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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um
Autoren: Dorothy Cannell
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ein paar Tränen zerquetscht, als ich mir mein Leben ohne Sie vorgestellt habe. Merlins Court war für mich wie ein zweites Zuhause, daran gibt es nun mal nichts zu rütteln und zu drehen.«
»Wollen Sie es sich denn nicht noch einmal überlegen?« Ich streckte den Arm aus und drückte ihre Hand. Wie üblich war sie mit mehr Ringen bestückt als das Schaufenster eines Juweliers. »Wie wärs, wenn Sie in der einen Woche hier erscheinen würden und in der Woche daraufkäme ich dann zu Ihnen?« »Was? Um bei mir zu putzen?« Mrs. Malloy riß die Augen so weit auf, daß der goldene Lidschatten verschwand. »Warum nicht?« Ein Kratzgeräusch drang an mein Ohr. Ich öffnete die Tür zur Eingangshalle, wo mein Kater Tobias saß und mich derart sauer anstarrte, als wolle auch er seine Kündigung einreichen.
»Sie mit Ihren Schnapsideen! Das kommt ja wohl überhaupt nicht in die Tüte! Als ob Sie das nicht selbst wüßten!« Mrs. Malloys Blick drückte niederschmetternde Verachtung aus, wovon ein Teil aber auch auf Tobias gemünzt war, der früh in der beiderseitigen Bekanntschaft klargemacht hatte, daß er nicht vorhatte, sie als gesellschaftlich gleichrangig zu betrachten. »Sie haben recht, es wäre nicht richtig«, gab ich zu. »Ich müßte bei Ihnen nur kurz mal mit dem Staubsauger durch die Gegend schwirren und ein bißchen Allzweckreiniger versprühen, wohingegen Sie in Merlin’s Court unter der Last der Arbeit ja förmlich zusammenbrechen. Na, und dann haben Sie bestimmt auch Angst« – ich wollte einen Witz machen – »daß ich einen Ihrer schönen Porzellanpudel kaputtmache.« »Das auf jeden Fall«, pflichtete sie mir bei. »Andererseits wäre es für mich natürlich ein Festessen, wenn Brigadegeneral Lester-Smith, der nur zwei Häuser weiter wohnt, allen erzählt, daß Mrs. Haskell von Merlin’s Court bei meiner Wenigkeit den Dreck wegmacht.«
»Sehen Sie!« Ich nötigte ihr noch etwas Saft auf. »Wir haben alle unsere Wunschträume, Mrs. H.« Mrs. Malloy stieß einen tiefen Seufzer aus. »Aber ich könnte mir ja nicht mehr in die Augen sehen, wenn ich gegen die Regeln verstoßen würde.« »Welche Regeln?«
»Die meiner Berufsethik, so wie sie in der Satzung der VPFVCF verankert sind.« Ich war sprachlos.
»Das ist der Putzfrauenverein von Chitterton Fells«, erklärte mir Mrs. Malloy geduldig. »Das erste V hätten wir uns zwar sparen können, aber Gertrude Large, unser oberster Boß, findet, daß es dem Ganzen mehr Pfiff gibt. Hier – «, sie bückte sich zu der großen schwarzen Tasche, die sie neben dem Stuhl abgestellt hatte, machte sie auf und kramte darin herum. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Scheinbar habe ich sie doch nicht dabei. Stimmt – ich habe sie in die Tür vom Kleiderschrank geklemmt, die ging nämlich immer auf. Naja, es ist ja nicht so, als ob ich mein PGB – wie wir es nennen – nicht auswendig könnte. Nach Zeile zwei auf Seite sechzehn steht jedenfalls in großen Buchstaben: Mitgliedern des VPFVCF ist es nicht gestattet, mit Personen zusammenarbeiten, die nicht mindestens zehn Jahre hauptberufliche Putztätigkeit nachweisen können, oder besagte Personen im eigenen Haushalt zu beschäftigen.« Mrs. Malloy schaute mir triumphierend in die Augen. »Da beißt die Maus keinen Faden ab, Mrs. H., Gesetz ist nun mal Gesetz.« »Wie groß ist denn Ihre Berufsvereinigung?« Ich klammerte mich an jeden Strohhalm, um sie vom eigentlichen Thema abzulenken.
»Na, so ungefähr -« sie schloß die Augen und spitzte den Mund
– »fünf Mitglieder, würde ich sagen. Gertrude Large, Winifred Smalley, Betty Nettle, Trina McKinnley und meine Wenigkeit.«
»Davon kenne ich nur Mrs. Large«, meinte ich kleinlaut. »Wissen Sie noch, wie Sie uns damals an der Bushaltestelle in der Market Street miteinander bekannt gemacht haben? Sie stand da mit einer Frau, die wesentlich kleiner war.« »Das muß Winifred Smalley gewesen sein. Also, ich schlage vor, daß Sie es mal mit Gertrude versuchen.« Mrs. Malloy erhob sich und nahm ihre schwarze Tasche vom Boden auf. »Gertrude ist zwar sehr gefragt, aber wenn ich ein gutes Wort für Sie einlege, sieht sie vielleicht zu, daß sie Sie noch unterbringen kann.« »Oh, Mrs. Malloy!« Ich versuchte krampfhaft, die Oberhand in diesem Desaster zu gewinnen. »Muß es denn wirklich soweit kommen? Gibt es denn rein gar nichts, womit ich Sie überreden kann zu bleiben?«
»Man darf eben nicht immer nur an sich denken, Mrs. H.« Mrs. Malloy stand jetzt
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