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Der Raecher

Titel: Der Raecher
Autoren: Frederick Forsyth
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entdeckt. Zwanzig Meilen nördlich von Key West liegt Cudjoe Key, die Heimat eines Fesselballons, der, mit einer Trosse am Boden verankert, in zwanzigtausend
Fuß Höhe am Himmel schwebt. Während die meisten Küstenradare nach außen und oben schauen, blickt das Himmelsauge von Cudjoe nach unten. Sein Radar kann jedes Flugzeug erfassen, das versucht, unter dem Netz durchzuschlüpfen.
    Selbst Ballons brauchen gelegentlich eine Wartung, und der in Cudjoe wird in unregelmäßigen Abständen, die nicht bekannt gegeben werden, auf die Erde zurückgeholt. An diesem Abend war er zufällig am Boden gewesen und stieg nun wieder auf. In zehntausend Fuß Höhe ortete er die Hawker, die mit abgeschaltetem Transponder und unangemeldet über die dunkle See kam. Sekunden später jagten zwei F-16 über die Startbahn des Luftwaffenstützpunkts Pensacola und zündeten, sowie sie abgehoben hatten, die Nachbrenner.
    Die Fighting Falcons bildeten, nachdem sie Höhe gewonnen und die Schallmauer durchbrochen hatten, eine Formation und nahmen Kurs auf die letzte Key-Insel. Dreißig Meilen draußen über dem Meer flog Kapitän Stepanović nur noch mit zweihundert Knoten und leitete den Landeanflug ein. Die Lichter von Cudjoe und Sugarloaf Key funkelten an Steuerbord. Das Radar der Abfangjäger ortete den Eindringling, und die Piloten nahmen eine leichte Kurskorrektur vor, um ihn von hinten anzufliegen. Die Falcons waren über achthundert Knoten schneller als die Hawker.
    Zufällig hatte in dieser Nacht der Fluglotse George Tanner Dienst in Key West. Er wollte den Flughafen gerade schließen, als Alarm gegeben wurde. Die Position des Eindringlings deutete darauf hin, dass er die Absicht hatte zu landen, und das war auch das Klügste, was er tun konnte. Eindringlinge, die von Kampfflugzeugen abgefangen werden, weil sie unbeleuchtet und mit ausgeschaltetem Transponder fliegen, werden nur einmal aufgefordert, den Anweisungen Folge zu leisten und dort zu landen, wo man es ihnen befiehlt. Eine zweite Warnung gibt es nicht: Der Kampf gegen die Drogenschmuggler ist zu ernst für Spielereien.

    Allerdings kann eine Maschine an Bord auch einen Notfall haben und muss die Chance erhalten zu landen. Die Platzbeleuchtung blieb eingeschaltet. Aus zwanzig Meilen Entfernung konnte die Crew der Hawker die Lichter der Landebahn vor sich sehen. Über und hinter ihr gingen die F-16 in den Sinkflug über und fuhren die Bremsklappen aus. Für sie waren zweihundert Knoten beinahe Landegeschwindigkeit.
    Zehn Meilen vor dem Flugplatz sichteten die Kampfpiloten die rot glühenden Abgasstrahlen am Heck der verdunkelten Hawker. Jetzt erst bemerkte die Cockpitbesatzung, dass sie von den todbringenden Jägern eskortiert wurde.
    »Unidentifizierter Jet, schauen Sie nach vorn und landen Sie,« sagte eine Stimme ins Ohr des Kapitäns. »Ich wiederhole, schauen Sie nach vorn und landen Sie.«
    Das Fahrwerk wurde ausgeklappt, die Landeklappen wurden ein Drittel ausgefahren, um die Landeposition einzunehmen. Zur Rechten glitt der Marineflughafen Chica Key vorüber. Das Hauptfahrwerk der Hawker tastete nach dem Aufsetzpunkt, die Räder berührten den Beton, und die Maschine befand sich auf US-amerikanischem Boden.
    Seit einer Stunde hatte Dexter Kopfhörer auf und ein Mikrofon vor sich. Kaum berührten die Räder die Piste, drückte er die Sprechtaste.
    »Unidentifizierte Hawker an Tower Key West, verstehen Sie mich?«
    George Tanners Stimme drang deutlich an sein Ohr.
    »Verstehe Sie gut.«
    »Tower, an Bord dieses Flugzeugs befindet sich ein Massenmörder, der in Bosnien einen Amerikaner umgebracht hat. Er ist mit Handschellen an seinen Sitz gefesselt. Bitte verständigen Sie den Polizeichef. Er soll ihn in sicheren Gewahrsam nehmen und warten, bis die Bundesmarshals eintreffen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, kappte er die Verbindung und wandte sich an Flugkapitän Stepanović.

    »Lassen Sie die Maschine bis zum äußersten Ende rollen, und halten Sie dort an, damit ich aussteigen kann.« Er stand auf und steckte die Pistole weg.
    Hinter der Hawker kamen die Rettungsfahrzeuge aus den Flughafengebäuden herangerast.
    »Bitte, öffnen Sie die Tür«, sagte Dexter.
    Er verließ das Cockpit und durchquerte die Kabine. Die Lampen gingen wieder an, und die beiden Gefangenen blinzelten ins grelle Licht. Durch die offene Tür sah Dexter die Fahrzeuge auf sie zujagen. Auch Polizeiautos waren darunter, wie er an den roten und blauen Blinklichtern erkannte. Das Heulen der Sirenen war
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