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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
Autoren: Richard Laymon
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entrissen hatte.
    »Na gut«, sagte Pete, »ich glaube, das ist tatsächlich die richtige Straße.«
    »Der große Navigator.«
    »Sieht gar nicht aus wie eine richtige Geisterstadt«, bemerkte Jean.
    »Das ist auch nicht die Geisterstadt«, sagte Barbara. »Aber letztes Mal haben wir hier angehalten und einen Blick darauf geworfen, bevor wir nach Sagebrush Flat gefahren sind.«
    »Eigentlich kaum der Rede wert«, sagte Pete. »Wollt ihr es euch trotzdem kurz ansehen?«
    »Ich würde lieber gleich zur Hauptattraktion fahren.«
    Auch wenn Jean vorhin gesagt hatte, wie schwer es sei, ihn aus dem Haus zu bekommen, hatten sie doch im letzten Jahr einige Tagesausflüge unternommen, um die Gegend zu erkunden. Manchmal gemeinsam mit Pete und Barbara, ein paarmal allein und hin und wieder mit Lane – wenn sie ihre 17-jährige Tochter dazu hatten überreden können. Solche Ruinen wie die, an der sie gerade vorbeifuhren, hatte Larry bei ihren Touren öfter gesehen, aber keine echte Geisterstadt.
    »Fragt ihr euch nicht auch, wer an solchen Orten gelebt hat?«, fragte Jean.
    »Goldsucher, nehme ich an«, antwortete Pete.
    »›Tote Typen‹«, zitierte Larry.
    »Spar dir deine morbiden Kommentare.«
    »Eigentlich ist das Lanes Kommentar gewesen. ›Tote Typen. ‹ Weißt du noch, Schatz?«
    »Lane ist damals zurück zum Auto gegangen und hat auf uns gewartet. Sie wollte nichts damit zu tun haben.«
    »Das kenne ich«, sagte Barbara. »Ich finde diese Orte zwar interessant, muss aber auch dauernd daran denken, dass, wer immer auch da mal gelebt hat, sich schon eine ganze Weile die Radieschen von unten ansieht.«
    »Die Kakteen«, sagte Pete.
    »Jedenfalls sind sie tot. Das macht die Sache irgendwie gespenstisch.«
    »Umso besser für Larry.«
    »Mich stört’s nicht«, sagte Jean. »Ist doch super zu sehen, wo die Leute gelebt haben, und sich vorzustellen, wie es wohl damals gewesen ist. Das ist Geschichte.«
    »Apropos Geschichte«, sagte Larry, »was wisst ihr eigentlich über diese Geisterstadt?«
    »Nicht viel«, meinte Pete.
    » Er weiß ja noch nicht mal, wo sie ist.«
    »Bestimmt steht was darüber im Reiseführer.«
    »Nee. Haben wir schon nachgeguckt.«
    »Anscheinend nicht spektakulär genug«, sagte Pete. »Vielleicht ist es keine offizielle Geisterstadt oder was auch immer nötig ist, um im Reiseführer erwähnt zu werden. Es ist einfach nur ein langgestreckter, verlassener Ort an der Straße.« Unvermittelt grinste er Larry an. »Meinst du, die Stadt existiert nur für uns? Als eine Art Hirngespinst?«
    »Eine Geister-Geisterstadt.«
    »Genau. Wie gefällt dir das? Noch eine Idee für dich. Bald musst du mir ein Beraterhonorar zahlen.«
    »Schreib die Bücher doch einfach selbst, davon hast du mehr.«
    »Vielleicht sollte ich es mal versuchen. Wie lange braucht man, um so ein Ding rauszuhauen?«
    »Ungefähr sechs Monate. Und 25 Jahre, um zu lernen, wie man es macht.«
    »Du solltest besser weiter Fernseher reparieren«, sagte Barbara.
    »Kommt jetzt bald die Abzweigung?«, fragte er.
    »Ich sag dir schon Bescheid.«
    »Letztes Mal sind wir nicht dazu gekommen, die Stadt richtig zu erforschen«, sagte Pete. »Wir haben zu viel Zeit damit verschwendet, in dem Steinhaufen da hinten rumzuvögeln.«
    »Pass auf, Freundchen.«
    »Jedenfalls mussten wir nach Hause, weil du eine Party gegeben hast. Also sind wir einfach durch Sagebrush durchgefahren.«
    Mein Gott, dachte Larry, es stimmt wirklich, sonst hätte Barbara nicht so reagiert. Sie haben tatsächlich zwischen den baufälligen Mauern dieser Ruine gebumst, ohne Tür, ohne Dach, praktisch im Freien.
    Einen Moment lang war er dort. Barbara lag unter ihm, ihre Augen halb geschlossen, die Lippen geöffnet, bei jedem seiner Stöße wand sich ihr nackter Körper vor Lust.
    Rasch verbannte er das Bild aus seinem Kopf und schämte sich für seine Begierde und den kleinen Verrat, den er damit begangen hatte. Andererseits taten Tagträume niemandem weh. Er hatte häufig solche Fantasien, und sie betrafen nicht nur Barbara. Aber er hatte Jean noch nie betrogen, und so sollte es auch bleiben.
    »Wir sind gleich da«, verkündete Barbara.
    Pete bremste fast vollständig ab, als er nach rechts abbog. Die Straße vor ihnen sah aus, als wäre sie von einer ganzen Generation von Straßenarbeitern im Stich gelassen worden. Von der Mittellinie konnte man nur noch ein paar verblichene Spuren erkennen. Der graue Asphalt war von der Sonne ausgedörrt, voller Risse und Löcher.
    Der
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