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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um
Autoren: Dorothy Cannell
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Angstschweiß aus. Aber – er war da! Während ich stille Dankgebete an die Frau in Schwarz richtete, steckten meine Flatterhände den rostigen Schlüssel in das Schlüsselloch. Nach einer Weile hörte ich das Scharren des sich drehenden Metallgehäuses. Dieses Mal durfte die Tür nicht klemmen. Ich warf mich mit meinem beträchtlichen Gewicht dagegen, und mit einem resignierten Ächzen gab sie tatsächlich nach. Danach setzte ich mich erst einmal auf den Küchenfußboden und wartete, bis sich mein Atem wieder beruhigt hatte. Doch als ich mich hochstemmen und durch die Hintertür fliehen wollte, tauchte Vienna auf. Wahrscheinlich wollte sie gerade die Speisekammertür aufschließen und nachsehen, ob mein Ableben mit großem Bedauern als weiterer gräßlicher Unfall deklariert werden konnte.
Ich nahm alle Kraft zusammen und sprang auf. »Sie lieben Ihre Schwester gar nicht«, verkündete ich ihr. »Die Bedeutung dieses Wortes ist Ihnen völlig fremd. Sie gehören zu jenen Menschen, die so verzweifelt gebraucht werden wollen, daß sie allen um sich herum die Luft zum Atmen rauben. Die Eltern von Clarice Whitcombe mögen ja selbstsüchtig gewesen sein, vielleicht haben sie sie auch ausgenutzt, aber sie haben ihr wenigstens die Möglichkeit gelassen zu funktionieren. Selbst meine Cousine Vanessa hat ihr Baby genug geliebt, um es loszulassen, als sie nicht wußte, ob sie zur Mutter taugt. Aber Sie – Sie sind ein Ungeheuer! Ich bin sicher, daß Sie Madrid in ihrer Trauer bestärken – nur damit Sie sie im Griff behalten können.« Vienna kam mit wutverzerrtem Gesicht auf mich zugestürzt. Als wir aufeinanderprallten, schossen meine Hände nach unten und ich zog einfach die Beine unter ihr weg. Ich hörte, wir ihr Kopf auf dem Fußboden aufschlug, danach drehte sich alles, und ich sank wieder in mich zusammen.

Epilog
    Jeden Tag konnte jetzt der Goldlack aufblühen. Für mich bedeuteten diese einfachen, aber wunderschönen Blüten mit ihrem himmlischen Duft immer, daß nun endlich der Sommer gekommen war. Es war Sonntag nachmittag. Ben und ich hatten die Kinder mit hinaus in den Garten genommen. Abbey und Tarn tobten herum, während Rose in ihrem Wagen lag und in der Sonne schlief, die durch die Zweige der alten, kupferfarbenen Buche fiel. Manchmal sorgte ich mich noch, daß ich dieses Baby zu sehr lieben würde, häufiger jedoch, daß ich allen drei Kindern nicht genug Liebe schenken würde. Zu guter Letzt hatte sich übrigens herausgestellt, daß es gar nicht Freddys Schusseligkeit war, die ihn abgehalten hatte, mich an jenem schicksalhaften Tag zu retten. In Wirklichkeit hatte Abbey angefangen zu weinen, weil ich nicht da war, Mrs. Malloy war damit beschäftigt gewesen, sich um Rose zu kümmern, und dann hatten alle plötzlich gemerkt, daß Tarn weg war. Er hatte sich im Garten versteckt, um uns einen Schreck einzujagen, damit wir sehen konnten, daß er genauso wichtig war wie die kleine Rose. Vielleicht war ihm wieder eingefallen, wie glücklich ich ihn in die Arme geschlossen hatte, nachdem er aus Clarice Whitcombes Haus verschwunden war. Mittlerweile hatte er sich jedoch an die neuen Gegebenheiten gewöhnt und war stolz, wenn er mir bei Rose helfen durfte.
Jonas hatte uns ein Weilchen Gesellschaft geleistet und in seinen geliebten Blumenbeeten herumgewerkelt, doch als ihm die Sonne für seinen kahlen Schädel zu heiß wurde, war er ins Haus gegangen, um seinen Hut zu holen. Mrs. Malloy war in ihr Haus in der Herring Street zurückgekehrt, nachdem sie eine Woche in Merlin’s Court gelebt hatte, um Rose in ihre neue Umgebung einzugewöhnen. Aber wir fanden nicht viel Gelegenheit, ihre Abwesenheit zu beklagen, denn sie hatte eingesehen, daß ich sie an mindestens drei Vormittagen in der Woche bei uns brauchte. In den Zeiten dazwischen rief sie mindestens zweimal täglich an, um mir die Ideen zu schildern, die ihr bezüglich weiterer Produkte für die Abigail-Serie gekommen waren.
Auch Tom Tingle kam nun recht häufig vorbei, um mit Jonas und Ben im Garten zu arbeiten. Clarice Whitcombe und Brigadegeneral Lester-Smith machten sich mittlerweile offiziell den Hof. Sir Robert und Maureen Pomeroy hatten uns an einem Nachmittag zum Tee eingeladen. Sie hatten ihr Eheglück offensichtlich erneuert, demnach vermutete ich, daß er ihr den einmaligen Verstoß wider die Redlichkeit verziehen hatte. Niemand machte besonderes Aufhebens um den anstehenden Prozeß gegen die Geschwister Miller. Aber eine stattliche Anzahl der
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