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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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Kapitel 1
    Wir fuhren auseinander. Mein Herz, noch in Aufruhr von Louis' Offenbarungen und unserem Kuss, raste. Der Mondschein umfloss die Gestalt, die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war, mit silbernem Licht, sodass nur ihre Silhouette sichtbar war. Ich erkannte sie trotzdem auf Anhieb und mein Puls verlangsamte sich ein klein wenig.
    „Polly“, stellte ich fest.
    Sie stand vor uns, die Fäuste in äußerster Empörung in die Hüften gestemmt und offenbar sprachlos, was selten genug vorkam. Ich versuchte, auf die Beine zu kommen. Meine Knie fühlten sich so schwammig an, dass ich mich von Louis hochziehen ließ, um nicht doch noch in den Fluss hinter mir zu stürzen. Sicherheitshalber behielt ich seine Hand aber in der meinen. Nicht, dass ich vor Polly Angst hatte, auch wenn sie im Augenblick tatsächlich ein bisschen furchterregend wirkte, obwohl sie einen halben Kopf kleiner als ich war. Auch nicht, weil ich befürchtete, dass Louis einfach vor meiner furiengleichen Schwester weglaufen würde – im Gegenteil, er wirkte recht gelassen, ich spürte, dass er mich ansah, meine Reaktion beobachtete und Polly mehr oder weniger ignorierte. Ich klammerte mich einfach aus dem Grund an ihn, weil ich die Verbindung zu ihm nicht wieder verlieren wollte – und das angenehme Summen, das mich immer noch von Kopf bis Fuß durchströmte. Außerdem war die Situation eben wohl kaum zu missdeuten gewesen; warum sollte ich jetzt Theater spielen. Louis drückte meine Hand und ich drückte zurück.
    „Louis, das ist meine Schwester. Polly, das ist Louis.“ Die beiden kannten sich zwar, aber sie waren einander nie wirklich vorgestellt worden. Und ein wenig Höflichkeit konnte nicht schaden, fand ich.
    Fehlanzeige. Der Moment der entsetzten Stille war vorbei. Polly brach los.
    „Bist du von allen guten Geistern verlassen!?! Was machst du hier! Mit dem da! Bei Artemis, du musst des Wahnsinns sein!“ Sie schrie fast. „Was, wenn eine der anderen dich hier gefunden hätte! Areto! Oder Atalante!!! Du kommst jetzt sofort mit nach Hause.“ Sie packte mich am Unterarm und riss mich mit soviel Schwung zu sich, dass es ihr tatsächlich gelang, Louis und mich zu trennen. Mit erstaunlich viel Kraft brachte sie einen Sicherheitsabstand von gut zwei Metern zwischen uns und schirmte mich von ihm ab. Nicht, dass sie ihn hätte aufhalten können; ich sah, dass sie bis auf ihren Dolch – das Pendant zu meinem – unbewaffnet war. Aber ihm muss klar gewesen sein, dass es der Situation wenig zuträglich gewesen wäre, sich mit der Schwester der Liebsten anzulegen.
    „Und du!“ Sie streckte den Zeigefinger nach ihm aus und ihr Blick sprühte wütende Funken. „Halt dich von ihr fern. Wenn du dich ihr noch einmal näherst, mach ich dich kalt.“
    „Quatsch“, sagte ich trocken. Normalerweise wäre ich vermutlich sauer gewesen, weil Polly so eine Szene machte, aber ich schwebte immer noch wie auf Wolken und weder meine hysterische Schwester noch sonst irgendjemand konnte mich von dort herunterfegen. Und auch Louis sah so aus, als würde er ihre Drohung im Augenblick nicht wirklich ernst nehmen können, aber er enthielt sich jeglichen Kommentars, wie er es von klein auf in Themiskyra gelernt hatte, und hob nur eine spöttische Augenbraue.
    Pollys Kopf fuhr zu mir herum. „Und du hast gerade gar nichts zu melden, du hast heute hinreichenden Beweis geliefert, dass du nicht in der geistigen Verfassung bist, irgendetwas zu entscheiden“, schnappte sie. Ich rollte mit den Augen.
    „Hast du mich verstanden?!“, herrschte sie Louis an, aber der tat das, was er am besten konnte – zumindest hatte ich das geglaubt, bis ich vor ein paar Minuten eines Besseren belehrt worden war – er sah sie an, ohne die Miene zu verziehen und schwieg. Ich kicherte, weil ich merkte, dass Polly das zur Weißglut trieb, und sie gab mir einen wenig freundlichen Knuff.
    „Los jetzt! Wir gehen“, schnaubte sie und wandte sich um, meinen Arm immer noch so fest umklammert, dass ich mit Sicherheit einige blaue Flecken davontragen würde. Ich musste ihr wohl oder übel folgen, aber ich drehte den Kopf nach Louis um und versuchte, ihm noch einmal in die Augen zu sehen. Sein Blick traf mich mitten ins Herz und sein Lächeln, halb wehmütig, halb amüsiert, ließ die tanzwütigen Schmetterlinge in meinem Bauch herumwirbeln.
    Ein kurzer Erinnerungsblitz durchfuhr mich. Der Abend, an dem ich mich nach dem Genuss von zu viel Graskuchen an Louis gekuschelt hatte und Polly
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