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Rebellion der Verlorenen

Rebellion der Verlorenen

Titel: Rebellion der Verlorenen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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    Er stand auf dem höchsten Punkt des Planeten Almania, auf dem Dach eines Turms, den die einstmals so mächtigen Je'har gebaut hatten. Der Turm war nur noch eine Ruine, die Treppen zerbröckelten unter seinen Schritten, das Dach war übersät vom Schutt seit Jahren vergangener Schlachten. Aber von diesem Punkt aus konnte er seine Stadt sehen, tausend Lichter, die vor ihm ausgebreitet lagen, die Straßen leer, nur von Droiden und den stets gegenwärtigen Wächtern bevölkert.
    Aber er war nicht daran interessiert, nach unten zu blicken. Er wollte die Sterne sehen.
    Ein eisiger Wind ließ seinen schwarzen Umhang flattern. Er verschränkte seinem Handschuhen steckenden Hände hinter dem Rücken. Die Totenkopfmaske, die er trug, seit er die Je'har vernichtet hatte, hing an einer silbernen Kette um seinen Hals.
    Über ihm flimmerten die Sterne. Kaum vorstellbar, daß es dort Welten gab. Welten, die bald unter seiner Kontrolle stehen würden. Bald.
    Er hätte in seinem Kommandostand warten können, in dem Observatorium, das man speziell für seine Bedürfnisse gebaut hatte. Aber dies eine Mal wollte er keine schützenden Mauern um sich wissen. Er wollte den Augenblick nicht allein sehen, er wollte ihn spüren.
    Der Gesichtssinn war so bescheiden, so kläglich, wenn man ihn mit der Stärke der Macht verglich.
    Er legte den Kopf in den Nacken und schloß die Augen. Keine Explosionen diesmal. Kein greller Lichtschein. Skywalker hatte ihm von dem Augenblick erzählt, als Alderaan starb.
    Ich habe eine große Erschütterung der Macht verspürt, hatte der alte Mann gesagt. So hatte es ihm Skywalker wenigstens überliefert. Die Erschütterung würde diesmal nicht so groß sein, aber Skywalker würde sie spüren. All die jungen Jedi würden sie spüren, und sie würden wissen, daß das Gleichgewicht der Kräfte sich verschoben hatte.
    Aber sie würden nicht wissen, daß es sich zu seinen Gunsten verschoben hatte, zu Gunsten Kuellers, des Meisters von Almania, der bald über all ihre jämmerlichen Welten herrschen würde.
    Die Steinmauern fühlten sich an Brakiss' ungeschützten Händen feucht und kalt an. Seine auf Hochglanz polierten schwarzen Stiefel glitten immer wieder auf den zerfallenden Treppenstufen aus, und mehr als einmal hatte er Mühe, auf dem schmalen Grat nicht sein Gleichgewicht zu verlieren. Sein silberner Umhang, ideal für einen Spaziergang durch die Stadt, schützte ihn nicht gegen den kalten Winterwind. Wenn dieses Experiment erfolgreich verlief, würde er nach Telti zurückkehren können. Dort würde es wenigstens warm sein.
    Auch das Metallgehäuse des Fernschalters fühlte sich kalt an. Er hatte Kueller das Kästchen nicht geben wollen, solange das Experiment noch nicht abgeschlossen war. Brakiss war erst vor ein paar Augenblicken klargeworden, daß Kueller hier auf die Ergebnisse warten würde, am Ort des größten Triumphs seiner Feinde, dort, wo sie am Ende doch den Tod gefunden hatten.
    Brakiss haßte die Türme. Er hatte stets das Gefühl, daß hinter ihren Mauern noch immer etwas raschelte, und einmal, als er unten in den Katakomben war, hatte er ein großes, weißes Gespenst gesehen.
    Heute nacht würde er mehr als zwanzig Stockwerke nach oben klettern; die ersten Treppenabsätze hatte er fast im Sturm genommen, bis ihm bewußt geworden war, daß es Stufen gab, die unter seinem Gewicht zerbrechen konnten. Kueller hatte ihn nicht zu sich gerufen, aber das war Brakiss gleichgültig. Je schneller er Almania verließ, um so glücklicher würde er sein.
    Die Treppe wurde schmaler, gewundener, und schließlich erreichte er das Dach - oder das, was er für das Dach hielt.
    Man hatte oben, über der Treppe, ein kleines steinernes Gebäude errichtet, das weder Fenster noch Türen besaß, sondern auf Säulen ruhte, die den Blick auf den mit Kies bedeckten Boden zu seinen Füßen und den von Sternen übersäten Himmel freigaben. Steine hatten sich aus dem Mauerwerk gelöst und lagen über die Dachfläche verstreut. Die Überreste von Bombeneinschlägen und Blasterschüssen hatten das ehemals flache Dach des Turmes aufgerauht. Kueller hatte weder den Turm noch die anderen Regierungsgebäude der Je'har repariert. Und das würde er auch nie.
    Kueller verzieh nie jemandem, der ihm einmal in die Quere gekommen war.
    Brakiss fröstelte und hüllte sich enger in seinen dünnen Umhang. Seine vor Kälte starren Finger spürten den Stoff kaum.
    »Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie unten warten sollen«, hallte
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