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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
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»fahr ich als Allererstes ins Meadowhall-Einkaufszentrum und kauf mir einen Haufen neue Sachen. Das heißt, nachdem ich den Kater von heute Abend ausgeschlafen hab. Mich zu besaufen hat Vorrang.« Er lachte. »Ich wette, du machst das auch.«
    »Was mache ich auch?«
    »Dir ein paar neue Klamotten besorgen.«
    Quinn blickte an sich hinunter auf seine Kleidung. Zu den ersten Dingen, die er erledigen sollte, gehörte, eines der Benefizgeschäfte aufzusuchen, in denen für ein paar Pfund gebrauchte Bekleidung verkauft wurde – Läden, die er während seiner bewachten Freigänge gesehen hatte: Oxfam, Cancer Research, Help the Aged. In einem solchen Geschäft konnte er sich Jeans und ein paar Hemden besorgen, vielleicht auch eine alte Jacke, die nach Zigarettenqualm roch, sowie ein Paar Stiefel. Wahrscheinlich würde es sich dabei um die Sachen eines Verstorbenen handeln, aber wen störte das schon? Darin würde er weniger auffallen. Er hatte sein Entlassungsgeld in der Tasche, brauchte aber vielleicht auch noch für andere Dinge
Geld. Vorerst konnten Tote für seine Bekleidung sorgen. In gewisser Weise passte das ja auch.
    »Ich hab sogar schon einen Job in Aussicht«, sagte Rick. »Was für ein Glücksfall, hm? Das hat mein Bewährungshelfer für mich eingefädelt. Der Typ ist echt in Ordnung. Ein bisschen Geld in der Tasche zu haben ist schon ein großer Vorteil. Deine eigenen vier Wände und deine Familie um dich herum. Ich werd mein Leben schon in den Griff bekommen, wart’s nur ab.«
    »Schön für dich.«
    »Ich bin erst fünfundzwanzig – ich hab meine ganze Zukunft noch vor mir. Außerdem darf man sein Leben nicht verplempern, wenn man Vater ist. Ich will, dass meine beiden Kinder eines Tages stolz auf mich sind. Sie sollen doch nicht denken, ihr Dad wäre ein Taugenichts, weil er den größten Teil seines Lebens im Knast verbracht hat, oder?«
    »Nein.«
    »Dann hast du also selber Kinder?«
    Mansell Quinn zog eine Grimasse und biss die Zähne zusammen. Er schwieg. Aber der junge Mann hatte gar kein Interesse an einer Antwort.
    »Ich wünsch mir, dass sie einen besseren Weg einschlagen, als ich es getan hab«, sagte Rick. »Ich will, dass sie sich reinhängen und es im Leben zu was bringen. Deshalb werd ich von jetzt an ein Vorbild für sie sein. Das hab ich Sharon versprochen. Mein Junge will Arzt werden, ich werd ihm dabei helfen.«
    Die A50 war staubig, und der vorbeirollende Verkehr stank nach Benzin und heißem Metall. In der letzten Viertelstunde hatte Quinn mehr schlechte Luft eingeatmet als in den vergangenen vierzehn Jahren. Er wünschte sich, in dem Feld hätte es Mohnblumen gegeben. Das wäre ein gutes Omen gewesen – Blut im Feld passend zum Blut in seinen Gedanken. Doch ihre Abwesenheit beunruhigte ihn. Ihm wurde zum ersten Mal
bewusst, dass sich das Leben in der Außenwelt in vielerlei Hinsicht geändert haben könnte, während er fort gewesen war.
    Vermutlich behandelten die Landwirte ihre Saat heutzutage mit Chemikalien, damit die Mohnblumen starben und jeder Getreidehalm, den sie anpflanzten, vollkommen rein und goldfarben wurde, absolut rein und steril. Es gab kein Scharlachrot mehr inmitten des Gelbs, kein Blut mehr in den Getreidefeldern. Jetzt floss nur noch in seiner Erinnerung Blut.
    Rick sah Quinn an und verließ für einen Augenblick seine eigene Phantasiewelt.
    »Du warst eine ganze Weile drin, oder?«
    »Dreizehn Jahre und vier Monate.«
    »Dreizehn Jahre? Das ist hart.«
    Quinn konnte sehen, wie er rechnete. Das lernte man im Gefängnis: Bewährungsfristen und automatische Entlassungstermine zu kalkulieren, all die Dinge, die das System hinter Abkürzungen verbarg, als wären sie nichts weiter als Buchstaben auf dem Papier eines Berichts, anstatt Tage in Freiheit für einen Menschen. Rick konnte es sich selbst ausrechnen. Dreizehn Jahre und vier Monate bedeuteten, dass er zu mindestens zwanzig Jahren verurteilt worden sein musste, auch wenn er keine Bewährung bekommen hatte.
    »Ein Lebenslänglicher also?«
    Sie waren aus der Unterführung wieder ins Licht aufgetaucht. Quinn drehte sich langsam um und versuchte, sich zu orientieren. Das stark befahrene Stück Fernverkehrsstraße über ihm war neu, und er hatte keine Ahnung, in welcher Richtung die Unterführung verlief. Es war beinahe so, als existierte das Gefängnis in seinem eigenen kleinen, seltsamen Universum, das es vom Rest der Welt trennen sollte.
    »Ja, ein Lebenslänglicher.«
    Er wusste, dass Rick die nächste Frage
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