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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um
Autoren: Dorothy Cannell
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sie hat sie erkannt und mich zur Rede gestellt. Es war furchtbar.« Maureen kramte wieder nach dem Taschentuch. »Sie war so entsetzlich enttäuscht von mir. Und was ich nicht gewußt hatte, war, daß Mrs. Barrow auf ein Bestätigungsschreiben von ihren Gesinnungsgenossen gewartet hatte, und als es nicht eintraf, Gertrude beschuldigte, sie hätte die Handschuhe für sich behalten, anstatt sie wegzuschicken.« »Hat Mrs. Large damit gedroht, Mrs. Barrow von Ihrer Tat in Kenntnis zu setzen?«
»Dafür war Gertrude eine viel zu gute Freundin. Sie drang in mich und bat mich, es selbst zuzugeben, aber ich weigerte mich und sagte, daß ich den Skandal nicht riskieren könne, schon allein wegen Robert nicht. Ich war doch damals Angestellte der Post, und etwas aus den Sendungen zu stehlen, ist ein Verbrechen. Man hätte mich ins Gefängnis werfen können.« »Das bestimmt nicht«, sagte ich. »Nicht wegen einem Paar Handschuhe.«
»Sie wissen doch, wie Mrs. Barrow ist. Trotz des ganzen Geredes, daß Gottes Geschöpfe in Frieden miteinander leben müssen, hätte sie dafür gesorgt, daß man mich gefoltert, gehängt und gevierteilt hätte, und anschließend wäre sie über den Marktplatz getanzt, um zu feiern.« Maureen drehte das Taschentuch zu einem Strick zusammen. »Ich hatte schon daran gedacht, Mrs. Barrow die Handschuhe anonym zurückzuschicken. Aber diese Frau hätte sofort auf ausgiebigen Nachforschungen bestanden, und ich hätte über kurz oder lang alles gestehen müssen, damit sie nicht Gott weiß wen – wahrscheinlich sogar Gertrude – anschuldigt.«
»Und wie ist das Gespräch zwischen Mrs. Large und Ihnen ausgegangen?« Jetzt wurde mir doch schwummerig. »Sie empfand eine bestimmte Treuepflicht Mrs. Barrow gegenüber
– so war sie nun einmal bei jedem, für den sie gearbeitet hat. Sie hat von dem Verhaltenskodex gesprochen, der in einem PGB festgelegt…«
»Ich weiß Bescheid.« Meine Hände krallten sich in die gepolsterten Armstützen des Stuhls.
»Gertrude fühlte sich moralisch verpflichtet, die Sache zu bereinigen, falls ich es nicht tat, aber auf der anderen Seite wollte sie mir auch nicht schaden. Sie meinte, sie müsse mit Mrs. Malloy reden, die ein gutes Herz und einen klaren Verstand besäße, und prüfen, ob es eine Angelegenheit für den VPFVCF sei.« »Und?«
»Sie ist gestorben – Gertrude – meine allerbeste Freundin! Und jetzt werde ich bis an mein Ende glauben, daß ich sie getötet habe« – Maureen wandte das Gesicht ab –, »denn sie wäre nie gestürzt, wenn sie sich nicht so furchtbar über mich aufgeregt hätte. Sie hat mir gesagt, daß sie weder schlafen noch essen könne. Und wenn ich mir das alles selbst schon nicht verzeihen kann, wie kann ich dann erwarten, daß Robert es tut?« »Sie müssen es ihm sagen.«
»Sie haben ganz recht, das muß ich wohl tun. So kann ich jedenfalls nicht mehr weiterleben.« »Und wie kann ich Ihnen in der Sache helfen?« »Erzählen Sie alles Mrs. Malloy.« Sie schaute mich wieder an. »Ich schulde es Gertrudes Andenken, daß ich in ihrem Kolleginnenkreis keinen Zweifel aufkommen lasse, daß Gertrudes Pflichtbewußtsein dem VPFVCF gegenüber untadelig geblieben ist. Sagen Sie ihr, daß mir die Worte fehlen, um auszudrücken, wie leid es mir tut.« »Das werde ich tun«, versprach ich ihr. Ich stand auf. »Außerdem hoffe ich, daß Sie sich nach und nach wieder an all die schönen Zeiten erinnern, die Sie mit Ihrer Freundin Gertrude verbracht haben.«
»Selbst wenn sie noch leben würde, stünden die Dinge zwischen uns nie mehr so, wie sie waren. Es gibt ein Sprichwort: zerbrochene Freundschaften sind wie zerbrochenes Porzellan, man kann sie zwar kitten, aber der Riß bleibt doch bestehen.« »Maureen«, beteuerte ich, »Ihr Mann liebt Sie sehr. Er wird Ihnen bestimmt verzeihen.« Danach ging ich die Treppe hinunter und sagte Sir Robert, daß seine Frau ihn sehen wolle. Als ich ihn fragte, ob ich das Telefon benutzen dürfe, deutete er auf den Apparat, der sich in einer kleinen Nische in der Halle befand. Ich wählte die Nummer unseres Anschlusses und wechselte ein paar Worte mit Freddy. Dabei hörte ich, wie die Schritte des Baronets in einem traurigen Echo verhallten. Alles was ich in diesem Moment wollte, war eigentlich, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu fahren, aber ich hatte meinem Cousin erklärt, daß ich vorher noch einen Zwischenstop einzulegen hätte und daß er mich unbedingt retten müsse, wenn ich nicht binnen einer halben
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