Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
eintrat.
    »Sir? Sie sagten, Sie wollten mich sehen.«
    Hitchens schwieg eine Zeit lang, versunken in irgendwelche Gedanken, die er Fry nicht unterbrechen lassen wollte. Also wartete sie, bis er fertig war. Sie beobachtete, wie das Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel, Schatten auf sein Gesicht warf, die ihn älter aussehen ließen als den Detective Inspector, den sie kennen gelernt hatte, als sie vor nicht allzu langer Zeit zur Polizei von Derbyshire versetzt worden war. Nachdem er sich
mit einer Krankenschwester in Chesterfield häuslich niedergelassen hatte, war er beinahe über Nacht zu einem Mann mittleren Alters geworden, der damit beschäftigt war, die richtige Tapete für das Badezimmer auszusuchen und sich am Wochenende um seinen Rasen zu kümmern. Hitchens selbst hatte die Verwandlung offenbar ebenfalls wahrgenommen. Er war ein Mann, der dabei war, seinen Platz im Leben einzunehmen.
    Jetzt fiel Fry allerdings auf, wie er die Narbe betastete, die über die mittleren Fingergelenke seiner linken Hand verlief, als erinnerte er sich an eine alte Verletzung.
    »Ich hab mir sagen lassen, dass Mansell Quinn heute entlassen wird«, sagte Hitchens schließlich.
    Fry spürte Verärgerung in sich aufwallen und kämpfte damit, sie für sich zu behalten. »Wer«, fragte sie, »ist Mansell Quinn?«
    Der Detective Inspector drehte sich ein Stück mit seinem Sessel und sah Fry an, als wollte er nachprüfen, wer sie war. Sie hatte das Gefühl, dass er genau dasselbe gesagt hätte, wenn irgendjemand anderer in sein Büro gekommen wäre. Vielleicht hätte er diese Unterhaltung auch mit der Putzfrau geführt.
    »Sie werden sich nicht mehr an ihn erinnern, Detective Sergeant Fry«, sagte er. »Quinn wurde vor etlichen Jahren wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hat in Castleton gewohnt, ein paar Meilen von hier im Hope Valley. Kennen Sie es?«
    »Ein Touristennest, nicht wahr?«
    »Eigentlich ein interessanter Ort. Ich war als Kind mal dort. Ich erinnere mich, dass ich vor allem von den Schafen beeindruckt war – sie sind bis mitten ins Ortszentrum heruntergekommen. Ich nehme an, sie waren auf Nahrungssuche. Ich hatte noch nie zuvor eines aus der Nähe gesehen.«
    »Sir?«, warf Fry ein. »Sie haben von jemandem namens Quinn gesprochen …«

    »Ja, Mansell Quinn.« Hitchens drehte seinen Sessel wieder zurück und sah zum Fenster hinaus. Sein Blick schien sich zu verlieren, als starrte er über Edendale hinweg ins weiter nördlich gelegene Umland – Richtung Hope Valley, am Rand des Dark Peak. »Tja, in Castleton ist es fast das ganze Jahr ruhig, wenn keine Touristen da sind. Die Leute kennen sich sehr gut. Der Fall Quinn hat für einen ganz schönen Aufruhr gesorgt. Es war ein ziemlich brutaler Mord – mit Blut auf dem Wohnzimmerteppich und so.«
    Fry war nicht aufgefordert worden, sich zu setzen, deshalb lehnte sie sich stattdessen neben der Tür an die Wand.
    »Ein Ehekrach?«
    »Na ja, in gewisser Weise«, erwiderte Hitchens. »Die Sache war die, dass Quinn die Anschuldigung zunächst abstritt, sich dann bei der Verhandlung aber doch schuldig bekannte. Nachdem er eine Weile gesessen hatte, änderte er seine Meinung dann erneut. Er hat plötzlich behauptet, er hätte es doch nicht getan.«
    »Ziemlich merkwürdig. Hat er Bewährung bekommen?«
    »Nein.«
    »Dann hat er es sich also selbst vermasselt. Der Bewährungsausschuss muss davon ausgegangen sein, dass er sich der Realität verschlossen hat.«
    »Es ist nicht mehr so wie früher. Vorzeitige Entlassung hängt von der Beurteilung ab, ob man als potentielles Risiko eingestuft wird, und nicht davon, ob man das Gerichtsurteil akzeptiert hat oder nicht. Das Innenministerium macht heutzutage großes Aufhebens um die Frage, wie mit Lebenslänglichen zu verfahren ist.«
    »Sie wurden dazu gezwungen, nicht wahr?«
    »Das ist hier ein heikles Thema, Fry.«
    »Entschuldigung.«
    »Risikobewertung«, sagte Hitchens. »Darauf läuft es hinaus. Wir verstehen was von Risikobewertung, hab ich Recht?«

    Fry nickte. Nur allzu oft bedeutete das, sich abzusichern. Es war ein Mittel zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten oder Schadenersatzzahlungen. Doch diesen Gedanken behielt sie für sich. Womöglich war der Detective Inspector anderer Meinung.
    »Mansell Quinn hatte Probleme mit seinem Verhalten«, sagte Hitchens. »Er musste sich im Gefängnis einer Therapie unterziehen, um seine Wutausbrüche unter Kontrolle zu bringen.«
    »Und er hat trotzdem keine Bewährung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher