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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um
Autoren: Dorothy Cannell
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Stunde zu Hause wäre. Wie leicht man manchmal Dinge dahinsagt, wenn man nicht ahnt, was auf einen zukommt! Ich hatte nämlich keineswegs vor, so dumm zu sein und in die Höhle der Löwen zu tappen, während die Löwen zu Hause waren. Aber richtig klar denken konnte ich trotzdem nicht, weil ich mich wie betäubt fühlte, seit ich Maureen Pomeroys Schlafzimmer verlassen hatte. Das einzige, was ich wußte, als ich die Cliff Road entlangfuhr, war, daß auch Maureen Mrs. Large nicht umgebracht hatte. Ich redete mir ein, daß der nächste Halt nur dazu diente, die Spukgestalten, die sich in meinem Kopf tummelten, zur Ruhe zu bringen. Ein für allemal der Tatsache ins Auge sehen, daß Mrs. Larges Tod doch nichts anderes gewesen war als ein Unfall! Der Regen floß in Strömen, als ich aus dem Wagen stieg und auf das düstere Haus zuging, das mir mit blicklosen Augen entgegenstarrte. Die Geschwister Miller waren auf der Hundeschau in London. Aber um ins Haus zu gelangen, brauchte ich sie zum Glück nicht, denn ich erinnerte mich noch genau an die Geschichte mit dem Ersatzschlüssel, der hinten unter dem Blumentopflag.
Das Haus nahm mich auf wie ein Schatten, als ich durch die Hintertür in die dunkle Küche trat. Erst als ich durch die Eingangshalle stolperte, fand ich einen Lichtschalter und knipste ihn an. Das Bedrohliche der Umgebung löste sich dabei jedoch nicht auf. Ich sah, wie die Treppe sich an die Wand preßte, und hörte, wie das Haus das Echo meiner Schritte vortäuschte, damit ich nicht mitbekam, was es sich heimlich zuwisperte. Nun, richtig verdenken konnte man es ihm eigentlich nicht. Im Grunde war ich ja so etwas wie ein Einbrecher. Oder zumindest doch genauso sündig wie Maureen Pomeroy. Ich zog den klammen Regenmantel aus und hing ihn an den Garderobenständer. Die nassen Schuhe wollte ich auch loswerden. Als ich mich bückte, um sie auszuziehen, fiel etwas Weiches über mich. Ich stieß einen Schrei aus – aber es war nur ein anderer Regenmantel, der entweder Vienna oder Madrid gehörte. Er war von dem Ständer geglitten, gefolgt von einem Filzhut. Ich hängte ich die Sachen wieder auf, aber das Herz schlug mir dabei bis zum Halse. Ein Geist wie der von Mrs. Large hatte Tall Chimneys gerade noch gefehlt. Ich kratzte das letzte Quentchen Mut zusammen, um mich noch einmal auf den Weg ins Arbeitszimmer zu machen. Der Anblick sollte mir den Moment wieder verdeutlichen, als wir Mrs. L. auf dem Fußboden neben der Leiter gefunden hatten, mit dem Kehrblech und dem Aschehäufchen als schweigende Zeugen ihrer letzten Verrichtungen. Ich schaffte es nicht! Auf halbem Wege kehrte ich um und bewegte mich statt dessen lautlos auf die Tür des Wohnzimmers zu. Sie stand ein wenig offen, und ich spähte vorsichtig hinein. Die Wohnzimmermöbel stierten mich an, als würden sie mich gnadenlos verraten, falls ich meinen Fuß auch nur einen Zentimeter weiter vorsetzte. Also blieb ich im Türrahmen stehen und gruppierte im Geiste noch einmal diejenigen zusammen, die sich damals für das Treffen der Salongesellschaft versammelt hatten. Die Gastgeberinnen, Sir Robert und Maureen Pomeroy, Brigadegeneral Lester-Smith, Tom Tingle und Clarice Whitcombe. Ich ließ sie ihre Plätze einnehmen. Langsam belebten sich die Gesichter und Körper, die Stimmen schwollen an. Meine Wirbelsäule begann zu kribbeln, und meine Hände wurden klebrig und feucht. Das Zimmer hatte ganz eindeutig eine Botschaft für mich. Oder war es womöglich doch der Geist von Mrs. Large, der sich gerade abmühte, meinem Hirn einen Schubs zu geben? Oder raubte mir einfach nur Jessicas Bildnis den Nerv – mit den fliederfarbenen Schleifchen zwischen den Ohren und dem Rubin auf der Pfote? Sie wirkte so lebendig, als würde sie mich sofort anbellen, wenn ich auch nur einen Schritt von der Schwelle wich. Dann sah ich plötzlich ein anderes Hündchen vor mir. Meine Gedanken flogen zurück in den Salon von Merlins Court. Bunty saß mir gegenüber und trank ein Schlückchen Sherry. Ich stellte mein Glas auf den Kaminsims und stieß Mrs. Malloys Porzellanpudel herunter. Und endlich – blitzartig und doch zu spät – wußte ich, weshalb mein Blick eine Weile auf dem Fußboden haftengeblieben war. Beim Anblick der Porzellanstückchen war etwas in meinem Gedächtnis angestoßen worden. Und diese vage Erkenntnis war es, die mich in dieses Haus geführt hatte! Jetzt paßten auch die anderen Teile des Puzzles zusammen. Es war, wie wenn einem mitten im Satz das richtige Wort
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