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Der Professor

Titel: Der Professor
Autoren: John Katzenbach
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das aufgetürmte Gerümpel unter ihm nachgab und wie er für einen Moment in der Luft baumelte. Doch in der nächsten Sekunde krachte er gegen Zement und dachte, dass er fiel, bis er merkte, dass er den Fensterrahmen gepackt hatte und die blutigen Fingernägel ins Holz grub. Er trat wild mit den Beinen um sich. Er glaubte nicht, dass er die nötige Kraft für den erforderlichen Klimmzug besaß, doch dann merkte er, dass er hochgehoben wurde – teils von dem Mädchen, das ihn am Revers seiner Jacke packte, teils durch den letzten Rest an eigener Kraft und ein wenig von allen seinen Erinnerungen.
    Flügel,
stellte er sich vor.
    Plötzlich sah er die Sonne über sich. Er kroch durchs Fenster. Das letzte Stück zog ihn Jennifer heraus.
    Der alte Mann und das nackte Mädchen sackten erschöpft an die Hauswand. Gierig sog sie die köstliche Luft ein und genoss das Prickeln der Sonne auf der Haut. Sie dachte für einen Moment:
Nur noch einen Atemzug, dann kann ich sterben, denn das hier schmeckt wundervoll.
    Adrian bemühte sich verzweifelt, seine Gedanken zu ordnen. Die Zuflucht des Waldes lag hinter der Scheune und dem offenen Gelände, über das er auf seinem Hinweg gerannt war. Falls sie es bis dorthin schafften, konnten sie sich verstecken. Als er Jennifer gerade an der Schulter packte, um ihr hektisch zu zeigen,
da müssen wir hin,
schlug ein Kugelhagel aus der Kalaschnikow über ihren Köpfen in die Wand und dicht neben ihren Füßen in den Boden ein. Erdklumpen flogen ihnen ins Gesicht, Holzsplitter und Dämmstofffetzen regneten ihnen auf den Kopf. Es war ein Getöse, als steckten sie in einer Kesselpauke, die wie wild gehauen wurde. Eng aneinandergeschmiegt wichen sie zurück, und Jennifer fing wieder zu schreien an, auch wenn ihre Stimme nicht laut genug war, um sich gegen das Donnern des Maschinengewehrs zu behaupten, und es sah so aus, als käme das Hämmern des Gewehrs aus ihrem offenen Mund.
    Linda und Michael hatten sich getrennt, sie selbst war zur Rückseite gegangen und zielte mit dem Gewehr um die Ecke des Hauses, so dass sie einen günstigen Schusswinkel auf die beiden hatte. Es war schwer, sorgfältig anzulegen, ohne sich selbst zur Zielscheibe zu machen, und so verließ sie sich auf Masse statt Treffsicherheit.
    Michael war zur Vorderseite des Hauses an seinem alten Truck vorbeigegangen, der ihm ausreichend Deckung bot, um weiterzufilmen.
     Er hatte das Gewehr sinken lassen und hielt stattdessen die HD -Kamera am Auge, nachdem er den Laptop aufs Führerhaus des Trucks gestellt hatte. Ihn erfüllte ein einziger Gedanke:
Was für eine Show.
    Jennifer brüllte und hielt sich die Hände an die Ohren, während der Kugelhagel auf sie niederprasselte. Sie drückte sich an Adrian. Er hielt sich den Arm vors Gesicht, als könnte er so die Geschosse abwehren. Er kniff die Augen zu und rechnete jeden Moment damit zu sterben.
    »Audie, hör zu! Es ist noch nicht zu Ende!« Er drehte sich zur Seite und sah den Vietnam-Brian, einen jungen Offizier mitten im Krieg, nur wenige Jahre älter als Jennifer, und Adrian sah, dass er ihm Zeichen machte. Brians Tarnanzug war lehmverkrustet und sein Helm in die Stirn heruntergezogen. Schweißverschmiert und verdreckt ließ er sich bäuchlings auf den Boden fallen, während er ein Magazin in sein M-16 stieß. Sein wild entschlossenes Gesicht verzog sich zu einem verhaltenen Lächeln. Brian schien nicht die geringste Angst zu haben.
»Komm schon, Audie! Feuer erwidern! Verdammt, du musst das Feuer erwidern!«
    Brian hatte seine Waffe auf Vollautomatik eingestellt, und er gab eine wütende Salve ab. Adrian sah in diesem Moment, wie an der Stelle, die Linda ins Visier genommen hatte, um sie beide zu treffen, die Kante des Hauses zersplitterte. Ein Fenster zerbrach, und die Holzschrapnells flogen im hohen Bogen in die Sonne. Er senkte den Blick und sah, dass er die Neunmillimeter seines Bruders aus der Tasche gezogen und es irgendwie geschafft hatte, auf ein Knie herunterzugehen. Die Geschosse, die in das Haus einschlugen, gab er selber ab. »Ausgezeichnet!«, brüllte Brian.
»Pass auf, dass sie dich nicht von der Flanke aus angreifen können, Audie. Tarnfeuer aufrechterhalten!«
    Linda fuhr erschrocken zurück. Ein Schuss war direkt über ihrem Kopf in das Holzständerwerk eingedrungen, und sie merkte, wie ihr ein Splitter die Wange aufriss. Um aus seiner Schusslinie zu kommen, drückte sie sich dicht an die Wand, und als sie den Kratzer berührte, sah sie Blut an den
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