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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub
Autoren: Katja Reider
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gar keine Angst, dass er sich bei deinen Eltern über dich beschweren könnte, Sissi?«, fragte Emma. »Ich meine nur, weil er deinen Nachnamen weiß.«
    »Das macht er nicht«, sagte Sissi, »das ist dem viel zu...«
    »... peinlich?«, rief ich aus der Kabine heraus.
    »Du sagst es.« Sissi hielt mir die Tür auf.
    »Puh«, seufzte ich. »Ich bin noch ganz schön durch den Wind, ihr auch?«
    »Natürlich, was denkst du denn?« Emma stöhnte.
    »Na hör mal, DU hast doch gerade bewiesen, dass du die Coolste von uns dreien bist«, sagte ich zu Emma.
    »Allerdings«, pflichtete mir Sissi bei. »Das war doch wohl der Hammer: Diana und mir bleiben vor lauter Aufregung die Worte im Halse stecken. Und unsere schüchterne kleine Emma schwingt sich zur Rächerin der Enterbten auf! Also ich meine natürlich, von Frau Blümlein - du warst toll, Emma!«
    »Wirklich?« Emma blickte uns unsicher an.
    »Fand ich auch!«, rief ich. »Du hast genau das Richtige gesagt, Emma!« Ich packte die beiden am Arm und zog sie Richtung Ausgang. »Und jetzt: nichts wie raus hier!« »Hoffentlich haben wir mit unserer heutigen Aktion nicht alles nur noch schlimmer gemacht«, unkte Emma, als wir uns trennten.
    »Wie denn ›schlimmer‹?« Sissi sah Emma fragend an.
    »Na ja.« Emma begann, nervös auf ihren Nägeln zu kauen. »Also, es könnte doch sein, dass Bernd Blümlein seiner Mutter von unserem heutigen Auftritt erzählt. Und dass sie dann sauer auf UNS ist. - Mein Vater sagt immer: Blut ist dicker als Wasser.«
    »Und was soll das heißen?«, fragte ich.
    »Es bedeutet, dass einem die eigenen Blutsverwandten, also Kinder, Eltern oder Geschwister, letztlich doch näherstehen als andere Leute«, erklärte Emma. »Und wenn Frau Blümlein denkt, wir haben ihren Sohn beleidigt...« Emma ließ den Satz im Raum stehen.
    »Bereut ihr etwa, was wir getan haben?«, fragte ich.
    Sissi und Emma schüttelten energisch die Köpfe.
    »Aber ein bisschen mulmig ist mir schon«, bekannte Emma.
     
    »Mulmig« war mir auch. Vor allem als ich später alleine zu Hause saß und nichts Bessres zu tun hatte, als mir die möglichen Folgen unseres Auftritts bei Herrn Blümlein in den schrecklichsten Farben auszumalen. Mama hatte ihren Saunaabend, und so war ich richtig froh, als Papa nach Hause kam.
    Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, ihm von Frau Blümlein zu erzählen. Und schon gar nicht von unserem heutigen »Besuch« bei ihrem Sohn. Aber die Worte sprudelten einfach aus mir heraus. »Und... was sagst du dazu?«, fragte ich kleinlaut, als ich fertig mit meinem Bericht war.
    Am Anfang hatte Papa mir ganz ruhig zugehört. Aber als ich ihm zum krönenden Abschluss den ungefähren Wortlaut unseres »Gesprächs« mit Herrn Blümlein wiedergab, wurde er doch etwas blass. Und ich muss sagen: Papa regt sich normalerweise bei Weitem nicht so schnell auf wie Mama!
    »Mannomann, du machst ja Sachen, Prinzessin...!« Papa schüttelte den Kopf. »Also, erst mal finde ich es ja gut, dass ihr euch so für die alte Dame einsetzt! Ihr geht sie besuchen, ihr habt ihr die Balkonblumen gepflanzt, Sissi liefert ihr regelmäßig den Kuchen und leistet ihr Gesellschaft... Das ist ja alles ganz prima! Aber die Aktion heute... hmm.« Papa kratzte sich am Kopf. »Weißt du, Diana, es ist immer schwierig, sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen. Vor allem aber ist es selten gut, aus Wut heraus zu handeln, so wie ihr das heute getan habt. - Es wäre sicher besser gewesen, diesen Bernd Blümlein einfach mal anzurufen und ruhig mit ihm zu sprechen.«
    »Wie? ›Ruhig‹?«, fragte ich. »Du meinst, ohne ihm Vorwürfe zu machen?«
    »Genau.« Papa nickte. »Darauf reagieren die meisten Menschen nämlich eher negativ oder wütend. Ist ja klar, oder?« Papa griff in die Chipstüte, die zwischen uns auf dem Sofa stand, und angelte sich eine Handvoll heraus. »Noch besser wäre es natürlich gewesen, du hättest Mama oder mir von der Sache erzählt. Dann hätten wir gemeinsam überlegt, was man da machen kann.«
    »Aber ihr hättet gar nichts gemacht!«, stellte ich fest. »Garantiert! Ihr hättet gesagt: Diana, das geht uns nichts an. Halt dich da raus! Das muss Frau Blümlein alleine mit ihrem Sohn regeln.«
    Papa überlegte einen Moment, aber dann nickte er. »Wahrscheinlich hast du recht. So hätten wir vermutlich tatsächlich reagiert. - Aber ihr wisst ja wirklich nicht, warum sich Herr Blümlein seiner Mutter gegenüber so verhält: Wer weiß, vielleicht verstehen
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