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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
Autoren: Richard Laymon
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nicht durchdrungen.
    Auf der anderen Seite des Raumes führte ein mit Holz eingefasster Durchgang in den Flur.
    Er schlich durch den Korridor zum Schlafzimmer des Vampirs. Die Tür stand offen.
    Sein Mund wurde trocken und sein Herzschlag heftiger, als er sie sah.
    Sie lag zusammengerollt auf dem Bett zwischen den beiden Fenstern, ihr Gesicht ihm abgewandt. Die ersten Strahlen der Morgensonne fielen durch die Jalousien und erfüllten den Raum mit einem bersteinfarbenen Glühen. Nur ein Bettlaken bedeckte ihren Körper. Das dunkle Haar war auf dem Kissen ausgebreitet.
    Er stellte die Aktentasche ab, klappte sie auf und holte den Hammer heraus.
    Es war ein Vorschlaghammer mit einem schweren Stahlkopf und dreißig Zentimeter langem Stiel.
    Mit der anderen Hand zog er einen angespitzten Eschenholzpfahl aus der Tasche.
    Er klemmte sich den Pfahl zwischen die Zähne.
    Langsam richtete er sich auf und starrte die Vampirin an, als könnte er sie durch bloße Willenskraft dazu bringen, sich umzudrehen. Bauch oder Rücken, das war egal. Er konnte den Pflock ebenso gut durch ihren Rücken wie durch ihre Brust treiben. Nur auf der Seite liegen durfte sie nicht.
    Irgendwie hatte er geahnt, dass es nicht einfach werden würde, sie zu töten.
    Sollte er warten? Früher oder später musste sie sich ja umdrehen.
    Je länger er wartete, desto größer das Risiko gesehen zu werden, wenn er sie aus dem Haus trug. Und er musste sie mitnehmen. Er musste ihre Leiche im Kofferraum seines Wagens wegschaffen und an einem Ort verstecken, wo man sie niemals finden würde.
    Leute verschwanden dauernd, aus verschiedensten Gründen. Aber wenn man sie hier fände, mit einem Pfahl im Herzen …
    Für die Polizei wäre es das Werk eines blutrünstigen Verrückten. Die Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und die Leute verunsichern. Das Schlimmste war aber, dass dann eine Legion von Vampiren vor dem Jäger in ihrer Mitte gewarnt wäre.
    Und alles wäre umsonst gewesen, weil Polizei oder Leichenbeschauer mit Sicherheit den Pfahl aus ihrem Herzen ziehen würden. Sie würde zu neuem Leben erwachen und erneut die Nacht durchstreifen.
    Nein. Sie musste verschwinden.
    Eine Bodendiele knarrte, als er an ihr Bett trat. Sie stöhnte und wand sich unter dem Laken, drehte sich aber nicht um.
    Mit dem Pflock zwischen den Zähnen streckte er eine Hand aus, griff mit den Fingerspitzen nach dem Laken und zog es behutsam von ihrer Schulter. Ihr Atem ging weiter tief und gleichmäßig, doch sein eigener beschleunigte sich.
    Vorsichtig enthüllte er ihren nackten Rücken, die sanften Kurven ihres Gesäßes, die eleganten Beine.
    Sie war ein Vampir, ein widerlicher, mordender Dämon, doch ihr Körper war der einer schlanken jungen Frau. Er spürte eine Hitzewallung in der Leistengegend. Die vertraute Mischung aus Angst und Begierde packte ihn – in solchen Augenblicken befand er sich in einem fast ekstatischen Zustand. Früher hatte er sich für seine Erregung geschämt. Aber letztendlich hatte er sie als Entschädigung für seine Entbehrungen betrachtet. Als eine Art Belohnung für seine Risiken.
    Ohne diesen Ausgleich hätte er schon lange den Willen verloren, seinen Kreuzzug fortzuführen. Bei männlichen Vampiren spürte er statt Erregung nur Ekel. Deshalb hatte er aufgehört, sie zu jagen. Einerseits hielt er das für seinen größten Fehler, andererseits tat er immerhin, was er konnte. Er stand allein gegen eine Armee. Er konnte sie nicht alle erledigen. Er musste eine Auswahl treffen. Also wählte er die Frauen. Sie waren furchteinflößend, aber sie erregten ihn auch.
    Ihren linken Arm hielt sie an die Seite gepresst; er konnte ihn nur bis zum Ellenbogen sehen, der Rest war durch ihren Oberkörper verdeckt. Er beugte sich vor und betrachtete die Schwellung ihrer Brust. In der kalten Morgenluft war sie wie ihr Arm von Gänsehaut überzogen, die Brustwarze aufgerichtet. Ihre andere Brust konnte er nicht sehen.
    Er starrte sie an. Mit dem Pfahl zwischen seinen Zähnen konnte er die Lippen nicht schließen. Speichel floss ihm aus dem Mund. Schnell riss er die Hand hoch, um den Sabber abzufangen. Zu spät.
    Ein Speichelfaden tropfte auf den Arm des Vampirs. Murmelnd zog sie den anderen Arm unter dem Kopfkissen hervor und wischte über die feuchte Stelle. Sie drehte sich auf den Rücken und runzelte irritiert die Stirn. Ihre Augen blieben geschlossen. Dann ließ sie die Hand neben ihrer Hüfte auf die Matratze fallen. Sie rieb sie am Laken trocken und
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