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Der Raecher

Titel: Der Raecher
Autoren: Frederick Forsyth
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sich an, um seine Haut vor der Sonne zu schützen, blieb aber reglos liegen und wartete. Er hörte die Hunde. Sie hatten die blutigen Kleider hinter dem Zaun gefunden, eine Meile entfernt.
Als Major Van Rensberg mit seinem Landrover am Tor der Villa vorfuhr, waren die von ihm angeforderten zusätzlichen Wachen bereits eingetroffen. Ein Laster wartete draußen, und die Männer sprangen von der Ladefläche, schwer bewaffnet, M-16-Sturmgewehre in den Händen. Der junge Offizier ließ sie in Reih und Glied Aufstellung nehmen, als das Eichentor aufschwang. Dann eilten die Männer im Laufschritt hinein und verteilten sich im Park. Van Rensberg folgte ihnen, und das Tor fiel wieder zu.
    Die Treppe, die McBride bei seiner Ankunft erklommen hatte, lag vor ihnen, doch der Südafrikaner bog nach rechts ab und ging um die Terrasse herum. McBride registrierte Kellertüren und die elektrischen Tore der drei Tiefgaragen.
    Der Butler nahm sie in Empfang. Er ging voraus. Sie folgten ihm durch einen Gang, vorbei an Türen, die in die Garagen führten, dann eine Treppe hinauf in den Wohnbereich.
    Der Serbe wartete in der Bibliothek. Obwohl es jetzt, am Spätnachmittag, nicht mehr so heiß war, hatte die Vorsicht über den Wagemut gesiegt. Er saß an einem Konferenztisch vor einer Tasse schwarzen Kaffee und bot den beiden Gästen einen Stuhl an. Kulac, sein Leibwächter, lehnte im Hintergrund an einer Wand aus ungelesenen Erstausgaben und passte auf.
    »Erstatten Sie Bericht«, befahl Zilić ohne Vorrede. Van Rensberg sah sich zu dem peinlichen Geständnis genötigt, dass ein Mann in seine Festung eingedrungen sei, sich, als Latino-Arbeiter verkleidet, Zugang zur Farm verschafft habe und den Hunden entkommen sei, indem er einen Wachmann ermordet, sich seiner Uniform bemächtigt und die Leiche in den reißenden Bach geworfen habe.
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Irgendwo zwischen der Mauer, die den Park umgibt, und dem Zaun, der das Dorf und den Flugplatz sichert, Sir.«
    »Und was gedenken Sie zu unternehmen?«
    »Jeder Einzelne meiner Leute, jeder Mann, der diese Uniform
trägt, wird über Funk kontaktiert und aufgefordert, sich auszuweisen.«
    » Quis custodiet ipsos custodes?« , fragte McBride. Die beiden anderen sahen ihn verständnislos an.
    »Verzeihung. Wer bewacht die Wächter? Oder anders ausgedrückt: Wer kontrolliert die Kontrolleure? Woher wollen Sie wissen, dass die Stimme am Funkgerät nicht lügt?«
    Stille trat ein.
    »Richtig«, sagte Van Rensberg. »Sie müssen in ihre Unterkünfte zurückbeordert und ihren Einheitsführern gegenübergestellt werden. Darf ich den Funkraum benutzen und die entsprechenden Befehle durchgeben?«
    Zilić nickte verächtlich.
    Es dauerte eine Stunde. Die Sonne ging unter. Die kurze tropische Dämmerung brach an. Van Rensberg kam zurück.
    »Alle achtzig haben sich bei den Baracken gemeldet. Jeder Einzelne ist von seinem Offizier identifiziert worden. Also muss er noch irgendwo da draußen sein.«
    »Oder innerhalb der Mauer«, gab McBride zu bedenken. »Ihre fünfte Gruppe patrouilliert ums Haus.«
    Zilić wandte sich an seinen Sicherheitschef.
    »Haben Sie die zwanzig etwa ohne Personenüberprüfung hereingelassen?«, fragte er frostig.
    »Selbstverständlich nicht, Sir! Das ist meine Eliteeinheit. Sie wird von Janni Duplessis befehligt. Ein fremdes Gesicht wäre ihm sofort aufgefallen.«
    »Er soll zum Rapport kommen«, befahl der Serbe.
    Wenige Minuten später erschien der junge Südafrikaner in der Tür zur Bibliothek und nahm zackig Haltung an.
    »Leutnant Duplessis, auf meinen Befehl hin haben Sie zwanzig Männer, Sie selbst mitgerechnet, ausgewählt und vor zwei Stunden mit dem Lkw hierhergebracht.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Kennen Sie jeden Einzelnen?«

    »Ja, Sir.«
    »Verzeihen Sie, aber in welcher Marschordnung haben Sie das Tor passiert?«, fragte McBride.
    »Ich lief an der Spitze. Sergeant Gray hinter mir. Dann die Männer, jeweils drei nebeneinander, sechs pro Reihe. Achtzehn Mann.«
    »Neunzehn«, sagte McBride. »Sie haben den Nachzügler vergessen.«
    In der Stille tickte die Uhr auf dem Kaminsims aufdringlich laut.
    »Welchen Nachzügler?«, zischte Van Rensberg.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, meine Herren. Ich könnte mich auch geirrt haben. Aber ich dachte, ich hätte einen neunzehnten Mann hinter dem Laster auftauchen und den anderen nachlaufen sehen. In der gleichen Uniform.«
    In diesem Augenblick schlug die Uhr sechs, und die erste Bombe ging hoch.
    Sie waren nicht
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