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Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake

Titel: Der Pfahl - Laymon, R: Pfahl - Stake
Autoren: Richard Laymon
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Wagen schlingerte und wackelte hin und her, während Pete versuchte, den schlimmsten Schlaglöchern auszuweichen. Larry klammerte sich an der Armstütze fest.
    »Fahr ein bisschen langsamer«, sagte Barbara.
    »Du willst doch auch ankommen, oder?«
    »Ja, aber in einem Stück, wenn’s geht.«
    Eine Erhebung ließ den Wagen aufbocken und Larrys Zähne aufeinanderschlagen.
    »Verflucht!«, schnauzte Barbara.
    »Schon gut. Den hab ich nicht kommen sehen.«
    Nachdem er vom Gas gegangen war, ruckelte der Wagen zwar immer noch, aber die Fahrt wurde weniger strapaziös. Larry lockerte seinen Griff um die Armstütze. Als er aus dem Seitenfenster blickte, sah er das rostige Wrack eines umgekippten Autos. Das Dach war eingedrückt, der Wagen hatte keine Räder mehr. Er lag ein gutes Stück hinter der Straßenböschung, umgeben vom Müll der Wüste: Felstrümmern, Kakteen, herumwehendem Gestrüpp. Larry konnte sich nicht vorstellen, wie das Auto in diese Lage geraten war. Er überlegte, das Wrack zu erwähnen, entschied sich aber dagegen. Vermutlich hätte es Pete zu einer neuen Idee für eine Geschichte inspiriert.
    Bestimmt gab es eine ganz gewöhnliche Erklärung dafür, wie es dort gelandet war. Vielleicht war es nach einer Panne von seinen Besitzern am Straßenrand stehen gelassen worden. Andere Leute waren vorbeigekommen und hatten es nur aus Blödsinn über die Böschung geschoben und umgeworfen. Aus reiner Langeweile. Oder jemand hatte die Reifen abmontieren wollen; es war wahrscheinlich einfacher, das Ding umzudrehen, als jede Ecke einzeln aufzubocken.
    Nicht einfach irgendjemand.
    Larry fühlte einen kurzen Schauder des Entzückens.
    Eine marodierende Bande von Wüstenräubern. Eine primitive, blutdürstige Meute.
    Womöglich warteten sie auch nicht einfach darauf, dass jemand eine Panne hatte. Sie blockierten die Straße oder brachten eine Sprengfalle an, um die unglücklichen Reisenden zu überfallen. Die Männer schlachteten sie ab, die Frauen schleppten sie mit zu ihrem Unterschlupf – vielleicht eine verlassene Mine – und amüsierten sich dort mit ihnen.
    Nicht schlecht. Gut genug, um später damit herumzuspielen und auszuprobieren, ob es funktionieren könnte. Er brauchte nämlich eine neue Idee, und zwar bald.
    »Gleich hinter der Kurve«, sagte Barbara.
    Larry starrte durch die Windschutzscheibe, aber niedrige, steinige Hügel versperrten ihm den Blick. Die Straße wand sich durch eine Lücke zwischen den trostlosen Anhöhen.
    Vielleicht kann ich die Geisterstadt noch in die Straßenräuber-Idee einarbeiten, dachte Larry, als sie durch den engen Pass fuhren.
    »Da vorne!«, verkündete Pete.

2
    Entlang der Straße nach Sagebrush Flat standen die Überreste von Schuppen, die der Wüstenwind zerrüttet hatte. Die Häuser aus Stein, Lehmziegeln oder Ziegelsteinen waren besser erhalten, aber auch sie machten einen verfallenen Eindruck; die Türen standen offen und die Fensterscheiben waren eingeschlagen. Hier und da lagen Bretter vor den Eingängen und Fenstern auf dem Boden. Larry nahm an, dass man die Häuser irgendwann einmal mit dem Holz verrammelt hatte.
    Die verwitterten Wände der alten Gebäude waren übersät mit Einschusslöchern, voller Kritzeleien und Graffitis. Hinterlassenschaften von Besuchern der toten Stadt, die aus deren Kadaver einen Spielplatz gemacht hatten.
    Viele der Vorgärten waren von eingestürzten Zäunen umgeben. Zwischen Kakteen und Gestrüpp sah Larry alte Möbelstücke vor einigen Häusern liegen: ein Sofa, zwei Rohrstühle, den verbogenen Aluminiumrahmen eines Liegestuhls. Neben einem der Häuser stand eine Badewanne. Neben einem anderen lag eine umgedrehte Kloschüssel, die anscheinend als Ziel für Schießübungen gedient hatte. Eine rostige Motorhaube lehnte an einer Veranda. Daneben lag ein Satz Reifen, und Larry dachte an das Autowrack ohne Räder, das er vor ein paar Minuten gesehen hatte.
    »Nicht gerade Beverly Hills, oder?«, bemerkte Pete.
    »Mir gefällt es«, sagte Larry.
    »Mensch, und wir haben unsere Sprühdosen vergessen«, meinte Jean. »Wie sollen wir den Ort denn ohne unsere Farbe verunstalten?«
    »Wir können ja ein bisschen rumballern.« Pete griff unter seinen Sitz und zog einen Revolver hervor. Er steckte in einem Holster ohne Gürtel. Larry erkannte die.357 Smith & Wesson, mit der er ein paarmal gefeuert hatte, als sie letzten Monat schießen gewesen waren. Ein Prachtstück.
    »Um Himmels willen, leg das weg«, sagte Barbara.
    »Ich mach doch nur
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