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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Autoren: Stephen Booth
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Fremde an und ängstigte sich übermäßig vor Stöcken oder Steinen, die am Rand der Wiese lagen.
    Heute hätte sich Rebecca wahrscheinlich sogar über Regen gefreut, der für ein wenig Erfrischung sorgte. Nachdem sie mit dem Abwasch fertig war und sich die Hände abgetrocknet hatte, ging sie ins Wohnzimmer und blickte durch das doppelt verglaste Panoramafenster nach draußen. Sie sah hinunter ins Hope Valley und ließ den Blick an den Hängen des Bradwell Moor und des Abney Moor hinaufwandern, wobei er flüchtig den hohen Schornstein des Zementwerks in Pindale streifte. Am Himmel über den Mooren türmten sich graue Wolken auf, deren dunkle Flecken Blutergüssen glichen. Mit ein wenig Glück würde später ein Regenschauer niedergehen.
    Das Klingeln des Telefons zerriss die bewegungslose Luft. Rebecca legte ihr Geschirrtuch aufs Fensterbrett, bevor sie abnahm, und erkannte sofort die vertraute Stimme.
    »Mum, weißt du, was heute für ein Tag ist?«
    »Montag«, entgegnete Rebecca. »Siehst du, ganz so verkalkt bin ich noch nicht. Stell mich mit was anderem auf die Probe.«
    Sie hörte ihre Tochter am anderen Ende der Leitung seufzen und stellte sich vor, dass Andrea irgendwo in einem Café saß oder mit ihrem Mobiltelefon am Ohr durch eine Londoner
Straße ging. Das unabhängige Leben in der Großstadt und ihr beruflicher Erfolg als Einkäuferin einer großen Einzelhandelskette hatten eine selbstbewusste junge Frau aus ihr gemacht.
    »Heute ist der Tag, an dem er rauskommt, Mum«, sagte Andrea.
    »Ja, das hab ich erfahren.«
    »Bist du denn nicht beunruhigt?«
    »Nein.«
    »Nein? Aber, Mum, was ist, wenn er zu dir kommt?«
    Rebecca blickte noch immer zum Wohnzimmerfenster hinaus. Sie sah nichts außer dem blühenden Kirschbaum und den Sommerfliedern im unteren Teil ihres Gartens sowie den zwei alten Linden. Rot-schwarze Schmetterlinge flatterten um den Flieder, der grell im Sonnenlicht leuchtete. Ein Fliegenschnäpper stach von seinem Hochsitz auf der Telefonleitung herab, schnappte sich im Flug einen Schnabel voll Nahrung und landete anschließend wieder auf der Leitung, alles in einer eleganten Bewegung.
    »Ich glaube nicht, dass er hierherkommen wird«, sagte sie.
    »Ein Namenswechsel wird ihn nicht an der Nase herumführen.«
    »Natürlich nicht, Andrea.«
    »Also, was wirst du tun, Mum? Welche Vorsichtsmaßnahmen ergreifst du?«
    »Tja, ich hab Milly seit Tagen nicht mehr gefüttert«, erwiderte Rebecca leichthin.
    »Mum, eine altersschwache Shih-Tzu-Hündin ist kein Schutz vor einem Eindringling, und wenn sie noch so ausgehungert ist.«
    »Ich hab doch nur Spaß gemacht, Liebes.«
    Rebecca ging ein Stück nach rechts und schob den Vorhang beiseite. Hinter den Linden konnte sie einen Teil des Feldes sehen, das an den Garten von Parson’s Croft angrenzte. Das
Feld neigte sich zu einer gemauerten Scheune hin, wo der Farmer Heu als Winterfutter für seine Schafe lagerte.
    »Damit ist nicht zu spaßen, Mum. Du denkst doch dran, die Alarmanlage einzuschalten, ja?«
    »Oh, ja«, sagte Rebecca.
    »Mum, wenn du keine Vorsichtsmaßnahmen ergreifst, muss ich zu dir kommen und dafür sorgen.«
    »Nein, das möchte ich nicht.« Doch dann hörte Rebecca, wie ihre Tochter Luft holte, und ihr wurde bewusst, dass sie vielleicht grob und undankbar geklungen hatte. »Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht freuen würde, dich zu sehen. Das tue ich immer, Liebes, ehrlich. Aber ich komme schon zurecht. Wirklich.«
    »Was ist mit Simon? Er könnte kommen und eine Weile bei dir bleiben. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja, das hat er mir angeboten, aber ich hab abgelehnt. Er ist nicht weit weg, und ich kann ihn jederzeit anrufen. Aber ich will nicht, dass ihr beide glaubt, alles liegen und stehen lassen zu müssen. Ihr seid doch beide viel zu beschäftigt.«
    Sie hörte ihre Tochter seufzen. »Aber Mum...«
    »Hör mal, ich bin sicher, er wird nicht hierherkommen.«
    »Mum, vergiss nicht, was passiert ist. Du erinnerst dich doch noch, was passiert ist?«
    »Natürlich, Liebes. Ich war schließlich damals davon betroffen. Du nicht.«
    »Nicht betroffen? Ich war zwölf Jahre alt. Du hast mir vielleicht nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber ich wusste genau, was los war.«
    »Nicht genau«, sagte Rebecca. »Ich glaub nicht, dass du genau wissen konntest, was los war, oder?«
    »Gut, okay. Aber sag mir bitte nicht, dass ich nicht betroffen war, Mum.«
    Rebecca beugte sich nach links und berührte mit der Stirn die
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