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Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Titel: Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume
Autoren: Erno Fischer
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    Das Raumschiff Bahrns ging um vierzehn Uhr Bordzeit in den Orbit um Clarks-Planet. Sämtliche Funksprüche waren bis jetzt unerwidert geblieben.
    Unruhe hatte die Besatzung erfaßt.
    Der Treiberraumer war als Scout eingesetzt, nachdem über die Wirren der letzten Jahre die Verbindung zu vielen Kolonialwelten abgebrochen war und jetzt wiederhergestellt werden sollte.
    Clarks-Planet war so ein ehemaliger Kolonialplanet. Was war dort unten passiert? Warum antwortete niemand?
    Die sieben Treiber und der Logenmeister starrten gebannt auf die Sichtschirme, als müßten sie ihnen das Geheimnis von Clarks-Planet auf der Stelle enthüllen. Sie hatten mit ihren PSI-Kräften das Raumschiff bis hierher gebracht. Sollte die Reise umsonst gewesen sein? Es wäre nicht der erste tote Planet. Viele waren von der Mutterwelt Erde so abhängig gewesen, daß jedes menschliche Leben ersterben mußte, als die Verbindung gerissen war.
    Und doch war es diesmal anders. Das spürten sie, obwohl sie es sich nicht erklären konnten.
    Bahrns, nach dem sie das Scout-Schiff getauft hatten, grunzte enttäuscht. Auf den ersten Blick sah man in ihm nur einen unförmigen Fleischklumpen. Bahrns war von der Natur übel mitgespielt worden, was seine Erscheinung betraf; dabei besaß er allerdings einen wachen Verstand und ganz besondere PSI-Sinne. Seine Eltern hatten ihn einst versteckt, damit er den früher geübten Praktiken zur Beseitigung von unwertem Leben nicht zum Opfer gefallen war – eine der pervers erscheinenden Alltäglichkeiten während der Herrschaft des Konzils der Konzerne über alle Menschen. Als Motiv war angegeben worden: »Die Bemühungen, den Gesunden einen vermeidbaren Schock zu ersparen und den Relax verstärkt das Gefühl zu geben, daß Krankheit und Tod lediglich eine unbedeutende Illusion sind.«
    Die totale Realitätsflucht bei sechzig Prozent der irdischen Bevölkerung (eben der genannten Relax), damit die Herrschenden ungestört ihre Expansionspolitik betreiben konnten.
    Bahrns hatte auf die Dauer nicht unentdeckt bleiben können. Das System forderte seine Opfer. Als sie kamen, um ihn zu töten, floh er – damals erst zwei Jahre alt! PSI hatte ihm geholfen, sich am Leben zu erhalten, doch selbst die Nomans, die Ausgestoßenen, die Vogelfreien, hatten Bahrns nicht akzeptiert. Er war das Monster. Da er stumm war und sich nur mittels PSI verständigen konnte, wurde alles nur noch schlimmer. Es erschreckte die Nomans im höchsten Maße, wenn er »mit seinen Gedanken« zu ihnen sprach.
    Und dann war er auch noch unter ihnen ein Verfolgter geworden.
    Nach einer Bahrns endlos erscheinenden Zeit war er zufällig auf Treiber gestoßen, und die waren über seine Fähigkeiten keineswegs erschrocken. Er war einer von ihnen geworden – bis heute.
    Geblieben war eine unstillbare Sehnsucht nach seinen Eltern, die alles für ihn hatten tun wollen und dennoch gescheitert waren. Er hatte sie niemals wiedergefunden. Das verklärte sie in seinen Erinnerungen und stilisierte sie zu besonderen Wesen.
    »Eine lausige Welt«, sagten seine Gedanken. »Da möchte ich nicht einmal tot über dem Lattenzaun hängen!«
    Sie sahen ihn erschrocken an. Obwohl sie an seine oftmals recht unkonventionelle Ausdrucksweise gewöhnt waren, hatte er sie recht unsanft aus ihren Betrachtungen geweckt.
    Seine riesigen, wässrigen Augen blieben auf den Hauptschirm gerichtet. Bahrns war geschlechtslos, also weder männlich noch weiblich. Ein intelligenter Fleischklumpen mit vier Gliedmaßen, auf denen er sich ungeheuer flink bewegte, und zwei Ohren, mit denen er auch Ultraschallgeräusche wahrnahm.
    Cora-lon, Wera-lon und Olka-lon, die Drillingsschwestern, die völlig gleich aussahen und sich niemals trennten, riefen im Chor: »Du hast dir bei diesen Nomans eine unmögliche Ausdrucksweise angewöhnt!«
    »Es waren die einzigen, die ich lange Zeit zu Gesicht bekommen habe, und sie waren nicht halb so erheiternd wie ihr drei.«
    Seine Gedanken wurden wie gesprochene Worte empfunden.
    Die Drillinge schnitten eine beleidigte Miene. Es war gespenstisch anzusehen, wenn sie sich vollkommen synchron zueinander bewegten. Die meiste Zeit waren ihre Geister zu einem Psyche-Kollektiv verschmolzen.
    Nach heute üblichem Geschmack waren sie zu klein und zu zierlich. Sie wirkten unscheinbar und taten überhaupt nichts für ihre Erscheinung. Aus Rücksicht auf die anderen scherten sie sich wenigstens nicht mehr kahl. Ihre Gesichter waren kindlich. Die Drillinge gaben sich stets
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