Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Chance zu bekommen, wenn er nicht schleunigst das Weite suchte.
    Cooper hatte von einer chinesischen Religion mit dem Namen Taoismus gehört. Ihre Anhänger glaubten daran, dass man bei der Geburt die gesamte Atemluft in sich hatte, die man im Lauf des Lebens brauchte. Für sie war jedes Ausatmen
ein Schritt in Richtung Tod. Wenn man seinen Atem aufgebraucht hatte, war Schluss.
    Doch Cooper hatte darüber in den vergangenen Tagen nachgedacht und war davon überzeugt, dass sich die Taoisten täuschten. Es gab immer noch einen letzten Atemzug.

Speedwell Cavern, 10. September 2004
     
     
    Gegen Ende des Sommers stieg eine Gruppe pensionierter College-Lehrer aus Virginia langsam die Stufen der Speedwell Cavern hinunter, um die unterirdische Bootsfahrt zu machen.
    Als sie an der Plattform oberhalb des Bottomless Pit ausstiegen, rückten sie ihre Schutzhelme zurecht und blickten nach oben zur Decke der Höhle weit über ihren Köpfen, wo noch immer die Überreste primitiver Holzleitern aus dem Fels ragten.
    Dann starrten sie hinab ins grüne Wasser tief unten, als der Führer ihnen von den Bleiminenarbeitern erzählte, die dort Tonnen von Geröll hineingeschüttet hatten. Sie lauschten höflich seinen Geschichten über den Teufel, von dem die Minenarbeiter geglaubt hatten, er wohne am Boden des Sees, und über die weiße Riesenschlange, die angeblich aus dem Wasser auftauchte und auf der Suche nach menschlicher Beute durch die Gänge kroch.
    »Für die grünliche Färbung des Wassers ist natürlich der hohe Bleigehalt des Gesteins verantwortlich«, erklärte der Führer.
    Daraufhin wollte er das Licht ausschalten und seine Gruppe zurück zum Boot bringen. Doch einer der Besucher hatte sich über das Geländer gebeugt und die Wasseroberfläche genau betrachtet. Er war ein älterer Physikprofessor, und er hatte eine Frage.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er, »mir ist klar, dass die grünliche Färbung des Wassers auf das Blei zurückzuführen ist. Aber wodurch entstehen die Blasen?«

    Der Führer blickte verdutzt über das Geländer. »Was meinen Sie damit?«
    »Die Blasen, sehen Sie? Oh, und noch etwas – der Gestank.«
    Der Führer gehörte nicht zu den Leuten, die sich von ihren eigenen Geschichten über weiße Riesenschlagen ängstigen lie ßen. Aber er konnte sehen, dass gut zwanzig Meter weiter unten im See etwas schwamm. Es war bleich und aufgedunsen und schimmerte beinahe im hellgrünen Wasser, während ringsum Gasblasen platzten.
    Und eines wusste er sicher: Das Ding tauchte aus den Tiefen des Bottomless Pit langsam zur Oberfläche auf.

Die Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel
»One last Breath« bei HarperCollins, London.
     
     
     
1. Auflage
Deutsche Erstausgabe März 2007
    Copyright © 2004 der Originalausgabe »One last Breath« by Stephen Booth
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagfoto: Visum/buchcover.com/doublepointpictures
Redaktion: Ilse Wagner
SH · Herstellung: Str.
    eISBN : 978-3-641-03041-4
     
     
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