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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise
Autoren: F.G. Klimmek
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stellen, und Wullenweber alleine zurückgelassen hatte. Von nun an vermischten sich die Ereignisse. Hillink und ich verloren uns bei dem Hinterhalt aus den Augen, schlichen uns getrennt hier an und lauschten auf verschiedenen Seiten des Hauses. Dabei muss mein einst so treuer Gefährte etwas von den 15.000 Gulden aufgeschnappt haben. Eine unvorstellbare Summe. Er wollte sich einen günstigeren Platz suchen und stieß dabei auf mich. Jetzt überschlugen sich seine Gedanken. Für alle Zeit ein armer Bischofsknecht bleiben? Mich einweihen auf die Gefahr hin, von mir als Abtrünniger ausgeliefert zu werden? Er musste sich in Sekundenschnelle entscheiden – und er entschied sich für das Gold. Er schlug mich nieder, dann ...«
    Hillink wollte aufbegehren, doch ich schnitt ihm das Wort ab. »Ach, halt doch den Mund und spar dir deine Lügenmärchen. Ich hab den Fischgeruch heute noch in der Nase. – Er schlug mich nieder, täuschte einen Scheinangriff vor, der Südmersens Leute vertrieb, und erschien Wullenweber wie der rettende Engel, im rechten Moment geradeswegs aus dem Paradies herabgestiegen. Was die beiden ausheckten, weiß ich nicht. Wullenweber hatte sich unter der Folter als Verräter enttarnt und Hillink hatte dies mitangehört. Bot er ihm jetzt eine Beteiligung an? Hat Hillink ihm von der Vernichtung seiner Bande berichtet und schmiedeten die beiden Gauner ein neues Komplott? Wie auch immer, Hillink erkannte jedenfalls schnell, dass er Wullenweber nicht brauchte. Außerdem, würde der zum Bischof zurückkehren, würde dieser wissen wollen, wo sein Berater gewesen war und was er getan hatte, wodurch Wullenweber zu einem großen Risiko geworden wäre. Würde der Berater aber untertauchen, musste mit einer umfassenden Suche gerechnet werden und Hand in Hand im allgemeinen Misstrauen mit doppelt und dreifach verstärktem Schutz für den irgendwann zu erwartenden Goldtransport. Nein, die sicherste Methode war zweifellos, einen toten Wullenweber zu liefern, und zwar auf eine Weise präsentiert, dass der Verdacht auf andere fallen musste. Wie gut, dass sich die Südmersens, die heimlichen Bundschuhler, bei Wullenwebers Verhör unbeabsichtigt als Prügelknaben angeboten hatten! Also wurde der Berater, nachdem ihm auch das letzte Geheimnis entlockt war, erstochen, und es musste nur noch die Spur zu dem Geheimbund der Bauern gelegt werden. Aber wie? Die Bauernkriege hatten im Süden stattgefunden, Hillink kam aus dem Norden. Es war obendrein alles lange her und er hatte nie die Fahne gesehen, unter der man sich versammelt hatte. Was blieb ihm in der kurzen Zeit also für eine Wahl? Er verließ sich auf sein Glück, präparierte Wullenwebers Finger der rechten Hand und kritzelte mit dessen Blut als letzten Hinweis eines Sterbenden auf seine Mörder ein Schuhwerk auf den Boden, das man nach seiner Hoffnung für den Bundschuh halten sollte. Pech, dass es eher der Stiefel eines Nordseefischers war statt der groben Sandale mit ihren herumflatternden Schnürbändern. – Es waren diese Mosaiksteinchen des Fischgestanks und der falschen Zeichnung, die mich veranlassten, mit einem Krug Wasser Wullenwebers Sterbeszene nachzustellen und das Bild zu komplettieren, indem ich mir bewies, dass der Verletzte mit den Fingern gar nicht an sein eigenes Blut herankommen und das Gekritzel folglich auch nicht von ihm stammen konnte. Und damit kam nur noch der treue Bischofsknecht Klaas Hillink als Mörder in Frage. Der hatte inzwischen sein Garn weitergesponnen und sich überlegt, dass es das Klügste wäre, gar nicht mehr in Erscheinung zu treten und aus dem Verborgenen zu agieren. So wurde eine nicht nachprüfbare Verletzung des Schädelinneren simuliert, und sein Bruder und Komplize, den er bei unserer Rückkehr nach Wolbeck in alles einweihte, trat an seine Stelle. Der würde mich mit dem geborgenen Gold hierher in die Falle treiben, wo Klaas auf der Lauer lag und mit einem schnellen Bolzenschuss für das Ende sorgen sollte. Einen besseren Platz gab es einfach nicht, denn hier hatten die geheimbündlerischen Bauern ja schon Wullenweber ermordet. Jetzt hätten sie einen weiteren Diener des Bischofs auf dem Kerbholz. – Nur gut, dass ich beim Herrn von Crange nicht bloß seinen Krug mit Wein, sondern auch einen mit Wasser benutzt habe. Als ich endlich die Zusammenhänge durchschaut hatte, schickte ich die DellaCroces, die tief in meiner Schuld standen, als Boten voraus, um nun meinerseits mit Hilfe der Südmersens eine Falle stellen zu
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