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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot
Autoren: Michael Peinkofer
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mich daran, dass ich mich bei Ihnen noch nicht für die unverhoffte Rettung bedankt habe, Captain Hayden.«
    »Ich habe nur meine Pflicht getan.« Der Offizier, der seine zerschlissene Uniform notgedrungen gegen Kaftan und Burnus getauscht hatte und damit fast wie ein Beduine aussah, schüttelte den Kopf. »Ohne die Unterstützung der Tuareg wäre es ohnehin ein aussichtsloses Unterfangen gewesen.«
    »Allerdings«, pflichtete Milton Fox bei. »Als wir in jener Schlucht plötzlich von vermummten Kriegern umzingelt waren, dachte ich, es wäre vorbei. Stellen Sie sich unsere Erleichterung vor, als wir feststellten, dass es nicht Laydons Schergen waren, sondern Tuareg von Kamals Stamm.«
    »Es waren Krieger einer Patrouille, die ich vor zehn Tagen entsandt hatte«, erklärte Kamal. »Sie waren den noch frischen Spuren gefolgt, die vom zerstörten Lager aus in die Wüste führten, und trafen auf Laydons Krieger, die ausgesandt worden waren, um die Überlebenden aus dem Lager zu töten. Es kam zum Gefecht, das meine Krieger für sich entschieden. Anschließend begaben sie sich auf die Suche nach Flüchtlingen – die sie schließlich auch fanden.«
    »So war es.« Hayden nickte. »Danach teilten wir uns. Einige Ihrer Krieger begleiteten die Flüchtlinge zur nächstgelegenen Oase, der Rest schloss sich mir an, um Lady Kincaid zu befreien. Ich muss zugeben, dass ich selten zuvor Männer mit mehr Mut und größerer Entschlossenheit habe kämpfen sehen.«
    »Schukran, Captain.« Kamal lächelte. »Aus Ihrem Mund bedeutet mir dieses Lob sehr viel. Wollen wir unseren unseligen Streit nicht beilegen, nachdem wir für dieselbe Sache gekämpft und zusammen gewonnen haben?«
    Hayden zögerte nur einen unmerklichen Augenblick, dann ergriff er die Hand, die Kamal ihm reichte, und drückte sie herzlich.
    »Sieh an, die Streithähne von einst vertragen sich«, stellte Sarah anerkennend fest. »Das gibt Anlass zur Hoffnung, Captain.«
    »Das sehe ich ebenso.« Hayden lächelte. »Ich schätze, ich habe einiges auf dieser Reise gelernt.«
    »So wie wir alle«, sagte Sarah versöhnlich. »Nur eines ist mir noch nicht klar, Captain – woher wussten Sie, wo Sie uns finden würden? Sie konnten unmöglich wissen, wo sich Thots Schatten befindet…«
    »Das konnte ich sehr wohl«, widersprach Hayden ein wenig verlegen, »schließlich hatte ich mir Abschriften von Ihren Notizen gemacht.«
    »Sie hatten… was?« Sarah staunte nicht schlecht.
    »Mein Befehl lautete, die Expedition zu beschützen und sicherzustellen, dass sie ihr Ziel erreicht und ihre Mission erfüllt«, erklärte Hayden. »Also habe ich getan, was ich tun musste.«
    »Was soll das heißen?« Sarah schnaubte. »Sie haben mich bestohlen wie ein gemeiner Dieb.«
    »Ich habe mir Ihre Aufzeichnungen lediglich ausgeborgt«, verbesserte der Offizier. »Und hätte ich es nicht getan, so würden Sie jetzt nicht hier stehen und sich schon wieder einen neuen Disput mit mir liefern…«
    Das war nun allerdings unbestreitbar wahr, und so beschloss Sarah, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Mehr noch, ein Lächeln glitt über ihre von der Sonne gebräunten Züge, das Hayden, Sir Jeffrey und Milton Fox entgegen der Zurückhaltung, die einem Gentleman von Welt zukam, mit lautem Gelächter quittierten.
    »Und nun entschuldigen Sie mich bitte«, meinte Captain Hayden, nachdem sich alle wieder ein wenig beruhigt hatten, »ich habe noch letzte Vorbereitungen für die Abreise zu treffen.«
    »Warum bleiben Sie nicht noch ein paar Tage?«, fragte Kamal. »Die Zelte der Tuareg stehen Ihnen offen.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen, aber mein Befehl lautet, nach Erfüllung der Mission unverzüglich zurückzukehren und meinen Vorgesetzten Bericht zu erstatten.«
    »Dem kann ich mich nur anschließen«, pflichtete Milton Fox bei, und nachdem beide sich von Kamal verabschiedet hatten, verließen sie das kuppelförmige Zelt.
    »Und was ist mit Ihnen, Sir Jeffrey?«, fragte Kamal den königlichen Berater, der sich dank der ausgezeichneten Pflege, die ihm im Dorf der Tuareg widerfahren war, von seiner Verletzung fast vollständig erholt hatte.
    »Nun, trotz aller Gastfreundschaft, die wir in den letzten Tagen bei Ihnen erfahren durften, werter Kamal, habe ich doch Sehnsucht nach der Kälte und dem Nebel von London«, erwiderte Sir Jeffrey schmunzelnd. »Und ich freue mich bereits jetzt darauf, am Kaminfeuer zu sitzen und meinen Enkeln von fernen Abenteuern zu berichten.«
    »Das kann ich
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