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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot
Autoren: Michael Peinkofer
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rotberockte Husaren der britischen Krone. Ihre Säbel und Schwerter schwingend, preschten sie auf ihren Dromedaren heran.
    An ihrer Spitze – Sarah traute ihren Augen nicht – ritten Milton Fox und Stuart Hayden.
    Der königliche Offizier trug seinen rechten Arm in einer Schlinge, was ihn jedoch nicht daran hinderte, damit die Zügel zu führen. In der linken Hand hielt er seinen Säbel, dessen Klinge im nächsten Moment unter die entsetzten Schergen Mortimer Laydons fuhr.
    Blut tränkte den Sand, als Wüstenkrieger und Husaren mit vereinter Kraft über die schwarz Vermummten herfielen. Das Gefecht, das folgte, war ebenso kurz wie heftig. Laydons Kämpfer, die mit dem Angriff nicht gerechnet hatten und zahlenmäßig unterlegen waren, setzten sich halbherzig zur Wehr, indem sie ihre Flinten abfeuerten und sich dann zur Flucht wenden wollten. Die Reiter kamen ihnen jedoch zuvor und schnitten ihnen den Weg ab, und wer sich nicht augenblicklich ergab, der wurde von Pfeilen durchbohrt.
    Kurzerhand griff Kamal nach einer herrenlos im Sand liegenden Klinge und drang damit auf einen der Vermummten ein. Auch Sarah wollte sich eine Waffe suchen, als sie plötzlich von hinten gepackt und emporgeschleudert wurde. Ein erbostes Grunzen erklang, und Sarah starrte in die dunklen Augen des Hauptmanns der Vermummten, mit dem sie im Lager der Tuareg verhandelt hatte.
    »Weib«, knurrte er nur, während er sie wie eine Puppe hochhob, um sie anschließend in den Sand zu schmettern.
    Sarah hörte ihre Knochen knacken und blieb benommen liegen. Sand brannte ihr in den Augen, und sie konnte für einen Augenblick nichts sehen. Dann wurde sie erneut gepackt und emporgerissen und starrte in das vermummte Gesicht des Hauptmanns.
    »Du wirst sterben«, orakelte er, und seine Hände schlossen sich um ihren Hals und drückten ihr die Kehle zu.
    Sarah schnappte nach Luft. Mit der Kraft eines Schraubstocks versuchte der Vermummte, das Leben aus ihr herauszupressen, und er schien Übung darin zu haben. Sarah registrierte, wie ihre Kräfte nachließen. Das Geschrei der Kämpfenden, das Peitschen der Schüsse und das Klirren der Schwerter verwoben sich zu einem Teppich aus dumpfem Lärm, der nur noch wie von fern an ihr Ohr drang. Dafür hörte sie das Rauschen ihres eigenen Blutes umso deutlicher.
    Vergeblich versuchte sie, sich aus dem Todesgriff ihres Gegners zu befreien, doch den stahlharten Muskeln, die unter dem schwarzen Kaftan arbeiteten, hatte sie nichts entgegenzusetzen. Schon begannen ihr die Sinne zu schwinden, sah sie dunkle Flecken vor Augen.
    Ihr Mund formte Hilfeschreie, aber nicht ein einziger Laut kam ihr über die Lippen. Hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen, schnappte sie nach Luft, hatte das Gefühl, ihr Innerstes wollte bersten. Ihre Kräfte ermatteten, schlaff hing sie im Griff des Feindes. Aus dem Augenwinkel registrierte sie einen Dolch, der im Gürtel eines Gefallenen steckte – aber die Waffe war zu weit weg, um sie zu erreichen.
    Es sei denn…
    Unter Aufbietung aller verbliebener Kräfte gelang es Sarah, ihrem Peiniger das Tuch vom Gesicht zu reißen. Darunter kam das kahlköpfige Haupt eines Arabers zum Vorschein. Verdutzt lockerte der Mann für einen Augenblick seinen Griff – den Sarah nutzte, um sich mit letzter Kraft von ihm loszureißen. Sie fiel rücklings zu Boden, unweit des Toten, in dessen Gürtel der Dolch steckte.
    Bäuchlings durch den Sand kriechend, erreichte sie den Leichnam, tastete nach dem Griff des Dolchs. Über sich hörte sie das wütende Grunzen ihres Gegners, spürte seinen heißen Atem im Nacken. Schon schnellte die Pranke des Mannes herab und packte Sarah – als diese den Dolch zu fassen bekam. Sie warf sich herum, die Klinge in weitem Bogen führend – und brachte ihrem Gegner eine tiefe Schnittwunde am rechten Oberarm bei.
    Ein wütender Aufschrei war die Folge. Die Züge ihres Gegners verzerrten sich noch mehr vor Hass und Rachsucht. Erneut beugte er sich über sie, wollte ihr Gesicht in den Sand pressen, um sie so zu ersticken, als Sarah die Klinge in einer steilen Aufwärtsbewegung nach oben führte und sie ins Zentrum seiner Männlichkeit rammte.
    Der Hauptmann bekam einen glasigen Blick, dann verdrehte er die Augen und sank winselnd zu Boden. Sarah drehte sich weg, um nicht unter ihm begraben zu werden. Sie wollte sich schwerfällig auf die Beine raffen – als sie in den Lauf eines Revolvers blickte.
    »Sieh an, mein Kind«, sagte Mortimer Laydon, der die Waffe im Anschlag hielt,
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