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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um
Autoren: Dorothy Cannell
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»Los, Mummy!« Abbey zog mich bereits in die Richtung der Hintertür, die zum Garten führt. Ich kam mir vor wie die Nonne, die dem Kloster entsagt. Aber dann folgte ich meinen Kindern hinaus in die bunte Frühlingswelt. Die Ampferblätter dienten uns als Picknickteller, eine Möwe glitt über unsere Köpfe hinweg, und von den Zweigen der alten Rotbuche spähte eine Drossel herab und sang ein süßes Liedchen, das von Amsel, Fink und Star handelte.
Morgen, das schwor ich mir – spätestens morgen würde ich mich ganz entschieden an den Frühjahrsputz machen. Und sollte dann wieder etwas dazwischenkommen, irgend etwas Unvermeidliches, wie zum Beispiel eine Einladung zum Tee bei dem lieben guten Brigadegeneral Lester-Smith — nun, dann würde ich mich in jedem Fall am folgenden Tag drangeben.

Kapitel Eins
    Zu Beginn des Frühjahrsputzes werden als erstes die Vorhänge abgenommen.
Danach räumt man die Möbel zur Seite und rollt die Teppiche auf.
    »Was soll denn das hier werden, Mrs. H.?« Roxie Malloy, meine unnachahmliche Perle, stand da, die Hände in die schwarzen Tafthüften gestemmt und musterte die Küche von oben bis unten. »Haben Sie sich mit dem Göttergatten gestritten? Wird jetzt gepackt und das Weite gesucht?« »Ben und ich sind wie eh und je wunschlos glücklich. Wir haben uns noch heute morgen in aller Herrgottsfrühe ewige Liebe und Treue geschworen. Hier sieht es im Moment nur ein bißchen kunterbunt aus, weil ich mit dem Frühjahrsputz begonnen habe«, erwiderte ich beherzt und betrachtete derweil meine Spülhände. Keine Creme der Welt würde sie je wieder in menschliche Hände verwandeln oder gar die Fingernägel nachwachsen lassen, die sich allmählich auflösten, nachdem ich sie zum wievielten Mal in einen Eimer mit Lauge getunkt hatte. »Man braucht eigentlich ein ganzes Regiment, um sich durch ein Haus dieser Größenordnung zu wühlen.« Ich wankte zu einem Stuhl und fegte einen Stapel Kochbücher hinunter, damit ich mich hinsetzen konnte. »Nach Ansicht meiner Schwiegermutter ist bei einer guten Hausfrau zwar kein Frühjahrsputz vonnöten, aber wie soll ich denn sonst dem Wust beikommen, wenn sich alles immer wieder neu in den Ecken staut?«
»Jetzt bricht mir aber gleich das Herz!« Mrs. Malloy tupfte an ihrer neuen Frisur herum. Sie nannte die Farbe Abendrot, aber auf einer Farbtabelle hätte Kastanienbraun gestanden. »Natürlich bewältigen Sie davon immer den Löwenanteil«, beeilte ich mich, ihr zu versichern, während sie sich mir gegenüber am Küchentisch niederließ. Sie schlug die Beine übereinander und betrachtete den Bleistiftabsatz ihres Schuhs. »Ich habe einfach geglaubt, daß alles leichter wird, wenn die Zwillinge dreimal in der Woche morgens in die Spielgruppe gehen. Statt dessen muß ich sie jetzt aber hinbringen, anschließend zurückfahren, die Betten machen, das Geschirr spülen und Mittagessen kochen, und dann kann ich mich schon wieder auf die Socken machen, um sie abzuholen.« Ich nahm einen großen Schluck von dem kalten Tee, der vom Frühstück übriggeblieben war, und wartete darauf, daß Mrs. Malloy die richtigen Trostworte fand – getreu dem Motto, daß, wenn ich mich erholen und bei einem schönen Buch die Beine hochlegen wolle, sie hier in Null Komma nichts alles wieder tipptopp hätte. »Na, da wünschte ich wirklich, ich könnte bleiben und Ihnen helfen, Mrs. H.« Sie schaffte es, ihrer Stimme einen Ausdruck aufrichtigen Bedauerns beizumischen. Dann griff sie nach einem Stück gebutterten Toast, das Ben auf seinem Teller liegengelassen hatte. »Wissen sie, ich bin ja normalerweise kein Mensch, der das sinkende Schiff verläßt, aber was sein muß, muß sein! Mrs. H., ich bin gekommen, um Ihnen zu kündigen.«
»Wie bitte?« Ich brach fast mit dem Stuhl zusammen. Hatte ich irgend etwas verbrochen? Hatte ich ihren Geburtstag vergessen? Oder schlimmer noch, hatte ich mich an ihren Geburtstag erinnert? Mrs. Malloy war, was ihr Alter betraf, sehr empfindlich geworden, seit sie vor einem Monat Großmutter geworden war. Ihr Sohn George hatte nämlich meine Cousine Vanessa geheiratet, die große Modeschönheit, die allerdings nicht aufgrund ihres goldenen Herzens Berühmtheit erlangt hatte. Es sei denn, man spräche von dem mit den Diamanten, das sie manchmal auf ihrem Chanelkostüm trug. Als Mrs. Malloy damals von der Verbindung erfuhr, hatte sie weiß Gott keinen Freudensprung getan, denn in ihren Augen wäre George, dem eine Vielzahl von Fabriken und
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