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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise
Autoren: F.G. Klimmek
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wenn ich ...«
    »Wieso Mörder, wer soll hier wen ermordet haben?«
    »... vor allem, wenn ich bedenke, was der Bischof mit mir machen wird, wenn ich mit großzügig bemessenen fünfzig Gulden in der Hand vor ihn trete und ihm verrate, wie ich mir den schäbigen Rest habe abnehmen lassen. – Aber lass mich doch meine Geschichte zu Ende führen, dann wirst du mich verstehen. – Und danach werde ich euch ein Angebot machen. – Aber zu allererst ...«, dabei stand ich auf und ging langsam unter den misstrauischen Blicken der Brüder in den toten Winkel zwischen Fenstern und Tür, »... sollten wir einen Mann kennen lernen, der mit seinem Wissen die Lücken im Ablauf des Geschehens schließen und kundtun kann, ob meine Annahme richtig ist, dass du, Klaas Hillink, Wullenwebers Mörder bist.«
    Langsam, sehr langsam öffnete sich die Haustür einen Spaltbreit und Hillinks Hand mit der Waffe schwenkte wie von der Bewegung magnetisiert in diese Richtung. Im selben Moment zersplitterte die Scheibe rechts von ihm und ein gedrungener Bolzen, geschaffen für die Sauhatz, knirschte in seine Schulter. Im zackigen Kranz des Fensters war der lange Südmersenbruder zu sehen, wie er mit dem Hebelspanner und einem neuen Bolzen seine Armbrust in zwei Wimpernschlägen wieder einsatzbereit machte. Durch die Tür war der Bunte Mann ins Zimmer gesprungen, der eine Pistole mit glimmender Lunte auf Dirk gerichtet hielt, und durch das Fenster auf der gegenüber liegenden Seite kletterten zwei mit Kurzschwertern bewaffnete, mir unbekannte Kerle herein. Als sie bei Dirk Aufstellung genommen hatten und ihn mit den Klingen in Schach hielten, erkannte ich in dem älteren den Besitzer des Hofs, den Bauern Südmersen. Der jüngere musste aufgrund der frappanten Ähnlichkeit sein Sohn sein.
    Die Tür schwang noch einmal auf und herein trat mein Freund Ossenstert, vorsichtig und voller Skepsis, was die wahrhaft geschwinde Überrumpelung zweier so erfahrener Kämpfer wie der Gebrüder Hillink anbelangte.
    Das Weitere lief ohne viel Gerede ab. Dirk wurde gefesselt und in eine Ecke verfrachtet, wo er vom Sohn Südmersen bewacht wurde. Bei Ossenstert überwog sehr schnell seine mitleidige Natur und er kümmerte sich ungefragt um die Wunde von Klaas, den die Wucht des Treffers zu Boden geschleudert hatte und der nur mühsam auf einen Schemel beim wärmenden Feuer geklettert war. Alle übrigen, die stundenlang und nass wie die Schermäuse auf der Lauer gelegen hatten, waren vernünftig genug, sich zunächst so gut wie möglich zu trocknen und sich dann der Suppe von Dirk zuzuwenden, für die sie ihm unter Gelächter so manches Lob zukommen ließen. Besonders gefreut hat es ihn allerdings nicht.
    Nachdem der Bauer aus einem Versteck auch noch einen Krug mit Branntwein und ein Fässchen mit Bier auf den Tisch gebracht hatte, war die Zeit für meinen großen Auftritt gekommen.
    »Mit Rücksicht darauf, dass die Aufnahmefähigkeit des lieben Klaas ein wenig eingeschränkt zu sein scheint«, wie zu meiner Bestätigung kam von ihm ein kaum verhohlenes Ächzen, denn Ossensterts Behandlungsmethode war sicherlich nützlich, jedoch nicht schmerzfrei, »will ich gleich zum Kern der Sache vorstoßen, nämlich zu der Person des hochgestellten Wullenweber, der auf so unrühmliche Weise von uns gegangen ist. Was tat ein Mann wie er an einem Ort wie diesem, halb Bauernhof, halb Herberge? Noch dazu in einer Zeit, in der den Bischof nichts außer einem Sieg über die Wiedertäufer interessierte und er deshalb jeden seiner Berater und Anführer um sich, zumindest aber jederzeit greifbar wissen wollte? Freiwillig hätte er Wullenweber bestimmt nicht aus seiner Nähe gelassen. Also, was war so wichtig, dass sich der pflichtvergessene Berater heimlich entfernte, den Zorn des fetten Franz und damit sein Leben riskierte und hierher kam? Nun, mir fällt kein besserer Grund ein als 15.000 Goldgulden. – Da werdet ihr mir doch sicher Recht geben, meine einst so treuen Weggefährten. Ihr hättet euch ja sogar mit 12.006 Gulden begnügt ... oh, verzeiht, ich vergaß, abzüglich weiterer so großherzig offerierter fünfzig Gulden für Ossenstert und mich. Aber tröstet euch, ihr wart nicht die einzigen Schurken in diesem Spiel. Bei einer solchen Summe werden ganz andere schwach, selbst ein Berater des Fürstbischofs. Die Entscheidung, entweder weiterhin Franzens Launen ausbaden zu müssen, oder in fremdem Land mit fremdem Namen leben zu müssen, dabei aber aus einem wahren Schatz
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