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Der Raecher

Titel: Der Raecher
Autoren: Frederick Forsyth
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größer als Golfbälle und völlig harmlos, eher Knallkörper, mit denen man Vögel erschreckt, als Kriegswaffen. Sie hatten Verzögerungszünder, die erst nach acht Stunden losgingen, und der Avenger hatte alle zehn gegen zehn Uhr morgens über die Mauer geworfen. Von den Luftaufnahmen her wusste er genau, wo im Park rings um das Haus die dichtesten Sträucher standen. Als Teenager war er ein recht guter Baseballwerfer gewesen. Der Knall, mit dem die Kracher explodierten, klang wie der Schuss eines Hochleistungsgewehrs.
    Jemand in der Bibliothek brüllte »Deckung!«, und alle fünf Anwesenden warfen sich zu Boden. Kulac wälzte sich herüber und blieb mit gezückter Waffe neben seinem Chef liegen. Dann erwiderte draußen der erste Wächter, der den Schützen ausgemacht zu haben glaubte, das Feuer.
    Zwei weitere Bomben explodierten, und mehrere Gewehre knatterten. Eine Fensterscheibe zerbrach. Kulac schoss in die Dunkelheit.

    Der Serbe hatte genug. Er rannte in geduckter Haltung zum Hinterausgang der Bibliothek, dann den Korridor entlang und die Treppe hinunter in den Keller. McBride folgte ihm, Kulac bildete die Nachhut und sicherte nach hinten.
    Vom Kellerflur führte eine Tür in den Funkraum. Der Funker, das Gesicht weiß im Neonlicht, versuchte gerade, aus dem konfusen Gebrüll im Frequenzbereich der Funkgeräte, welche die Wachleute in den Brusttaschen bei sich trugen, schlau zu werden, als sein Chef hereinplatzte.
    »Wer spricht? Wo sind Sie? Was ist los?«, rief er. Keiner hörte ihm zu, als das Feuergefecht im Dunkeln heftiger wurde. Zilić fasste nach vorn an die Konsole und knipste einen Schalter aus. Stille trat ein.
    »Rufen Sie den Flugplatz. Alle Piloten und das gesamte Bodenpersonal. Ich möchte meinen Hubschrauber, und zwar sofort.«
    »Der ist nicht flugtüchtig, Sir. Wird erst morgen fertig. Sie arbeiten seit zwei Tagen daran.«
    »Dann eben die Hawker. Sie soll startklar gemacht werden.«
    »Sofort, Sir?«
    »Sofort. Nicht morgen, nicht in einer Stunde. Sofort.«
     
    Als der Mann im hohen Gras in der Ferne Schüsse knattern hörte, kniete er sich hin. Es war die Zeit, kurz bevor es ganz dunkel wurde, die Zeit, in der einem die Augen einen Streich spielen und Schatten bedrohlich werden konnten. Er richtete das Fahrrad auf, stellte den Werkzeugkasten in den Frontkorb, trat in die Pedale, überquerte die Rollbahn und hielt dann an der Bergseite entlang auf die anderthalb Meilen entfernt liegenden Hangars am anderen Ende zu. In dem Mechanikeroverall mit dem »Z«, dem Firmenlogo von Zeta Corporation, auf dem Rücken würde ihn im Dämmerlicht niemand erkennen. Und in der allgemeinen Angst vor einem Angriff würde in den nächsten dreißig Minuten auch niemand auf ihn achten.

    Der Serbe wandte sich an McBride.
    »Hier trennen sich unsere Wege, Mr. McBride. Ich fürchte, Sie werden allein zusehen müssen, wie Sie nach Washington zurückkommen. Das Problem wird gelöst, und ich werde mich nach einem neuen Sicherheitschef umsehen. Sie können Mr. Devereaux ausrichten, dass ich mich an unsere Abmachung halte, aber bis es so weit ist, gedenke ich die Gastfreundschaft von Freunden in den Emiraten in Anspruch zu nehmen.«
    Die Garage lag am Ende des Kellerflurs. Der Mercedes war gepanzert. Kulac fuhr, sein Chef saß im Fond. McBride stand hilflos in der Garage, als das Rolltor sich hob, der Wagen darunter hindurchglitt und über den Schotter durch das aufschwingende Tor in der Mauer rollte.
    Der Hangar lag in Licht getaucht da, als der Mercedes vorfuhr. Der kleine Flugzeugschlepper war ans Bugrad der Hawker 1000 angekoppelt und bugsierte sie aufs Vorfeld.
    Ein Mechaniker schloss die letzte Klappe an den Triebwerken, kletterte von der Arbeitsbühne herunter und rollte sie vom Rumpf weg. Im hell erleuchteten Cockpit überprüften Flugkapitän Stepanović und sein junger französischer Kopilot die Instrumente, Anzeigen und Bordsysteme mit Strom aus dem Hilfsaggregat.
    Zilić und Kulac beobachteten vom sicheren Wagen aus die Prozedur. Als die Hawker auf dem Vorfeld stand, öffnete sich die Tür, die Falltreppe schwenkte herunter, und der Kopilot erschien in der Öffnung.
    Kulac stieg allein aus, rannte über den Beton und sprang die Treppe hinauf in die luxuriöse Passagierkabine. Er spähte nach links zur geschlossenen Cockpittür. Zwei große Schritte, und er stand vor der Toilette im Heck, riss die Tür auf. Leer. Er eilte zur Treppe zurück und winkte von oben seinem Chef. Der Serbe glitt aus dem Wagen
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