Nacht ja auch eine Elfe geholfen.“
    Kim runzelte die Stirn. „Na, ich weiß nicht …“
    Tjorgi blickte sie trotzig an. „Warum denn nicht? Elfen sind schließlich unsere Freunde.“
    „Meistens jedenfalls“, ließ sich da eine Stimme vom Zaun vernehmen. Eine alte Frau lehnte dort. Sie trug einen langen, stark taillierten Rock mit Trägern aus feinstem, hellbraunen Wollstoff, der mit farbigen Zierflechten versehen war. Goldene Fibeln glänzten an ihren Schultern. Das Gesicht der Frau war faltig, der Mund glich einer schmalen Naht. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz und ständig in Bewegung wie die eines wachsamen Raubvogels. Die Hände waren gepflegt und zeigten, dass die Frau nicht an harte Arbeit gewöhnt war. „Manche Elfen mögen es gar nicht, wenn man ihnen zu nahe kommt“, ergänzte sie.
    Die Frau verströmte mit jedem Zoll ihres hageren Körpers Macht und Reichtum. Aber da war noch etwas, was sie umgab wie ein unsichtbarer Mantel – etwas Verborgenes, Geheimnisvolles.
    „Oh, hallo, Arnora …“, sagte Tjorgi und hob flüchtig die Hand.
    „Tjorgi, Sohn von Leif, Neffe von Erik, der aufgebrochen ist, das Schwert zu holen“, sagte Arnora und lachte leise. „Vergangene Nacht lag ich wach. Da spürte ich, dass Erik heute wiederkommen wird, auf seinem Schiff, umgeben von seinen Männern, in der Hand ein mächtiges Schwert.“
    In diesem Moment ertönte eine Kirchenglocke. Arnora verzog das Gesicht. „Oh, dieser neue, christliche Unfug. Als ob wir nicht genügend Götter hätten. Starke, mächtige Götter.“
    Sie machte eine Pause und fügte dann hinzu. „Wie ich sehe, hast du Besuch, Tjorgi. Gesichter, die ich nicht kenne …“
    Tjorgi beeilte sich, seine neuen Freunde vorzustellen.
    Die Alte nickte. Ihr Blick fiel auf Kija. „Eine Katze, aber keine, wie man sie kennt. Sie ist anders, nicht wahr?“
    „Anders? Nein“, sagte Kim und schlang ihre Arme um das Tier.
    Noch einmal lächelte Arnora. „Sie ist anders. Vielleicht hast du es nur noch nicht bemerkt.“
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