Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Raecher

Titel: Der Raecher
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
abgerissene Schulterstück eines Hemdes entdeckt. Es war ohne Stern.
    »Ich glaube nicht, dass unser Mann nackt ist«, erklärte McBride. »Im Gegenteil, ich glaube, er trägt ein Tarnhemd ohne Schulterstück, khakifarbene Drillichhosen und Kampfstiefel. Und einen Buschhut wie Sie, Major.«
    Van Rensberg erbleichte. Doch die Fakten sprachen für sich. Zwei Furchen im Kies, die offensichtlich von Stiefelabsätzen herrührten, deuteten darauf hin, dass jemand ins hohe Gras geschleift worden war. Die Spur endete am Bach.
    »Wenn er hier eine Leiche reingeworfen hat«, murmelte der Major, »ist sie längst über die Klippe.«
    Und wir alle wissen, wie sehr du deine Haie liebst, dachte McBride, schwieg aber.
    Van Rensberg wurde allmählich das ganze Ausmaß seiner Lage bewusst. Irgendwo auf dem zweitausendvierhundert Hektar großen Anwesen lauerte, das Gesicht von einem breitkrempigen Buschhut beschattet, ein professioneller Killer, der über Waffen und ein Quadbike verfügte und, wie er vermutete, den
Auftrag hatte, seinem Arbeitgeber den Kopf wegzupusten. Er sagt etwas auf Afrikaans, und es war nichts Nettes. Er stellte einen Funkkontakt her.
    »Zwanzig neue Leute sollen die Wachen an der Villa verstärken. Außer ihnen und mir darf niemand hinein. Sie sollen sich vollständig bewaffnen und auf dem Gelände rund um das Haus verteilen. Sofort.«
    Sie fuhren querfeldein zurück zu dem umfriedeten Haus auf der Landzunge.
    Es war Viertel vor vier.

31
    Der Coup
    D as Wasser des Bachs fühlte sich wie Balsam auf der nackten Haut an, nachdem sie so lange der sengenden Sonne ausgesetzt gewesen war. Doch die Strömung war tückisch, denn auf dem Weg zum Meer nahm sie zwischen den betonierten Ufern stetig zu.
    Dort, wo er ins Wasser getaucht war, hätte er noch ans andere Ufer klettern können, aber da war er noch zu weit von den Baum entfernt gewesen, den er erreichen musste. Und in der Ferne waren schon die Hunde zu hören. Er hatte den Baum von seinem Adlerhorst aus gesehen, und davor schon auf den Luftaufnahmen.
    Der letzte Ausrüstungsgegenstand, von dem er noch keinen Gebrauch gemacht hatte, war ein kleiner Klappanker mit sieben Meter Leine. Während er zwischen den Ufern des sich windenden Bachs trieb, klappte er die drei Flunken aus, ließ sie einrasten und legte sich die Schlaufe der Leine ums rechte Handgelenk.
    Er kam um eine Biegung und sah vor sich den Baum, der am Ufer auf der Flugplatzseite stand. Zwei dicke Äste neigten sich über den Bach. Als er sich ihm näherte, richtete er sich im Wasser auf, holte aus und schleuderte den Anker hoch in die Luft.
    Er hörte das Krachen, als das Metall gegen die Äste schlug, trieb unter dem Baum hindurch und spürte den Schmerz im rechten Schultergelenk, als die Flunken griffen und die Fahrt stromabwärts jäh gestoppt wurde.
    Er hangelte sich an der Leine entlang bis ans Ufer und hievte
den Oberkörper heraus. Der Druck des Wassers ließ nach, beschränkte sich auf seine Beine. Er krallte die freie Hand in den Grasboden und zog sich vollends ans Ufer.
    Der Klappanker hing in unerreichbarer Höhe im Geäst. Er fasste so weit nach oben, wie er konnte, schnitt die Leine ab und ließ den Rest über dem Wasser baumeln. Er war hundert Meter von dem Zaun entfernt, in den er vierzig Stunden zuvor ein Loch geschnitten hatte. Er konnte ihn nur kriechend erreichen. Nach seiner Schätzung waren die Hunde noch eine Meile entfernt, auf der anderen Seite des Bachs. Sie würden die Brücken finden, aber erst später.
    Zwei Nächte zuvor hatte er im Dunkeln am Zaun des Flugplatzes gelegen und einen waagrechten und einen senkrechten Schnitt angebracht, und zwar so, dass die Schnitte zwei Seiten eines Dreiecks bildeten, jedoch einen Draht intakt gelassen, damit der Zaun gespannt blieb. Den Bolzenschneider hatte er darunter im hohen Gras versteckt, wo er auch jetzt noch lag.
    Die beiden Schnitte hatte er mit kunststoffummanteltem grünem Gärtnerdraht wieder zusammengebunden. Es dauerte eine Minute, um ihn zu lösen. Er vernahm ein dumpfes Sirren, als er den letzten Draht durchkappte. Er schlüpfte durch den Zaun, blieb auf dem Bauch liegen, drehte sich um und flickte das Loch wieder. Aus zehn Metern Entfernung war es schon nicht mehr zu sehen.
    Auf den ungenutzten Weideflächen auf der Farmseite machten die Peonen Heu für das Vieh, doch beiderseits der Landebahn wuchs das Gras einen halben Meter hoch.
    Dexter robbte zu dem Fahrrad und den anderen Gegenständen, die er gestohlen hatte, zog
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher