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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
Autoren: Richard Laymon
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blickte sie an. Sie lächelte und verdrehte die Augen. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Worauf haben wir uns da nur eingelassen? Sie fanden das harmlose Geplänkel zwischen Pete und Barbara zwar beide lustig, hatten aber auch schon erlebt, wie es sich zu einer heftigeren Auseinandersetzung entwickelte. Gelegentlich hatten sie mit angehört, wie sich das Paar im Nachbarhaus gestritten hatte, dass die Fetzen flogen.
    »Warum probieren wir es nicht einfach mit der Abzweigung«, schlug Larry vor.
    »Es ist nicht die richtige.«
    »Der große Navigator«, murmelte Barbara.
    »Vielleicht sollten wir eine Münze werfen«, sagte Jean.
    »Habt ihr eine Karte?«, fragte Larry.
    »Pete hält nichts von Straßenkarten«, meinte Barbara freundlich. Larry fand es erstaunlich, dass sie ihren Sarkasmus ausschließlich an ihrem Mann ausließ. »Mach, was du willst, Pete. Ich habe gesagt, was ich meine. Du brauchst dich ja nicht dran zu halten.«
    »Ach, verdammt.« Pete wendete den Wagen, und Larry sah die Erleichterung in Jeans Gesicht.
    »Wenn das die falsche Straße ist«, sagte Larry zu Barbara, »machen wir dich persönlich verantwortlich.«
    Sie fletschte die Zähne, dann lachte sie leise.
    »Meine Worte, Kumpel.« Pete bog in die Seitenstraße ein und gab Gas. Er ignorierte die verblichene weiße Markierung und fuhr mitten auf der Straße. Von dem Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung war nicht mehr viel übrig; es war so durchlöchert von Kugeln, dass man die Zahl darauf nicht lesen konnte. Einige Einschusslöcher sahen frisch aus, aber die meisten hatten einen Rostrand. Pete zeigte auf das Schild. »Da habt ihr ein bisschen Lokalkolorit. Die gute Barb kriegt richtig Ärger, wenn wir uns nicht nur verfahren, sondern auch noch von irgendwelchen irren Jägern ins Visier genommen werden.«
    »Hier gibt’s nur Schnäppchenjäger. Und die sitzen auf dem Rücksitz«, sagte Larry.
    »Ha! Der war gut.«
    »Passt bloß auf«, sagte Jean.
    »Wir sind geliefert.«
    »Mach dir keine Sorgen, Petey, du bist kein Schnäppchen.«
    »Stimmt. Ich bin unbezahlbar. Und schlau genug, um zu wissen, dass das hier nicht die Straße nach Sagebrush Flat ist. Aber was soll’s.«
    »Es war die richtige Entscheidung«, versicherte ihm Larry. »Meine enorme Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass es immer klüger ist, die Ratschläge der Frauen zu befolgen.«
    »Weil sie meistens Recht haben«, meinte Jean.
    »So oder so kannst du nur gewinnen«, sagte Larry zu Pete. »Zunächst mal sind sie froh, dass du machst, was sie vorgeschlagen haben. Das ist das Wichtigste. Lass sie ruhig glauben, sie hätten dich unter Kontrolle, das mögen sie. Wenn sich dann herausstellt, dass sie Recht hatten, ist alles wunderbar. Wenn nicht …«
    »Was meistens der Fall ist«, warf Pete ein.
    »Ob sie ahnen, auf wie dünnem Eis sie sich bewegen?«, fragte Jean.
    »Wenn sie sich also irren«, fuhr Larry fort, »hat man das Vergnügen, sich in seiner Überlegenheit aalen zu können.«
    Grinsend nickte Pete seine Zustimmung. »Hey, das solltest du in einem deiner Bücher schreiben.«
    »Es ist aus einem seiner Bücher«, sagte Barbara. »Wenn ich mich nicht irre, hat irgendein Vorstadtbulle in Mitten in der Nacht so ziemlich genau das gesagt.«
    »Im Ernst?« Larry war verblüfft, dass sie sich so etwas gemerkt hatte.
    »Erinnerst du dich nicht?«
    Hatte er eine seiner eigenen Figuren zitiert, ohne es gemerkt zu haben? Das ist merkwürdig, dachte er, und ein bisschen beunruhigend. »Nein«, gab er zu. »Aber wenn du es sagst, wird’s schon stimmen.«
    »Da! Seht ihr? Theorie in Praxis«, sagte Pete.
    »Nein, das ist mein Ernst. Ich schreibe so viel … Und das Buch liegt schon lange zurück.«
    »Da bin ich im Vorteil«, sagte Barbara. »Ich habe es erst letzten Monat gelesen.«
    »Hey, vielleicht verwandelst du dich ja in diesen Typen, diesen Vorstadtbullen. Das wäre eine super Idee für eine Geschichte, oder? Ein Schriftsteller, der sich in eine seiner eigenen Figuren verwandelt.«
    »Könnte man was draus machen.«
    »Aber vergiss nicht, von wem die Idee war.«
    »Aha!«, rief Barbara. »Da vorne links.«
    Auf der anderen Seite der Straße sah Larry ein verfallenes Bauwerk. Es hatte kein Dach mehr. Die Glasscheiben in Tür und Fenstern fehlten. Der obere Teil der Wände war abgebröckelt; einige Steine, die einmal zur rechteckigen Umfriedung des Gebäudes gehört haben mochten, lagen als loses Geröll herum und wurden wieder Teil der Wüste, der man sie einst
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