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Der pfeifende Mörder

Der pfeifende Mörder

Titel: Der pfeifende Mörder
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wegen der nassen Witterung hatte herausnehmen lassen. Hier konnte er Antje Hellmond, das blühende 20jährige Mädchen, mit Lust ins Jenseits befördern, konnte sie nach seiner Gewohnheit abschlachten. Der Wagen würde vor der Hecke warten. Mit ihm würde er den Leichnam in der Nacht noch zur Küste transportieren, um der Polizei neue Arbeit zu verschaffen.
    Wohin mit dem Kopf? Darüber war er sich noch nicht schlüssig. Darüber nachzudenken, war aber etwas Wunderbares für ihn. Er empfand eine tiefe Befriedigung bei solchen Überlegungen, fieberte der Stunde entgegen, den Sekunden, in denen ein sterbendes Mädchen ihm wieder ihr letztes Röcheln schenken würde.
    Er unternahm diesmal am Donnerstag, also zwei Tage vor dem geplanten neuerlichen Mord, etwas, das er bisher nicht getan hatte. Und zwar rief er aus einer öffentlichen Fernsprechzelle der Hauptpost Leeuwardens die Wetterwarte an der Küste an.
    Der Beamte der Wetterwarte Harlingen ahnte nichts Böses, als das Telefon läutete und er sich meldete: »Hier Wetterstation III, Harlingen.«
    »Ich hätte gerne eine Auskunft«, sagte der Mörder.
    »Wer sind Sie?« fragte der Beamte.
    »Warum?« erwiderte der Mörder.
    »Weil wir Privatpersonen keine Auskünfte erteilen können. Wir haben nur Berichte für die Seefahrt auf einer bestimmten Wellenlänge zu funken. Für den Wetterdienst des Landes ist Groningen zuständig. Sind Sie eine Privatperson?«
    »Ich will es ihnen erklären«, erwiderte der Mörder mit seiner angenehmen, Sympathien erweckenden Stimme. »Ich bin ein kleiner Schiffseigner und hätte gern gewußt, wie das Wetter übermorgen ist. Abends vor allem. Man will mir eine wichtige Schiffsladung anvertrauen, und ich kann den Transport nur übernehmen, wenn ich im voraus weiß, daß das Wetter gut genug sein wird, um mich eines übermäßigen Risikos zu entheben. Deshalb rufe ich Sie also an und bitte Sie herzlich, mir ausnahmsweise die benötigte Auskunft zu geben. Sehen Sie, morgen wird ja die allgemeine Wettervorhersage sowieso in den Zeitungen zu lesen sein, ich muß mich aber heute schon geschäftlich entscheiden. Von Ihrem Entgegenkommen hängt demnach mein ganzes Unternehmen ab.«
    Nach kurzem Zögern antwortete der Beamte: »Also gut, nach unserer Voraussicht wird es am Samstag feuchtkalt sein, eigentlich wie immer um diese Jahreszeit. Leichte Niederschläge. Gegen Abend Zunahme der Feuchtigkeit und Aufkommen mittleren bis starken Nebels vom Meer her. Windstärke 4 bis 5. Hochwasser normal bis etwas darüber. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja.«
    »Es ist damit zu rechnen, daß Nebelwarnung auf See gegeben werden muß.«
    Der Mörder grinste satanisch.
    »So«, sagte er, »damit ist zu rechnen?«
    »Ja«, bekräftigte der Beamte und setzte hinzu: »Keine günstigen Aussichten für Ihr Geschäft, tut mir leid.«
    Hast du eine Ahnung, du Arschloch, dachte der Mörder, bedankte sich höflich und hängte ein. Er war zufrieden, sehr zufrieden. Nebel, starker sogar, ein völlig gedecktes Wetter, auf See kaum Betrieb … Herz, was willst du mehr, jubilierte er innerlich, verließ die Telefonzelle und stieg draußen vor dem Postamt in seinen Wagen. Einen Bekannten grüßte er freundlich, startete den Motor, ließ einem anderen Wagen, der den kleinen Parkplatz auch gerade verlassen wollte, gerne den Vortritt und fuhr unter strikter Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit nach Hause.
    Kommissär Paul Leerdam hatte die Karte vorn Meppelpark und dessen Umgebung vor sich liegen und studierte sie zum x-ten Male.
    Ein stiller, nachts einsam daliegender Park am Rande der Stadt … davor die Oploostraße mit ihren wenigen Laternen, die kaum genügend Licht spendeten. Eine lange, breite Straße übrigens, die trotzdem still und verträumt war. Die ideale Villenvorortstraße. Die Gebäude, aus denen das Viertel bestand, lagen verstreut; zwischen ihnen zogen sich lange Gärten hin oder Baulücken, die auf Käufer warteten. Eine Gegend also, wie geschaffen nicht nur für ruhebedürftige Bewohner, sondern auch für einen auf Ungestörtheit bedachten Mörder, zumal da die Laterne, an der er Antje Hellmond treffen wollte, so günstig stand, daß es nur ein paar Schritte waren bis zu dem Plätzchen hinter der Hecke, das mit seinen ihn umrandenden Büschen den idealen Tatort bildete.
    Die Karte, über die sich Leerdam beugte, strotzte von mit Rotstift gemachten Einzeichnungen. Zwei Dutzend Kreuzchen markierten die Standorte, die für junge, schnelle Polizisten
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