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Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe
Autoren: Deborah Martin
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ließ es ägyptischer wirken als jedes andere Kleid in der Requisite, obwohl es skandalös viel nackte Haut zeigte. Sie zog das tief ausgeschnittene Mieder etwas höher und lächelte verschämt. „Vielleicht hätte ich nicht ausgerechnet als ägyptische Dienerin anfangen sollen.“
    „Unsinn, du siehst zauberhaft aus.“ Mrs. Inchbald zog den Vorhang ein kleines Stück zur Seite und spähte ins Publikum. „Und das ist gut so, denn dein Mr. Knighton ist auch hier.“ Rosalinds Puls begann zu rasen. „Das kann nicht sein!“ Sie guckte Mrs. Inchbald über die Schulter.
    Die Ältere zeigte auf eine Loge ganz in der Nähe der Bühne. „Da. Das ist er doch, nicht wahr?“
    Rosalind entdeckte den dunkelhaarigen Mann in der Loge im ersten Rang sofort. Großer Gott... „Ja, das ist er.“
    „Ich finde, er schaut sehr gut aus!“
    Rosalind nickte und betrachtete ihn eingehend. Sie hätte sich denken können, dass er in Abendgarderobe atemberaubend wirken würde. Der maßgeschneiderte Frack stand ihm vorzüglich. Aber schließlich war er ein vermögender Mann. Wahrscheinlich gab er in einem Monat mehr für seinen Schneider aus als sie für ihre Garderobe in einem ganzen Jahr.
    Er befand sich in Begleitung von Daniel und einer Dame mit silbergrauem Haar, die Rosalinds Meinung nach nur Griffith’ Mutter sein konnte. Rosalind musterte „Georgina“ mit schmerzhafter Neugier. Das war also die Frau, die Papa einst so sehr geliebt hatte, dass er dafür ihren Sohn vernichtet hatte? Rosalind konnte nachvollziehen, warum. Georgina war immer noch schön, und ihr strahlendes Lächeln hätte wohl jeden Mann bezaubert.
    Die Dame setzte sich, und Rosalind wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Griffith zu. Sie fand, dass er blass aussah. Er lächelte auch nicht, dafür strahlte Daniel umso mehr. Griffith so nahe zu sein und ihn dennoch nicht erreichen zu können zerriss ihr fast das Herz.
    Das Orchester begann zu spielen, und Rosalind wich hastig vom Vorhang zurück. Schon in der zweiten Szene war ihr Auftritt; sie hatte keine Zeit, hier herumzustehen und Griffith anzustarren.
    Als sich Mrs. Inchbald lächelnd ebenfalls zurückzog, stieg in Rosalind ein Verdacht auf. „Woher weiß Griffith, dass ich hier bin?“
    Ihre Freundin zuckte mit den Schultern. „Vielleicht mag er ja Shakespeare.“
    Rosalind stöhnte auf. „Ach, natürlich!“ Wie dumm von ihr, ausgerechnet eine Rolle in einem Stück von Shakespeare anzunehmen, noch dazu dem einzigen, das zurzeit in London aufgeführt wurde. Nun, vielleicht erkannte er sie ja nicht. Wie sollte er darauf kommen, dass sie Rosa Laplace war? Er konnte den Bühnennamen ihrer Mutter unmöglich kennen, außerdem war sie kostümiert.
    Sie verdrehte die Augen. O ja, mit einem Kostüm, das so gut wie nichts verbarg. Sie trug noch nicht einmal eine Perücke, da man ihre Haarfarbe für die Rolle für dunkel genug befunden hatte. Und seine Loge war die der Bühne am nächsten gelegene.
    Das Stück fing an.
    Jetzt war sie nervös.
    Die erste Szene war viel zu schnell vorbei, und schon bald betrat Rosalind die Bühne mit ein paar anderen Darstellern. Zum Glück musste sie nicht gleich etwas sagen. Bis zu ihrem Einsatz hatte sie die Handlung schon so weit gefangen genommen, dass sie sich Griffith’ Gegenwart nicht mehr unentwegt bewusst war.
    Iras und Charmion, Cleopatras Dienerinnen, ließen sich in dieser Szene gerade die Zukunft von einem Wahrsager deuten. Rosalind hatte keine Mühe, ihre Rolle überzeugend zu spielen.
    Doch dann kam der schreckliche Moment, als sie beinahe den Faden verloren hätte. Der Wahrsager hatte Iras soeben verkündet, dass ihr das gleiche Schicksal bevorstand wie Charmion, woraufhin Iras fragte, ob sie „nicht um einen Zoll breit bess’res Schicksal haben“ könnte als ihre Freundin.
    Charmions nächste Zeile lautete: „Nun, wenn dir das Schicksal einen Zoll mehr gönnt als mir, wo sollt’ er hinkommen?“
    Die Zweideutigkeit von Iras’ Antwort „Nicht an meines Mannes Nase“ brachte sie aus der Fassung. Sie wurde rot und hätte sich beinahe versprochen, fing sich aber gerade noch rechtzeitig, um dem Ganzen die verdient komische Note zu geben.
    Im weiteren Verlauf der Szene war sie sich jedoch Griffith’ Nähe beinahe schmerzhaft bewusst, auch wenn sie nicht wagte, ihn anzugucken. Fast fürchtete sie, fast hoffte sie, er würde sie in den Pausen zwischen den einzelnen Akten aufsuchen, doch als auch der dritte Akt vorbei war, ohne dass sie ihn zu Gesicht bekommen
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