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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders
Autoren: Lynn Kurland
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- außerhalb ihrer Reichweite - vor sie hin und beobachtete sie, bis sie wieder zu Atem gekommen war. Als sie sich schließlich aufsetzte, streckte er ihr die Hände hin, um ihr aufzuhelfen, woraufhin sie sogleich versuchte, ihm die Beine unter dem Körper wegzuschlagen.
    »Verflucht, Frau, haltet ein«, schrie er, streckte die Hände aus und zerrte sie auf ihre Füße.
    »Lassen Sie mich gehen!«, schrie sie zurück.
    Er war verblüfft genug, um beinahe genau das zu tun. Noch nie im Leben hatte eine Frau ihm gegenüber einen derart rüden Ton angeschlagen.
    Allerdings hatte er ja auch noch nie eine Hexe entführt.
    Er umschlang sie mit seinen Armen und hielt sie dicht an sich gepresst, wo sie ihm nicht mehr schaden konnte. Dabei bemühte er sich, sie möglichst sanft zu behandeln, denn er fürchtete, dass er zuvor ein wenig ruppig gewesen war. Sie hatte keinen Ton von sich gegeben außer einem leisen Quieken, aber sie machte sich in seinen Armen steif wie ein Schwert. Vermutlich konnte er ihr deswegen keine Vorwürfe machen, und er lockerte seine Umklammerung, aber nicht zu sehr. Die Kleine war verschlagen und überraschend stark. Er würde gut daran tun, in ihrer Nähe äußerst wachsam zu sein.
    »Nun?«, keuchte sie schließlich. »Werden Sie meine Frage beantworten oder soll ich Sie diesmal kampfunfähig machen?«
    Er hätte gelächelt, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Bei allen Heiligen, sie war wirklich ein tollkühnes Stück. Und sie roch sehr gut. Dadurch war er derart abgelenkt, dass er ihre Frage beantwortete, was er eigentlich nicht hatte tun wollen.
    »1346«, sagte er. »Im Spätherbst, so hat es mir zumindest meine Mutter gesagt.«
    Sie schwieg betroffen. »Und was für ein Jahr haben wir jetzt?«
    »Wollt Ihr meinen Verstand auf die Probe stellen?«, fragte er stirnrunzelnd. »Wir schreiben das Jahr des Herrn 1375, das war gestern so und ist heute nicht anders.«
    Sie rückte weit genug von ihm ab, um zu ihm aufsehen zu können. Er war verblüfft über den Ausdruck in ihren Augen. Es war eine Mischung aus Entsetzen, Überraschung und Resignation. Sie sah ihn einen weiteren Augenblick an, dann senkte sie den Kopf.
    Etwas wie ein Schluchzen entrang sich ihrer Brust. Ganz leise, und sofort unterdrückte sie es. Er hätte es vielleicht nicht einmal wahrgenommen, wenn er nicht so dicht bei ihr gestanden hätte.
    Und dieser kleine Schluchzer entwaffnete ihn völlig. Er nahm seine blutverkrustete Hand, legte sie auf ihren Hinterkopf und zog sie an sich. Er hatte keine Ahnung, warum dieses Datum sie derart aufwühlte, aber vielleicht wohnte dem eine besondere, ihm unbekannte Bedeutung inne.
    Er schloss die Augen. Die Heiligen mochten ihm gnädig sein, er war ein solcher Narr! Er hätte nichts anderes tun sollen, als ihr eins überzuziehen und sie wie einen Sack Getreide zu seiner Burg zu schleppen. Stattdessen stand er seit einer halben Stunde mitten in Feindesland und hielt eine Hexe in seinen Armen, während sie immer wieder verzweifelt um Luft rang.
    Dann bemerkte er, dass sie ihre Arme um ihn gelegt hatte und sich an ihm festklammerte, als sei er ihre letzte Rettung, die sie vor dem Abgleiten in den gähnenden Schlund der Hölle abhielte.
    Er strich ihr um einiges länger übers Haar, als er es hätte tun sollen, aber dann dämmerte ihm, dass sie sich auf den Weg machen mussten, sonst würden sie nie mehr von hier fortkommen. Er räusperte sich. »Wie heißt Ihr, junge Frau?«
    »Sunshine.«
    Er lächelte leise. Das war sicher kein Name für eine Hexe, aber was wusste er schon? Vielleicht hatte ihre Mutter einen feinen Sinn für Ironie besessen. »Seid Ihr die Hexe der MacLeods, Sunshine?«
    Sie stieß zittrig die Luft aus. »Ja.«
    »Werdet Ihr mir helfen?«
    »Ja.«
    Er hätte keine solche Erleichterung verspüren sollen. Schließlich war er ein Cameron, und sie war nur eine einfache Clansfrau der MacLeods. Sie würde tun, was er von ihr verlangte.
    Obgleich er nicht abstreiten konnte, dass es ihm angenehmer war, sie kam freiwillig mit, ohne ihn mit einem bösen Fluch zu belegen.
    »Gut«, sagte er. »Gehen wir.«
    Sie nickte, nur einmal.
    Er ließ sie los, behielt aber ihre Hand in seiner. Doch sie versuchte weder, sie ihm zu entziehen, noch, ihn wieder niederzuschlagen. Er schwang sich auf sein Pferd und streckte seine Hand zu ihr herab. Sie stellte ihren Fuß auf seinen und zog sich hinter ihm hoch.
    »Haltet Euch fest«, sagte er.
    »Das werde ich.«
    Er trieb sein Ross an und
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