Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise
Autoren: F.G. Klimmek
Vom Netzwerk:
lassen. Was also hatte ich für eine Wahl? Er konnte Milde walten lassen, schließlich fehlte ihm jeglicher Beweis für meine Unterschlagung des Geldes. Außerdem befand er sich nach dem Sieg über die Wiedertäufer in einer andauernden Hochstimmung. Was er mir vorzuwerfen hatte, war mein sang- und klangloses Verschwinden aus seinen Diensten, und da hatte er sich angesichts meiner Reaktion auf die Hinrichtung der Kaufmannsfamilie in Wolbeck diese exquisite Rache ausgedacht. Er hatte mich abends zu einem Abschiedsessen zu sich bringen und als Entschädigung für meine dürftige Beköstigung während meiner Einkerkerung vom Besten auftafeln lassen. Weinselig versicherte er mir ein ums andere Mal, dass ihm meine Rolle auf dem Schafott bald besser gefallen hätte als die damit verbundene Ausmerzung seiner Feinde.
    Nach dem, was ich Stunden zuvor getan hatte, war mir nicht danach, mir den Magen vollzuschlagen, und ich trank mehr, um mich zu betäuben, als um meinen Durst zu stillen. Was meine Stimmung jedoch gänzlich verdüsterte, war das vom Rebensaft beflügelte Geständnis des fetten Franz, dass es eigentlich die Idee des schelmischen Pankratius gewesen war, die mir zum Amt des Henkers verholfen hatte.
    Der Gedanke, es dem schleimigen Molch zu vergelten, hatte sich seit diesem Abend in meinem Kopf festgefressen und seit meiner Rückkunft in Holland konkrete Formen angenommen. Nur warten musste ich zunächst – Geduld beweisen und warten. Dann, nach ein paar Jahren, wenn sich niemand mehr an den alten Frederik von dem Kerkhof erinnerte, der für die Allgemeinheit ohnehin bereits im Jahre 1534 aus der Welt verschwunden war, dann würde ich den Schmied finden, der die Zangen hergestellt hatte, die mir so viel Unbehagen bereitet hatten. Und dann würde ich mit einer Kapuze über dem Kopf und genau diesen Zangen eine miese Kröte aufsuchen und mich eine Stunde lang mit ihr befassen, wie es ihrem Charakter angemessen war. Ob der Bursche danach noch für den Dienst bei irgendeinem Herrn taugen würde, wagte ich zu bezweifeln, und glaubt mir, meine ahnungsvollen Freunde, ich irrte mich nicht, hatte mir der Schurke auf diesem Gebiet doch eine nicht zu unterschätzende Routine beschert.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher