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0808 - Anruf aus dem Jenseits

0808 - Anruf aus dem Jenseits

Titel: 0808 - Anruf aus dem Jenseits
Autoren: Michael Breuer
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Lyon, Frankreich.
    Michel Corbiere fröstelte unwillkürlich, als er die Worte vernahm, mit denen in dieser Nacht ein leibhaftiger Dämon beschworen werden sollte. Seine Augen suchten Blickkontakt zu den vier Freunden, die mit ihm an dem düsteren Ritual teilnahmen.
    Niemand beachtete ihn. Weder Claude, noch Georges oder Paul und auch nicht Christine.
    Sie alle starrten gebannt auf Karl, der das düstere Ritual leitete und die Beschwörungsformeln sprach.
    Besonders Christine…
    Corbiere spürte einen schmerzhaften Stich im Herzen und versuchte, die aufsteigenden Erinnerungen zu verdrängen. Er wandte seine Aufmerksamkeit ebenfalls Karl zu.
    Der etwa 50 Jahre alte, stämmig gebaute Österreicher hatte die Arme ausgebreitet und die Hände zu Fäusten geballt, als wolle er den beschworenen Dämon allein durch die Kraft seines Willens in den Bannkreis zwingen.
    Während er seinen Anstrengungen zusah, dachte Corbiere darüber nach, wie absurd die ganze Angelegenheit im Grunde war. Da ließ sich eine Gruppe junger Studenten von einem fast völlig Fremden dazu überreden, an einem magischen Ritual teilzunehmen. Sie kannten Karl Zindler nicht einmal drei Wochen, aber es war dem Österreicher ein Leichtes gewesen, sie alle dazu zu bringen, sich die Sache doch wenigstens einmal anzusehen.
    Auch Corbiere hatte sich schließlich breitschlagen lassen. Wie die anderen Mitglieder der Runde glaubte zwar auch er nicht wirklich an die Existenz des Übernatürlichen, doch vielleicht mündete Karls mystischer Hokuspokus ja in einer Art mitternächtlichem Happening. Für ungewöhnliche Partyspäße waren Corbiere und seine Freunde immer zu begeistern.
    »Erscheine!«, rief Zindler noch einmal mit donnernder Stimme. Ein Knistern lag in der Luft. Die Atmosphäre schien fast elektrisch geladen zu sein.
    Wieder fröstelte Corbiere und wünschte sich mit einem Mal, doch besser zu Hause geblieben zu sein.
    Der Ort und die unheimliche Stimmung nagten an seinem Gemüt. Rein äußerlich handelte es sich nur um einen gewöhnlichen, schmutzigen Hinterhof in einer tristen Hochhaussiedlung. Heruntergekommene Wohnsilos reihten sich dicht an dicht. Corbiere wusste natürlich, warum Karl gerade diesen Ort für seine Beschwörung ausgewählt hatte. Es war kaum zu glauben, doch vor nicht einmal 100 Jahren hatte hier noch eine kleine Kirche gestanden, die jedoch einem Feuer zum Opfer gefallen war. Glaubte man den Erzählungen des Österreichers, hatte es sich damals um Brandstiftung gehandelt, angezettelt von einer Gruppe Teufelsanbeter.
    Die Kirche war nie wieder aufgebaut worden und längst war der Boden, auf dem sie einst gestanden hatte, entweiht.
    Hier sind Menschen gestorben, durchzuckte es Corbiere. Er erinnerte sich, dass die Kirche während des Brandes prall gefüllt gewesen war mit Gemeindemitgliedern. Das Feuer war im Laufe der Sonntagsmesse ausgebrochen und niemandem war die Flucht aus dem Gotteshaus gelungen.
    Er fühlte sich immer unbehaglicher. Hatte Corbiere ursprünglich noch gedacht, ihn würde eine Art Schwarze Messe erwarten, musste er diesen Eindruck langsam revidieren.
    Was Karl hier veranstaltete, hatte nichts mit den Teufelsbeschwörungen zu tun, wie sie dem Franzosen aus der einschlägigen Gruselliteratur bekannt waren. Es gab keine umgedrehten Kreuze, keine nackten Jungfrauen oder ähnliche Versatzstücke - nur die um den Kreidekreis versammelten Freunde.
    Auch die Anderen begannen langsam unruhig zu werden, denn links und rechts von sich konnte Corbiere Gemurmel hören. Der Wind trug Christines leises Kichern an sein Ohr. Er war nicht verwundert, dass sie lachte. Sie schien das Ganze immer noch für einen riesengroßen Jux zu halten. So wie sie nie etwas ernst nahm im Leben…
    »Seht«, riss ihn eine Stimme in die Wirklichkeit zurück, bevor sich seine Gedanken ein weiteres Mal in schmerzlichen Erinnerungen verlieren konnten, »er ist gekommen!«
    Zindlers Stimme schien sich fast zu überschlagen.
    Und als Corbiere in die Mitte des Kreidekreises blickte, verstand er auch warum. Ein Trick, fuhr ihm unwillkürlich durch den Kopf, das kann nur ein Trick sein!
    In der Mitte des Bannkreises war eine leuchtend blaue Kugel erschienen, die aus purer Energie zu bestehen schien.
    Corbieres Blick glitt wieder zu Karl. Wenn das eine Show war, dann eine verdammt gute!
    Das Leuchten der Kugel verstärkte sich und erhellte jetzt auch die tiefsten Winkel des schmutzigen Hinterhofes. Immer wieder lösten sich kleine Lichtblitze aus ihrem
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