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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um
Autoren: Dorothy Cannell
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kerzengerade auf ihren Bleistiftabsätzen und richtete die Worte an das Grünfenster über dem vollgestellten Spülbecken.
»Sie haben völlig recht.« Ich blinkte die Tränen fort. »Ich bin egoistisch.«
»Ich wollte damit sagen, daß ich mich auch nicht gehenlassen kann. Nicht, wo George mich gestern abend am Telefon angefleht hat, zu ihnen zu ziehen und bei der Betreuung des Babys mitzuhelfen.« Zu meiner Überraschung mühte sich Mrs. Malloy tatsächlich tapfer um einen fröhlichen Gesichtsausdruck. Sogar Tobias schien ihr einen mitfühlenden Blick zuzuwerfen, aber vielleicht interessierten ihn auch nur ihre Beine als mögliche Kratzpfosten. »Aber ich hoffe«, fuhr sie fort, wobei ihr Kinn nur ganz leicht zitterte, »daß nicht alles nur Arbeit ist und kein Vergnügen. Man wird ja auch in London etwas unternehmen können. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, wie einem diese Stadt nach Chitterton Fells noch was zu bieten haben soll.« »Ich wußte ja nicht, daß Sie deshalb kündigen!« Ich spürte, wie mich eine Woge der Erleichterung erfaßte. »Dann ist Ihr Aufenthalt bei George und Vanessa doch sicher nur von kurzer Dauer.«
»George hat gesagt, ich soll bleiben, bis Rose mit der Schule fertig ist. Aber es gibt noch einen Hoffnungsschimmer.« Mrs. Malloys Hand verharrte in der Luft, als ob sie darauf wartete, daß wie von Zauberhand ein Glas Gin auftauchen würde. »Vielleicht wird Rose ja ein freches kleines Biest und fliegt von der Schule. Schrecklich, wenn eine Großmutter so etwas sagt, aber das soll’s ja schon gegeben haben. Dann kommt sie nämlich in ein Kloster nach Frankreich, wo sie niemand mehr besuchen darf. Außer den Eltern vielleicht, die sie manchmal durch ein Guckloch sehen dürfen.«
Bei Mrs. Malloy konnte man häufig eine Schwäche für Schauerromane feststellen. Aber als ich sie anschaute, stellte ich auch noch etwas anderes fest. Waren das etwa richtige Tränen, die da in ihren Augen glänzten? Ich hatte sie noch nie weinen sehen. Sicher wurden die Augen hier und da mit einem spitzenbesetzten Taschentuch betupft, um das Traurige zu untermalen, das sie als arme, verkannte Frau durchlitt, aber dieses Mal wirkte es überzeugend.
»Was reden Sie denn da, Roxie?« (Ich benutzte ihren Vornamen nur selten.) »Ich weiß doch, wie sehr Sie die kleine Rose lieben. Ihre Handtasche ist zwanzig Pfund schwerer geworden, seit sie die Fotos von ihr durch die Gegend schleppen. Wenn man Rose nach Frankreich schickt, sind Sie doch wie der Wind hinter ihr her.«
»Wenn ich dann überhaupt einen Paß bekomme.« Mrs. Malloy war immer noch geknickt. »Ich habe gehört, daß die jetzt richtig scharf sind, und ich würde doch schon zwei Formulare brauchen, um meine ganzen Ehemänner aufzuzählen. Na, wie auch immer, das ganze Reden nutzt nichts, Mrs. H.« Sie faltete ihr Taschentuch zusammen und verstaute es wieder in der Tasche. »Ich muß meine Pflicht tun, auch wenn ich lieber nicht zu George und Vanessa ziehen würde. Das hat jetzt nichts mit Ihnen zu tun, obwohl sie Ihre Cousine ist und ich finde, daß man sich die Verwandtschaft sehr wohl aussuchen kann. Aber Vanessa war noch nie mein Fall. Sie hat mich schon wie eine Dienstbotin behandelt, als ich sie hier zum ersten Mal gesehen habe.«
Ich konnte Mrs. Malloys Gefühle gut verstehen. Meine Cousine behandelte mich wie eine Dienstbotin, seit wir beide drei Jahre alt waren. Sie war nun einmal die Familienschönheit. Wahrscheinlich hätte auch James Bond alles stehen- und liegengelassen, nur um ihr gefällig zu sein.
»Frauen ändern sich manchmal, wenn sie Mutter geworden sind«, sagte ich. »Schon beim letzten Besuch hat Vanessa mir Tips gegeben, wie ich schöner werden kann, ohne gleich unters Messer zu müssen. Und…« – um es ihr ein bißchen schmackhafter zu machen – »sollte sie wieder zickig werden, werden Sie ihr sicher den Marsch blasen.«
»Das sowieso.« Mrs. Malloys Miene hellte sich kurz auf. »Aber auch wenn sie mich mit offenen Armen empfängt und mir jeden Morgen Tee ans Bett bringt, paßt es mir nicht, mein Haus und meine Karriere aufzugeben. Nur zwischen uns beiden und dem Kühlschrank da, Mrs. H. – ich würde es auch nicht tun, wenn ich nicht manchmal bedauerte, wie oft ich meinen George schon im Stich gelassen habe. Der arme Kerl mußte ja schon mit sechs Wochen auf eigenen Füßen stehen. Hat wahre Wunder vollbracht, wie er sich das eigene Geschäft aufgebaut hat. Und jetzt bittet er seine Mum zum ersten Mal um Hilfe.«
»Warum
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