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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
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bekommen?«
    »Nein. Quinn hat dreizehn Jahre und vier Monate abgesessen, bis zum automatischen Entlassungsdatum.« Hitchens drehte sich mit seinem Sessel ganz um und beugte sich über den Schreibtisch vor. »Und dieses Datum ist heute. Mansell Quinn hätte heute Morgen um halb neun seine Habseligkeiten abholen und das Gefängnis Ihrer Majestät in Sudbury verlassen sollen.« Hitchens sah auf die Uhr. »Also vor einer halben Stunde.«
    »Und?«
    »Quinn darf sich nur bedingt frei bewegen. Er muss sich vorübergehend in einem Wohnheim in Burton on Trent einquartieren und hat heute Nachmittag einen Termin mit seinem Bewährungshelfer. Eine der Bedingungen ist, dass er sich von dieser Gegend hier fernhält. Wir wurden gebeten, nach ihm Ausschau zu halten, falls er seine Auflagen missachtet.«
    Fry zuckte mit den Schultern. »Und was ist, wenn er hier auftaucht? Häftlinge sind manchmal etwas überschwänglich vor Freude, wieder in Freiheit zu sein, und beschließen, das zu feiern. Vielleicht finden wir ihn ja in irgendeinem Pub, aber das hätte nichts zu bedeuten.«
    »Vermutlich.«
    Fry nahm Haltung an, um das Büro des Detective Inspectors zu verlassen. Doch dann zögerte sie, weil sie das Gefühl hatte, dass es noch etwas gab, was er ihr verschwiegen hatte.

    »Wuttherapie? Dann würden Sie also sagen, dass Quinn ein gewalttätiger Mensch ist, Sir?«
    »Daran besteht kein Zweifel«, entgegnete Hitchens. »Er hat eine lange Vorgeschichte, was tätliche Übergriffe anbelangt. Ziemlich am Anfang seiner Freiheitsstrafe wurden ihm jegliche Hafterleichterungen gestrichen, weil er einen Mithäftling angegriffen hatte. Er hat dem Mann den Arm gebrochen und ihm ein paar Zähne ausgeschlagen. Und er konnte nicht erklären, warum er es getan hatte. Oder wollte nicht.«
    »Und was ist mit dem ursprünglichen Mord?«
    »Na ja, am Tatort war jede Menge Blut. Es sah dort aus wie im Schlachthof. Niemand würde sich wünschen, dass sein Wohnzimmer so aussieht – und schon gar nicht in seinem hübschen neuen und geräumigen Einfamilienhaus in Castleton. Pindale Road, so lautete die Adresse.«
    Fry lehnte sich mit einem Seufzen wieder gegen die Wand. »Was genau ist passiert?«
    »Offenbar kam Quinn aus dem Pub nach Hause, wo er den ganzen Nachmittag mit seinen Freunden getrunken hatte. Es kam zum Streit, er verlor die Beherrschung, schnappte sich ein handliches Küchenmesser und... siehe da – eine Leiche auf dem Fußboden, Blut auf dem Teppich und der mutmaßliche Täter noch vor Ort, als ein Streifenwagen auf den Notruf reagiert. Schreckliche Szenen, als die Kinder nach Hause kommen. Sämtliche Nachbarn strecken den Kopf zur Tür hinaus, um zu sehen, was los ist, und im Weg zu sein. Das übliche Chaos. Das Opfer war bereits am Tatort tot. Es hatte zahlreiche Stichverletzungen am ganzen Körper.«
    »Also ein ganz normaler Ehekrach«, sagte Fry, völlig irrational enttäuscht. »Einer wie tausend andere. Die Gründe für den Streit variieren zwar vielleicht ein wenig, aber die Wahl des Haushaltsgegenstands zeugt in der Regel nicht von viel Phantasie. Und es ist immer die Frau, die am Schluss tot auf dem Fußboden liegt.«

    »Bis auf die Tatsache, dass es im Fall Quinn einen großen Unterschied gab.«
    Fry hob den Kopf.
    »Welchen?«
    »Die Leiche auf Quinns Wohnzimmerfußboden«, sagte Hitchens, »war nicht die seiner Frau.«

2
    Sudbury-Gefängnis, Derbyshire
     
     
    Früher hatte es in jedem Getreidefeld Mohnblumen gegeben – sie waren leuchtend rot gewesen wie frische Blutspritzer. Mansell Quinn war sich sicher, dass er sie im Sommer immer gesehen hatte. Nach Sonnenaufgang tauchten sie überall in kleinen Gruppen auf, lugten zwischen den gelblichen Halmen hervor, nickten mit ihren blutroten Köpfen im Sonnenlicht und warteten darauf, dass der Mähdrescher sie niedermähte. Für ein paar heiße Tage im Jahr war ein Feld unten im Tal mit roten Flüssen von Mohnblumen durchzogen, die sich langsam in der Brise hin und her wiegten.
    An diesem Morgen fiel ihm zum ersten Mal auf, dass sich unmittelbar auf der anderen Seite der Straße ein Getreidefeld befand, dessen bräunliche Stängel gerade begonnen hatten, Samen zu tragen. Das Feld war mit Stacheldraht umzäunt. Quinn hielt nach Mohnblumen im Getreide Ausschau, weil er sich nach ihrem roten Leuchten sehnte. Aber es waren keine Mohnblumen zu sehen.
    Als Quinn mit einer Plastiktüte und seiner Entlassungsurkunde in der Hand auf das äußere Tor zuging, wurde ihm bewusst, dass
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