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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders
Autoren: Lynn Kurland
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ihre Heilerin entleihen wollte; aber dem stand entgegen, dass sie ihn vielleicht getötet und sich später erst gefragt hätten, was er wohl gewollt hatte. Das war das Einzige, was er an ihnen mochte: Er selbst war auch keiner, der lange fackelte.
    Aber er brauchte ihre Heilerin, und daher war er vorsichtig.
    Er kannte den Weg ungefähr. Gerüchten zufolge befand sich das Haus der Heilerin nördlich der Burg, ein Stück nach Osten versetzt. Sicher konnte er an den Spähern vorbeischleichen, die Frau schnappen, während sie gerade in ihrem Topf rührte und sich mit ihr davonmachen, bevor sie einen Alarm auslösen konnte. Mit etwas Glück hatten die MacLeods genauso viel Furcht vor ihr wie er selbst und würden sie nicht bewachen. Sie wäre also allein und es wäre leicht, sie zu entführen.
    Er band sein Pferd an einen Baum am Waldrand an, dann verschmolz er mit den Schatten der Bäume. Er hörte nichts, aber das war keine Gewähr. Späher waren von Natur aus sehr leise Zeitgenossen. Wenn nicht, dann waren sie so gut wie tot.
    Begleitet von diesen angenehmen Gedanken kroch er weiter durch den Wald. Er würde die alte Frau finden, sie zum Mitkommen überreden, indem er ihr irgendeine Belohnung versprach, die sie nicht ablehnen konnte, und sie damit zu seinem Pferd locken. Man sagte, sie könne Wunder wirken, daher wäre sie vielleicht auch in der Lage, Breac wiederherzustellen. Von seinem Wesen her war Cameron, wenn auch griesgrämig, so doch keineswegs pessimistisch; dennoch hätte es ihn doch sehr überrascht, wenn sein Bruder lange genug überleben würde, dass ihn sich die Hexe überhaupt noch ansehen konnte.
    Er verdrängte den Gedanken, dass er dann also der letzte Sohn seines Vaters war, teils, um seine Brüder nicht zu vermissen und teils, weil sich für ihn dadurch nichts ändern würde: Er wäre weiterhin der Anführer eines widerspenstigen und zerstrittenen Clans. Giric würde ihn nach wie vor belauern und nur auf eine Gelegenheit warten, ihm ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen. Er würde auch in Zukunft durch schiere Willensstärke seine Macht behaupten. Hatte sein Vater nicht dasselbe getan, hatte er nicht mit eisernem Willen und harter Hand weiterregiert, nachdem Camerons Mutter vor lauter Gram ein frühes Grab gefunden hatte?
    Cameron hatte immer gewusst, dass er einmal den Platz seines Vaters einnehmen würde - und das nicht nur, weil er der Älteste war. Sein Vater hatte ihm den Namen seines Clans verliehen, um ihn daran zu erinnern, wer er war und worin seine Aufgabe bestand.
    Seine Mutter hingegen hatte ihm auch noch einen anderen, zuvor gänzlich unbekannten Namen gegeben, um ihn daran zu erinnern, dass er auch ihr Sohn war und einer Linie edler, kluger Männer entstammte. Sein Vater hingegen hatte ihn stets nur Cameron gerufen, vermutlich aus reiner Bosheit. Die Ehe seiner Eltern war keine glückliche gewesen.
    Vermutlich war das der Grund, warum er immer noch unverheiratet war.
    Vielleicht lag es aber auch daran, dass er noch keine verständige Frau gefunden hatte. Er wollte keine neunmalkluge wie Gilly, Breacs Frau, die ihren Gatten für alles, was in ihrem Leben nicht glatt lief, verantwortlich machte, und er wollte auch kein unreifes, überempfindliches Mädchen wie Heather, Sims junge Frau, die sich über Sims leblosem Körper wohl die Seele aus dem Leib weinen würde. Er wollte eine Frau, die ihm ebenbürtig war, ihn aber trotzdem nicht ankeifen würde, die ihn respektieren, aber sich nicht vor ihm ducken würde, die ihn lieben und ihm die Treue halten würde. Offensichtlich war es sein Schicksal, ohne einen Nachkommen zu sterben.
    Er ging leise weiter durch den Wald, bis er eine Lichtung sah. Ein kleines Haus stand dort, mit leichter Schlagseite nach Westen; aus den gerundeten Fenstern fiel ein seltsam fahler Lichtschein. Die Luft um das Haus herum schien erfüllt von einem magischen Leuchten, das er nicht wirklich sehen, wohl aber spüren konnte.
    Er schien am richtigen Ort angelangt zu sein.
    Er fuhr sich mit dem Ärmel über seine plötzlich schweißbedeckte Stirn und hastete vorwärts. Es war schließlich nur eine Frau, noch dazu eine alte. Er war müde, und das hatte ihn dazu verleitet, sich unwirkliche Dinge einzubilden. Er hatte nichts zu befürchten.
    Er zögerte weit länger vor ihrer Tür, als es geboten war, aber dann richtete er sich auf, nahm die Schultern zurück, und erinnerte sich daran, dass er schon verdammte 27 Lenze gesehen hatte. Er würde sicher nicht auf dem Herd
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